2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
F91 dürfte der bekannteste luxemburgische Fusionsverein sein
F91 dürfte der bekannteste luxemburgische Fusionsverein sein – Foto: paul@lsn.sarl (Archiv)

Fusionen sind kein Allheilmittel

Vom F91 Düdelingen über Luxembourg City und Norden 02 hin zu Heiderscheid-Eschdorf. Es gibt zahlreiche Fusionen im Luxemburger Fußball. Nicht alle sind von Erfolg gekrönt. Manche waren auch unnötig.

Heute veröffentlicht FuPa Luxemburg die dritte monatliche Kolumne des ehemaligen Sportjournalisten Laurent Schüssler. Mittlerweile in einem komplett anderen Bereich tätig, ist Schüssler trotz allem immer noch am Puls des luxemburgischen Fußballs. Zunächst bis Ende der laufenden Saison wird er Themen kommentieren, die den einheimischen Fußball bewegen.

Jede Saison wird mehr oder weniger konkret in der Luxemburger Fußballwelt über Vereinsfusionen geredet. Immer öfters tun sich zwei oder mehr Clubs zusammen – aus welchen Gründen auch immer. Das geht von der BGL Ligue und reicht bis in die 2. Division (in der Tat ist die 3. Division aktuell die einzige Spielklasse, in der kein fusionierter Club kickt).

Es gibt generell betrachtet fünf Gründe für eine Fusion:

  • Ein Mangel an Spielern.

  • Das Fehlen von Vereinsdirigenten.

  • Unzureichende finanzielle Möglichkeiten.

  • Hohe sportliche Ambitionen.

  • Eine fehlende sportliche Infrastruktur.

Betrachtet man die ersten beiden Punkte, so besteht als Alternative zu einer möglichen Zusammenlegung nur die Auflösung des Clubs und die Transfers der verbleibenden Personen hin zu einem anderen Verein. Der FC Nommern, der ausschließlich in der Jugendarbeit aktiv war, hat sich seinerzeit zu diesem Schritt entschlossen.

Anders als im Ausland resultiert in Luxemburg eine fehlende sportliche Infrastruktur (bislang) nicht zu einer Vereinsfusion, auch wenn der Ehrenpräsident des FC Marisca Mersch vor kurzem in einer lokalen Gemeinderatssitzung lästerte, man habe hinsichtlich eines möglichen Aufstiegs in die BGL Ligue besser, sich mit einem zweiten Club aus dem Alzette-Tal zusammenzutun, um über ein geeignetes Stadion zu verfügen. Das war eine Menge Ironie dabei und auch wenn die Anlage in Mersch aktuell nicht zu 100% den Anforderungen der BGL Ligue entspricht, so verfügt der Verein doch über zwei Spielfelder in der Ortsmitte.

Unzureichende finanzielle Mittel und hohe sportliche Ambitionen gehen im Vorfeld einer Vereinsfusion oftmals Hand in Hand. Der Verein will eine Liga höher spielen, hat vielleicht gar Ambitionen, an der Spitze mitzumischen. Er alleine schafft das nicht – aus unterschiedlichen Gründen. Also tut er sich mit einem zweiten zusammen, der die gleichen Ziele verfolgt. Der mögliche Erfolg verdeckt aber die Kollateralschäden, die bei einer solchen Vereinigung entstehen. In erster Linie der Verlust von Spielern. Natürlich nicht die Besten jeder Kategorie. Sondern die, die zwar Spaß am Spiel haben, jedoch zu großen Teilen dazu dienen, die Mannschaft aufzufüllen. Auch sie haben ein Recht auf das Spiel mit dem runden Ball. Fußball darf sich nicht alleine auf die Elite reduzieren. Es muss ein Breitensport bleiben. Also braucht es auch Clubs, bei denen die 3. Halbzeit wenigstens genauso wichtig ist wie die 90 Minuten davor. Die sogenannten „Kleinen“.

Ein Beispiel: Zwei Vereine mit je zwei Mannschaften im Seniorenbereich werden für Jahr 1 nach der Fusion keine vier Teams melden. Aus den bekannten Gründen. Also bleiben Spieler auf der Strecke. Mit denen der Verein zwar keinen Titel geholt hätte, die dem Fußball später aber möglicherweise in einer anderen Funktion entscheidend hätten weiterhelfen können. Als Vereinsdirigent, Schiedsrichter oder Sponsor. Der ehemalige Luxemburger Spitzenreferee Alain Hamer sagt von sich selbst, dass er nicht der allertalentierteste Spieler war. Gérard Lopez kickte beim CS Fola ebenfalls unter dem Radar, ehe er dem Escher Club durch seine finanzielle Unterstützung zu ungeahnten Höhenflügen verhalf. Das sind nur zwei Exempel. Es gibt sicherlich noch weitere.

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Aufrufe: 025.3.2023, 11:00 Uhr
Laurent SchüsslerAutor