2024-05-08T14:46:11.570Z

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1860-Sportchef Günther Gorenzel und Trainer Maurizio Jacobacci. stecken die Köpfe zusammen.
1860-Sportchef Günther Gorenzel und Trainer Maurizio Jacobacci. stecken die Köpfe zusammen. – Foto: Imago / Ulrich Wagner

Ismaik attackiert Gorenzel - und das Präsidium will ihn abmahnen

TSV 1860: Wirbel um Sportchef vor Heimspiel gegen Elversberg

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Schafft Jacobacci seinen ersten Sieg als 1860-Trainer? Das Duell mit Elversberg wird überschattet durch neue Querelen. Ismaik spricht Gorenzel die Kompetenz ab.

Bis zum 7. Spieltag schimmerte die Welt des TSV 1860 in himmelblauen Farben. Startrekord, Tabellenführung, das Auswärtsspiel beim SV Elversberg schien eine weitere Pflichtübung zu werden. Die Löwen verloren das Duell mit dem Überraschungsneuling so krachend wie verdient: 1:4. Der Anfang vom Ende der Aufstiegsträume, wie man heute weiß.

Jetzt, da das Rückspiel im Grünwalder Stadion bevorsteht (Dienstag, 19 Uhr), ist die Situation eine komplett andere. Michael Köllner, damals als Erfolgscoach bewundert, ist weg. Sportchef Günther Gorenzel, damals für einen „Top-Transfersommer“ gefeiert, hat sich zurückgezogen. Vom Aufstieg spricht in Giesing schon lange keiner mehr. Dafür beginnt die Aufarbeitung der sportlichen Talfahrt. Den ersten Stein warf am Montagabend der Investor – indem Hasan Ismaik via „SZ“ harte Attacken gegen Gorenzel fährt. Gegen den Mann, der Köllner gegen den Willen der HAM-Seite entlassen hat.

Wir sind ohne einen fähigen Trainer in mehrere entscheidende Spiele gegangen.

Ismaik-Vorwurf, geäußert in der Süddeutschen Zeitung.

„Als ich den Trainer und den Sportdirektor im Januar in München getroffen habe, habe ich ihnen klar gesagt, dass sie zusammen stehen und zusammen fallen“, wird Ismaik zitiert: „Keiner von ihnen ist alleinverantwortlich für Erfolg oder Misserfolg auf dem Platz. Es ist ein gemeinsames Projekt, aber nur Köllner hat den Preis des Scheiterns bezahlt.“ Was Ismaik nach wie vor sauer aufstößt. „Die Entscheidung hat sich als falsch erwiesen“, wettert er, „sie wurde ohne adäquate Planung getroffen. Wir sind ohne einen fähigen Trainer in mehrere entscheidende Spiele gegangen.“ Aus Ismaiks Sicht gibt es „Gründe, anzunehmen, dass dieses Vorgehen die Grundsätze der Corporate Governance (Regeln der Unternehmensführung/Red.) gebrochen hat, was untersucht werden muss.“

Imaik lässt offen, wie diese Untersuchung vonstatten gehen soll – und schießt derweil munter weiter gegen Gorenzel, dem er natürlich auch nicht zutraut, eine vernünftige Planung für die kommende Saison auf die Beine zu stellen. „Wenn man jemandem Jahr für Jahr ein Ziel setzt und ihm die Mittel gibt, es zu erreichen, und er schafft es nicht, wird er es nie schaffen. Das ist klar“, ätzt der Investor. Mit anderen Worten: Gorenzel soll den Club sofort verlassen, was ihm ja schon Ismaiks Statthalter Anthony Power per E-Mail nahegelegt hat.

Ismaik hört sich so an, als würde die e.V-Seite um Robert Reisinger weiter an Gorenzel (Vertrag bis 2024) festhalten. Diese Annahme jedoch geht an der Realität vorbei. Nach Informationen unserer Redaktion wollte das Präsidium beide Geschäftsführer Ende vergangener Woche abmahnen (also auch Finanzchef Marc-Nicolai Pfeifer) – weil sie sich bei der Einstellung von Maurizio Jacobacci, dem Trainerfavoriten der HAM-Seite, Formfehler begangen hätten. Auch in diesem Fall haben das letzte Wort wohl die Juristen.

Köllner hinterlässt Flipchart-Botschaft in Jacobaccis Büro

Leidtragender der neuen Unruhe ist Jacobacci, Köllners Nachfolger. Gerade hatte der Italiener das Gefühl, dass er die verunsicherte Mannschaft erreicht – das 2:2 in Duisburg bestärkte ihn in diesem Glauben (trotz der verspielten 2:0-Führung). Schon ist es vorbei mit dem ungestörten Arbeiten. Bezeichnend für die missliche Lage: Im September war das Duell mit Elversberg das Topspiel der Liga. Heute werden noch 300 Tickets an der Abendkasse erhältlich sein. „Der erste Sieg ist immer der schwerste - je schneller, desto besser“, sagt Jacobacci. Zwar würden dem Team „Charaktertypen“ fehlen. Aber, betonte er: „Das Team ist hellhörig.“ Der Wille sei erkennbar. „Und wenn man will“, argumentiert er, „dann kann man auch.“

Sechzig sei „keine einfache Aufgabe“, fasst der Italiener seine ersten zwei Woche bei 1860 zusammen. Umso mehr habe ihn eine persönliche Nachricht in seinem Büro gefreut – handgeschrieben von einem, der weiß, wovon er spricht: „Michael Köllner hat mir eine Botschaft auf dem Flipchart hinterlassen. Das war nicht alltäglich und hat mich berührt. Ich habe mich bedankt für seine Worte.“

Aufrufe: 013.3.2023, 20:30 Uhr
Uli KellnerAutor