2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht

Im Stile eines Spitzenteams – Absteiger Hadern zerlegt Wolfratshausen

Die Zuschauer am Heiglhof rieben sich mehrfach die Augen. Doch nicht so sehr der strahlenden Sonne wegen, sondern ob der Darbietung der heimischen Haderner. Die als Absteiger bereits feststehende Mannschaft von Coach Tobi Taverna ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, dass die Serie von 15 sieglosen Spielen an diesem Tag enden sollte.

Bereits nach einer guten Viertelstunde hieß es 3:0 aus Sicht der Gastgeber. Auch noch so leidenschaftlich vorgetragene Appelle vom Mannschaftskapitän und Hobby-Proktologen Schubnell („Nehmt den Finger aus dem A….!“) trugen nicht dazu bei, die Gäste-Defensive dicht zu bekommen. Hadern erspielte sich Chance um Chance und ließ dabei nur wenig liegen.

Zur Pause führte man souverän mit 4:0 und man glaubte als Zuschauer, ein Bezirksliga-Spitzenteam in Trikots des TSV Großhadern zu sehen. Klasse Positionsspiel, griffiges Zweikampfverhalten, gefällige Kombinationen und effektive Chancenverwertung. Alles, was über nahezu die gesamte Saison gefehlt hatte, wollte an diesem Tag gelingen. Sogar die sonst etwas sperrige Kommunikation mit dem Schiedsrichter-Gespann hatte eine charmante Leichtigkeit („Hey, Bro!“). Das ganze Spiel passte aus TSV-Sicht zum herrlichen Wetter.

Dass Topstürmer Khareem Zelmat trotz eines beachtlichen Dreierpacks nur ein Bruchteil der Beachtung zu Teil wurde, lag am geradezu epischen Auftritt von Raúl Cosentino. Der bald 40-jährige defensive Mittelfeldspieler mit der Kernkompetenz Zweikampf, Zweikampf, Zweikampf, Balleroberung und Zweikampf lieferte ein Spiel ab, das mit trivialen Superlativen wie „herausragend“, „sensationell“ oder „Weltklasse“ nicht ausreichend gewürdigt wäre. Er machte schlicht „DAS Spiel“ – Punkt! Natürlich hat er jeden Passweg zugelaufen, jeden Ball geklaut und kein direktes Duell hergegeben. Zudem hatte er eine Passquote wie Axel Witsel zu besten Zeiten, bereitete einen Treffer von Zelmat mustergültig vor und erzielte selbst vier Tore! Nochmal zum Mitschreiben: VIER Tore! Und er tat dies, egal ob per Kopf, per Vollspann in den Winkel oder überlegt mit der Innenseite ins lange Eck, mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, als wäre er im Hauptberuf Weltklassestürmer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein wenig übertreibe, würde aber sagen: nein!

Und irgendwer muss diesem bescheidenen und grundsympathischen Menschen und Fußballer ja mal huldigen! Wenn ich als Fan des TSV Großhadern einen Wunsch äußern dürfte, dann trüge „El Matador“ auch in der neuen Saison das Trikot mit der Nummer 3.

Kleiner Wehrmutstropfen aus Sicht des Gastgebers: aufgrund des parallel stattfindenden Dorffestes der Fußballabteilung war es den meisten Edelfans des TSV vorenthalten, diesem Spektakel beizuwohnen, weil sie ihrem ehrenamtlichen Dienst im Zelt nachkamen.

Speziell die überlegene Art und Weise, wie dieser dritte Saisonsieg der Haderner zustande kam, wird dem Team gut tun, aus rein sportlicher Sicht hat der Sieg jedoch keinen Wert. Die Gäste aus Wolfratshausen dürfen trotz der herben Klatsche den Klassenerhalt feiern.

Aufrufe: 022.5.2023, 17:20 Uhr
Oliver SchnitzerAutor