2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Reise des ehemaligen Hassia-Trainers führte ihn bis zur Winzer-Nationalmannschaft Portugals.
Die Reise des ehemaligen Hassia-Trainers führte ihn bis zur Winzer-Nationalmannschaft Portugals. – Foto: System/stock.adobe – Bearbeitung: VRM

"Ich habe nichts in meinem Leben hinterher geweint"

Der langjährige Trainer von Hassia Bingen ist heute Generalsekretär der Union der Europäischen Winzer-Nationalmannschaften

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Region. Als Jugendlicher konnte Nelson Rodrigues sich nicht zwischen Fußball und Hockey entscheiden. Nach durchgeplanten Jahren mit mindestens einer Trainingseinheit pro Tag entschied sich der heute 45-Jährige für den Fußball. Die Versprechungen enger Vertrauter, dass er früh den Sprung in die erste Mannschaft von Hassia Bingen sowie einige weitere Karriereschritte schaffen würden, machten ihm diese Entscheidung einfach. Viele Jahre später zeigt sich der A-Lizenz-Inhaber zufrieden mit all seinen Entscheidungen, auch wenn er weder den Sprung zu den Profis schaffte noch heute als Trainer tätig ist.

Der Sprung zur portugiesischen Winzernationalmannschaft

Nach den zwei Jahren als Übungsleiter der Selecao do Vinho, übernahm Nelson Rodrigues die Rolle als Präsident. Nach seiner zweijährigen Amtszeit folgte die Ernennung zum Ehrenpräsident der Portugiesen.

Mehr zur Tätigkeit im Rahmen der Winzernationalmannschaft erfahrt ihr hier.

Auch im europäischen Rahmen füllt Rodrigues aktuell eine bedeutende Rolle aus. Seit wenigen Wochen ist bekannt, dass die Europameisterschaft im Jahr 2024 offiziell in Portugal stattfindet. Der ehemalige Binger Übungsleiter dient im Rahmen dieses Events als einer der Kommunikatoren und Finanzverantwortlichen. Zudem füllt der gelernte Betriebswirt heute die Rolle des Generalsekretär der "Union of European national football teams of winemakers" (UENFW) aus.

Keine Rückkehr in Sicht

Neben seinem Einsatz für die europäischen Turniere der Winzernationalmannschaften ist Nelson Rodrigues zudem Teil des Orgateams für die Zollamt-Allstars. Seit mehreren Jahren unterstützt der langjährige Trainer bei der Umsetzung einer Benefizveranstaltung. In diesem Jahr wird durch dieses Turnier Geld für die Tafeln gesammelt.

Auf die Frage nach einer Rückkehr an die Seitenlinie antwortete er eindeutig: "Menschlich habe ich mich weiterentwickelt. Vor sechs Jahren hatte ich die Möglichkeit als Trainer den Sprung in den Profibereich zu wagen und habe mich dagegen entschieden. Die Jahre danach folgte die Tätigkeit als sportlicher Leiter und nun bin ich mit verantwortlich für die nächsten Schritte der UENFW. Ich kann sagen, ich habe keinen Gedanken an eine Rückkehr verschwendet." Trotzdem verlängerte Nelson Rodrigues seine A-Lizenz, schaden könne es schließlich nie. Allein die Erinnerungen an seine Zeit im Fußball-Business würde er gegen nichts eintauschen.

Der Weg bis zur Trainerbank

Seine Karrierelaufbahn sucht seines gleichen. Durch die sportlichen Ambitionen in seiner Jugend war es Nelson Rodrigues gewohnt immer ein striktes Ziel vor Augen zu haben. Langeweile kam für ihn nie in Frage. In der A-Jugend spielte der junge Nelson Rodrigues für die Hassia aus Bingen. Bereits als 18-Jähriger schaffte er den Sprung zur Herrenmannschaft. Die Veranlagung des flexibel einsetzbaren Allrounders machte viel Hoffnung für seine fußballerische Zukunft. Trotz seiner zwischenzeitlichen Berufung für die Jugend-Hockeynationalmannschaft entschied sich Rodrigues für die Fußball-Laufbahn.

