2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Patrick Krumbholz beim Trainerdebüt am letzten Wochenende gegen Ohratal.
Patrick Krumbholz beim Trainerdebüt am letzten Wochenende gegen Ohratal. – Foto: © Christian Heilwagen

"… hat über 2.500 Fußballspiele gesehen"

Der FC Union Mühlhausen hat beinahe still und leise im Hinterstübchen sein Trainerteam erweitert.

Patrick Krumbholz ist neben Spielertrainer Toni Jurascheck und Andreas Ilgmann nun der dritte Mann im Union-Trainergespann. Im FuPa-Interview sprechen „Jura“ und der neue Union-Trainer Patrick zur Konstellation im Trainer-Trio, der Aufgabenverteilung sowie den mittel- und langfristigen Zielen.

FuPa Thüringen: Hallo Toni, du hast zuletzt als Spielertrainer viel bewirkt. Wie kam es zur Entscheidung das Trainerteam zu erweitern?
Toni Jurascheck: Da muss ich mal etwas ausholen, um die Frage zu beantworten. Ich glaube jeder der mich kennt, weiß wie ich ticke. Wenn man an Mühlhausen denkt, denkt man wohl automatisch an Toni Jurascheck. Die sieben Jahre, die ich hier bin, hatte ich immer eine Führungsposition. Zuletzt war ich Spielertrainer, weil wir bisher nicht das passende Puzzlestück gefunden hatten, das uns weiterhilft. Nach meiner dritten Trainer-Amtszeit im letzten Winter stand ich da und musste gucken, wie man es löst. Mit Andreas (Anm. der Red. Ilgmann) hatte ich da die Optimallösung. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir das Projekt angehen, um langfristig Erfolg zu haben. Da haben wir im letzten Jahr im Sommer einen guten Weg gefunden, in dem wir die einheimischen Jungs zurück nach Mühlhausen holen. Wir wollten eine Mannschaft zusammenbasteln, die für den Verein lebt und eine rot-weiße Vergangenheit hat, Jungs die sich auf den Platz für Union zerfetzen. Wichtig ist es für die Fans, dass sie sich mit der Mannschaft identifizieren. Wenn man unsere Startelf heute sieht - ich sehe mich selber übrigens auch schon als Einheimischer - sind fast nur Einheimische auf dem Platz. Ich denke das ist ein geiler Weg, der langfristig zum Erfolg führt. Letztes Jahr wurden wir mit dem Aufstieg in die Landesliga belohnt. Das war erstmal Genugtuung für uns alle. Wir sind in den Jahren zuvor ja oft gescheitert. Letztes Jahr haben wir es endgültig geschafft und auch verdient geschafft.

FuPa Thüringen: Wie kam es letztendlich zum Kontakt zwischen euch?
Patrick Krumbholz: Auslöser war das Gastspiel letztes Jahr mit Artern in Mühlhausen. Ab da kam es immer wieder zum Austausch zwischen „Jura", „Ille“ (Anm. d. Red. Andreas Ilgmann) und mir. Im letzten Drittel der vergangenen Saison kam dann die Idee auf. Jura sagte er möchte mehr den Fokus auf das Spielfeld legen und dort helfen. Die Kombination dann mit Andreas, als eher ruhiger Typ und mir, der immer versucht zu pushen, hat letztendlich überzeugt. Man kann da Toni gar nicht genug Respekt zollen, dass er sein Baby, sein Projekt jetzt mit in andere Hände gibt und ein stückweit ins zweite Glied rückt. Und ich habe natürlich die Aufgabe sein Vertrauen in meine Arbeit zurückzuzahlen.

Toni: Ich war damals imponiert von der Weise wie er Fußball spielen lässt wie auch seine kommunikative Art am Spielfeldrand. Seit dem ist der Kontakt nicht mehr abgebrochen. Das hatte nicht den Hintergrund, dass er irgendwann mal in Mühlhausen trainiert, sondern weil wir fußballerisch auf einer Wellenlänge waren und uns immer über gegnerische Mannschaften und Spielsysteme ausgetauscht haben sowie auch über Spieler allgemein. Da haben wir ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut. Schließlich sind wir jetzt darüber eingekommen, es ab sofort zusammen zu machen. Darauf freue ich mich.

