2024-05-10T08:19:16.237Z

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FC Bayern München - - SC Freiburg
FC Bayern München - - SC Freiburg – Foto: Stefan Matzke

Krätzig „ist der Beleg“ – Sauer bittet beim FC Bayern Campus um Geduld

Rückenwind durch Freund

Der FC Bayern bringt immer wieder Top-Talente wie Krätzig und Co. hervor. Dem trotzdem schlechten Ruf des NLZs will Leiter Sauer entgegentreten.

München – Drei Profi-Einsätze, 106 Minuten – und eine Steigerung um 900 Prozent. Als am Mittwoch die geschätzten Marktwerte der Bundesliga-Spieler veröffentlicht wurden, horchte man nicht nur an der Säbener Straße, sondern auch am FC Bayern Campus auf. 1,5 Millionen Euro – und nicht mehr 150 000 wie zuletzt – soll Frans Krätzig, seit 2017 im Verein, nun wert sein.

Und trotzdem geht es Campus-Leiter Jochen Sauer nicht nur um Geld, wenn er gegenüber unserer Zeitung sagt: „Frans ist der aktuelle Beleg dafür, dass wir in der Lage sind, Talententwicklung auf höchstem Niveau anzubieten.“

Krätzig bei Bayern München „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“

Der 51-Jährige hat sich viel Zeit genommen, und es soll im Gespräch auch nicht nur um Krätzig gehen. Trotzdem fällt der Name des talentierten 20-Jährigen immer wieder, weil er für so viele Themen steht, die am 2017 eröffneten Nachwuchsleistungszentrum im Münchner Norden aktuell sind.

Keine drei Wochen ist es her, dass der Rekordmeister den gebürtigen Nürnberger mit einem Profivertrag ausgestattet hat, laut Sauer „der Lohn für harte Arbeit“. Dennoch, so führt der Chef aus, zeige der Fall Krätzig auch, „dass man den Sprung nach oben nicht immer im Detail durchplanen kann“. Dass Thomas Tuchel auf den erst im Frühjahr zum Linksverteidiger umgeschulten Campus-Bewohner setzte, hatte vor allem mit Verletzungen im Profi-Kader zu tun. Krätzig allerdings nutzte seine Chance – Sauer: „Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.“

Sauer sieht großes Potenzial den nächsten Krätzig hervorzubringen

In Bundesliga und DFB-Pokal (inklusive Tor) hat Krätzig schon debütiert, womöglich folgt am Dienstag in Istanbul der erste Einsatz in der Königsklasse. Aber Sauer richtet den Blick ganz bewusst auch auf die, die ihm nacheifern können. Dass Jamal Musiala („Unterschiedsspieler“) genauso lange in der Bayern-Jugend ausgebildet wurde wie einst David Alaba, betont er nicht ohne Grund; es fallen außerdem Namen der Leihspieler Josip Stanisic, Ari Ibrahimovic, Paul Wanner, Gabi Vidovic und Malik Tilmann sowie Tarek Buchmann, der seit dieser Saison zum Tuchel-Kader gehört.

Auch in den Jahrgängen danach „sehen wir viele Spieler, denen wir zutrauen, den Sprung eines Tages zu schaffen“. Denn die Arbeit am Campus, auch das ist bei der Analyse wichtig, könne man nach sechs Jahren „noch gar nicht im vollen Umfang beurteilen. Viele Maßnahmen, die wir eingeleitet haben, greifen erst jetzt richtig.“

Campus-Leiter Sauer: Sprung beim FC Bayern „ungleich schwerer“

Sauer ist seit Beginn an dabei, und er hat sehr wohl vernommen, dass das Image des NLZs ausbaufähig ist. Die nächsten Lahms und Müllers werden öffentlich verlangt (Sauer: „Jeder hatte seine eigene Geschichte“), der Sprung nach oben ist beim FC Bayern aber freilich „ungleich schwerer“ als den meisten anderen Clubs. Trotzdem hat der FC Bayern nach eigenen Langzeit-Erhebungen seit dem Jahrgang 1980 die meisten Profispieler aller Bundesliga-Vereine ausgebildet: 125 Stück, 35 davon sogar für eine europäische Topliga. Diese Zahlen hat Sauer jüngst auch im Aufsichtsrat präsentiert.

Man hat die Jugend im Blick, das zeigen auch die Personalentscheidungen. Über Tuchel sagt Sauer: „Ihm ist es wichtig, sich auch um die jungen und entwicklungsfähigen Spieler zu kümmern.“ Das zeigt auch das Beispiel von Mathys Tel, der sich unter diesem Trainerteam hervorragend weiterentwickelt hat (Marktwert: 50 statt 20 Mio. Euro).

„Die Jungs müssen ihre Grenzen spüren.“

Bayern Campus-Leiter Jochen Sauer

Vor allem aber hat die Verpflichtung von Christoph Freund für Rückenwind am Campus gesorgt. Sauer und der Sportdirektor sind seit Salzburger Zeiten befreundet, „wir denken in vielen Bereichen ähnlich“, Top-Talentebetreuer Richard Kitzbichler kommt zudem „eine Schlüsselposition bei der Begleitung der Spieler auf dem Weg zum Profi“ zu. Das Alter zwischen 18 und 21 nennt Sauer entscheidend – und das Netzwerk ausbaufähig. Ziel ist es, gemeinsam mit Freund in „Partner- oder Kooperations-Vereinen Möglichkeiten für unterschiedliche Leistungs-Level anzubieten“. Für einen Fortschritt „müssen die Jungs ihre Grenzen spüren“.

Sauer geht es um jeden einzelnen Spieler, aber auch um das große Ganze. Mit vielen europäischen Topclubs sieht er den Campus auf Augenhöhe, Benfica Lissabon und Ajax Amsterdam aber sind Vorbilder: „Da wollen wir mittelfristig hin.“ Krätzig ist ein Anfang. Fortsetzung soll folgen. (Hanna Raif)

Fußball-Fachmann: Christoph Freund hat auch die Jugend am Ball im Blick – und teilt Sauers Ansichten.
Fußball-Fachmann: Christoph Freund hat auch die Jugend am Ball im Blick – und teilt Sauers Ansichten. – Foto: IMAGO/Ulrich Hufnagel

Aufrufe: 020.10.2023, 11:51 Uhr
Hanna RaifAutor