Im Sommer 1996 meldete sich Waldhof Mannheim für ein Probetraining. In dieser Probewoche hinterließ der frische Aktivenspieler einen guten Eindruck. Der erste Profivertrag stand im Raum. Doch mit der Entlassung des damaligen Trainers und der Verpflichtung von Stefan Kuntz als neuer Übungsleiter waren die Hoffnung "schnell vom Tisch gewischt". Aus der Chance sich im Zweitliga-Kader beweisen zu können, wurde ein Angebot für die Oberliga-Mannschaft der Mannheimer. Dieses lehnte Rodrigues ab. Große Trauer machte sich jedoch nicht breit. Viel mehr nutzte Rodrigues die Chance und finanzierte mit dem Fußball bei Hassia Bingen sein Studium. "Natürlich hätte man gerne die Chance bekommen, doch es sollte nicht sein. Ich kann guten Gewissens sagen: Ich habe nichts in meinem Leben hinterher geweint", sagt der A-Lizenz-Inhaber stolz.

Trainer bei Hassia Bingen

Im Jahr 2012 übernahm Nelson Rodrigues die Rolle als Trainer bei Hassia Bingen. Die Ausgangslage beim ehemaligen Viertligisten war alles andere als rosig. "Als Trainer in ein Boot zu springen, dass kurz vor dem Kentern war, war natürlich mit jeder Menge Aufwand verbunden", erinnert sich Nelson Rodrigues, "wir haben den Verein gerettet und temporär wieder in der Oberliga etabliert. In diesen sieben Jahren haben wir ein Fundament geschaffen."

Vor allem hat sich natürlich die Oberliga-Aufstiegssaison in den Kopf des Übungsleiters gebrannt. Im Jahr 2018 begann der Trainer nebenbei mit seiner Tätigkeit für die Winzernationalmannschaft Portugals. Somit war Nelson Rodrigues in der heißen Saisonphase voll unter Strom: "Eine Woche vor unserem Aufstiegsspiel gegen Neunkirchen fand die Winzer-EM in Slowenien statt. Daher musste ich Dienstags nach Slowenien fliegen", erklärt Rodrigues. Die Leitung in dieser Relegationswoche übernahm Co-Trainer Sandro Schlitz. "Sorgen habe ich mir keine gemacht. Wir waren eine gestanden Mannschaft und die Jungs zogen super mit", schildert Rodrigues seine damalige Entscheidung seine Mannschaft zeitweise allein zu lassen.

Ein Tätigkeit, die unter die Haut geht

Das entscheidende Relegationsspiel gegen die Sportfreunde Eisbachtal hatte es in sich. "Der Druck auf meinen Schultern war riesig. Die Winzer-EM sowie die gesamte Organisation rund um die Nationalmannschaft und das Aufstiegsrennen für die Oberliga", blickt Rodrigues zurück.

In der 83. Minute stand es immer noch 0:0. Hassia benötigte dringend ein Tor. Die Hoffnung bei Co-Trainer Sandro Schlitz begann zu schwinden: "Es sind nur noch sieben Minuten. Wir schaffen das nicht, Nelson." Doch Rodrigues war sich sicher, dass sein Team in diesem Spiel nicht ohne eigenen Treffer das Feld verlassen würde. Wenige Minuten später die Erlösung. In der ersten Minute der Nachspielzeit erzielte Fabian Liesenfeld den entscheidenden Treffer zum Binger Aufstieg. "Man kann kaum beschreiben, was dann abging", schwärmt Rodrigues noch heute, "aber zuallererst ist der gesamte Druck von meinen Schultern abgefallen."

Das folgende Jahr war das Letzte unter der Regie von Nelson Rodrigues. Nach sieben Jahren verlies der Übungsleiter Hassia Bingen mit dem Klassenerhalt in der Oberliga. Bis heute kehrte der A-Lizenz-Inhaber, trotz einiger Angebote, nicht zurück an die Seitenlinie.

Aufrufe: 029.3.2023, 17:00 Uhr
Karim MathisAutor