2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielbericht

Irrungen und Verwirrungen

Die Ausgangslage war diffus. Vor dem Spiel, nach dem Spiel und jetzt immernoch.

Wir erhalten zahlreiche Anrufe, immer mit dem gleichen Inhalt: Wer steigt denn nun aus der Landesklasse ab? Und warum?

BERICHT von Harry Suhr // SV BW Niederpöllnitz

Vor ein, zwei Wochen schien alles klar zu sein. BW schien gerettet, weil dieses und jenes eingetreten war. Vor allem natürlich die tollen Siege der Niederpöllnitzer, die die Mannschaft auf Rang 3 im Power Ranking schob. Nun aber rangiert Eisenberg (ja, um die Mannschaft geht es beim eventuellen Abstieg auch) im hellgrau eingefärbten Platz 13, auf dem sie nach der Niederlage gegen Schweina abgerutscht ist. Und Niederpöllnitz ist plötzlich im grauen Feld der Absteiger der Landesklasse. Eine offizielle Bestätigung der dadurch erwachsenen bösen Vermutungen liegt noch nicht vor.

Böse, ganz böse war auch die erste Halbzeit der Niederpöllnitzer gegen Weimar anzusehen. Am liebsten würden wir den Mantel des Schweigens mit großem Schwung über diese 45 Minuten werfen, die erneut L. Müller und P. Menzel verletzt, P. Sporer (erkrankt), Ph. Müller (gesperrt), Otto und Lunow von der Bank bzw. am Liveticker zu Hause erleben mussten. Dabei ging es emotional los. Vor dem Anpfiff wurde Felix Theileis nach 233 Pflichtspielen für BW verabschiedet. 2008 hatte er gegen den FV Gera-Süd sein erstes Punktspiel absolviert. Mit dabei damals Andre Franke, der diesmal wieder Philipp Müller im Tor hervorragend ersetzte. In den ersten 10 Minuten hatten aber weder er noch sein Gegenüber irgendetwas zu tun. Sommerfußball der chanenlosen Art wurde geboten. Einziger Aufreger war die ohne gegnerische Einwirkung erfolgte Verletzung von Menzel, der aber nach zwei Minuten der Behandlung wieder mitwirken konnte. Und wie! Nachdem Müller und Calenius erste Warnschüsse abgegeben hatten (Franke und Peters verhindern den Einschlag/ 13., 17.), scheppert es nach 23 Minute das erste Mal im Niederpöllnitzer Kasten. Nach einem tollen Pass in die Schneittstelle bewegt sich Menzel wieselflink und clever und schnippelt den Ball an Franke vorbei. Der 90 Minuten ununterbrochen singende SC-Anhang frühzeitig aus dem Häuschen. Marcel Peters holte sich frühzeitig die gelbe Karte ab, weil ihm schon wieder etliches im Defensivverbund aufgestoßen war und musste ca. 70 Minuten vorsichtig zu Werke gehen. Aber auch er war nicht in der Lage, die nächsten Gegentore zu verhindern. Innerhalb von 5 Minuten schraubten Müller und Menzel das Ergebnis in eine Höhe, die wohl niemand mehr an eine Wende glauben ließ. Das Muster war immer und immer wieder das Gleiche und ähnelte in seiner Entstehung bis zum Abschluss dem 0:1. Während Menzel die Bälle an Franke vorbeilegte, gelang Müller ein Treffer mit Seitfallzieher, der allerdings nicht unhaltbar schien. Niederpöllnitz zeigte dagegen eine Leistung zum Vergessen. Hinten aufgescheucht, vorn nicht stattfindend. Landesklassentauglich war das in keiner Phase.

Was will man nun nach einem 0:4-Rückstand in den foldenden 45 Minuten der zweiten Halbzeit machen? Das Gesicht bewahren, die Fans mit einer ordentlichen Leistung auf die Seite der Mannschaft ziehen. Was anderes blieb ja auch nicht mehr übrig. Und ausgerechnet der Verabschiedete, der heute als Kapitän auflaufende Theileis setzte das Jagdhorn an die Lippen und bleis zur Aufholjagd. 4 Minuten nach Wiedernapfiff steht er am langen Pfosten und bekommt den Ball vor die Stirn. Nur noch 1:4 und die Fans spürten, dass sich da etwas entwickeln könnte. Zumal durch das Nach-vorn-Ziehen von Peters auch im Offensivbereich mehr zu erwarten war. Aber die Gäste waren nur kurz ins Grübeln nach dem Gegentreffer gefallen, übernahmen wieder das Kommando und hatten durch Müller die nächste Großchance, die Franke zur Ecke entschärft (61.). In den nächsten 10 Minuten gab es im BW-Strafraum einige brenzlige Situationen, die aber Kurz, Theileis, Zipfel und Glück bereinigen konnten. Vorallem Müller und Dietrich werden ihren Chancen hinterhertrauern. Denn das wäre tatsächlich fast noch schief gegangen, denn nun belohnte sich Niederpöllnitz in der Schlussphase für sein Bemühen, seinen Einsatz und das wiedergefundene Spielverständnis mit zwei Toren (Sporer/76., Nitzsche/87.). Zum Sieg reichte es leider nicht mehr. Auch nicht zum erhofften Unentschieden. Aber selbst der eine Punkt hätte dann nicht mehr gereicht, um die graue Zone der Tabelle zu verlassen.

In Niederpöllnitz hat nun das Warten begonnen. Mal schauen, wann der Verband sich zu der am 5.6.23 herausgegebenen Auf- und Abstiegsregelung äußert. Für die Fans sollten solche Regularien, die so manchem wie höhere Mathematik oder grammatikalische Grund-Folge-Beziehungen vorkommen, einfach einmal überdacht werden. Aber vielleicht bin ich da einfach - wie bereits mehrfach bemerkt - zu oldschool.

Aufrufe: 018.6.2023, 10:12 Uhr
Gerhard SuhrAutor