FuPa Thüringen: Warum war es wichtig das Trainerteam zu erweitern? Was sind die Gedanken mit einem Cheftrainer, der von Außen den Blick hat?
Toni:
Wichtig ist das Trainerteam zu erweitern aufgrund Patricks Fähigkeit, wie er Fußballspiele sieht. Ich glaube er hat in seinem Leben um die 2500 Fußballspiele geguckt in allen Ligen. Das hilft uns weiter. Wir als Verein wollen uns weiterentwickeln. Mit Andreas und mir sind zwei Spieler zu Coaches geworden. Für uns war es elementar wichtig mit einem Trainer mit der B-Lizenz eine neue Sicht reinzubekommen. Auch geht es darum die jungen Talente, von denen wir viele haben, weiterzuentwickeln.

Sieht seine Hauptrolle auf dem Platz: Toni Jurascheck.
Sieht seine Hauptrolle auf dem Platz: Toni Jurascheck. – Foto: © Brennpunkt Orange

FuPa Thüringen: Wie sieht die neue Aufgabenverteilung aus? Welche Rolle wird dir zu Teil
Toni: Für mich war es auch wichtig mein eigenes Ego hinten an zustellen. Natürlich will man als Aufstiegstrainer seine Lorbeeren auch ernten. Aber ich bin der Typ, der da weiterdenkt und sich auch gerne ins zweite Glied stellt. Meine Aufgabe wird es sein als Kapitän in Zukunft auf dem Platz die Geschicke zu lenken und voranzugehen. Mit Andreas und Patrick haben wir an der Außenlinie die Königslösung gefunden. Deshalb werde ich auf den Platz agieren und natürlich Stellschrauben mit stellen. Wenn wichtige Entscheidung zu treffen sind, werden wir zu Dritt kommunizieren.

FuPa Thüringen: Welche Impulse erhofft ihr euch von Patrick als Mitglied im Trainerteam?
Toni: Die Frage habe ich ein größtenteils schon beantwortet. Die Impulse weckt er durch seine Art den Fußball anders zu spielen, ein stückweit druckvoller zu sein. Das war unsere Intention dahinter, damit wir uns weiterzuentwickeln. Es geht darum, dass wir alle voneinander lernen. Das 4:3 gegen Ohratal war ein Beweis, dass die Moral stimmt und die Mannschaft intakt ist. Wenn man eine intakte Mannschaft als Trainer übernimmt, ist das ein stückweit geiler. Ich glaube schon, dass wir etwas aufbauen können. Wir wollen uns langfristig in der Thüringenliga etablieren. Wir wollen auf Thüringens Fußballkarte wieder eine feste Größe werden. Da sind wir mit acht Punkten als Aufsteiger bisher auf einem guten Weg. Es wird sicher auch Rückschläge geben. Dafür ist die Mannschaft zu jung. Wenn man zum einen gegen Gera zweimal auf den Sack bekommt und dann binnen 13 Minuten ein Fußballspiel dreht, spricht das für die Truppe und dafür, dass wir das im Trainerteam für die erste Woche ganz gut gemacht haben. Ich glaube immer noch, dass vier Augen ein bisschen weniger sehen als Sechs. Wir ergänzen uns alle gut und werden die kleinen Strohfeuer gemeinsam angehen. Ich weiß wie die Medien so ticken. Es geht nicht um einen neuen Trainer. Am Ende richten es die elf Mann auf den Platz. Ich bin überzeugt davon, dass der Schritt mit Patrick richtig ist, um uns weiterzuentwickeln.

FuPa Thüringen: Patrick, was ist deine Motivation in Mühlhausen? Was willst du erreichen?
Patrick: Wir haben gemeinsam festgelegt, dass wir schauen wie es sich entwickelt. Man wird sehen, wie es zusammen passt und ob wir etwas gemeinsam aufbauen können. Oder ob ich doch jemand bin, der nur alleine als Trainer arbeiten kann. Das wichtigste sportliche Ziel ist der Klassenerhalt. Aber auch aus Spielen wie in Ohrdruf kann man lernen, um auch nächste Saison in Thüringens höchster Spielklasse an der Seitenlinie zu stehen.

Aufrufe: 027.9.2023, 17:00 Uhr
André HofmannAutor