2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Ab der kommenden Saison sind in den Verbandsspielklassen fünf Einwechselspieler erlaubt.
Ab der kommenden Saison sind in den Verbandsspielklassen fünf Einwechselspieler erlaubt. – Foto: Rene Vigneron

Fünf Wechsel von der Gruppenliga bis zur Hessenliga möglich

Kreisebene weiterhin mit drei Auswechslungen +++ Kreiswärte und Trainer aus der Region im Interview

Region. Ab der kommenden Saison sind von der Hessen- bis zur Gruppenliga und in allen Spielen des Hessenpokals bis zu fünf Wechsel zulässig. In der Bundesliga zum Beispiel sind schon seit 2020 fünf Wechsel zulässig. Diese Regelung ist für die kommende Saison 2022/2023 jetzt auch im Amateurfußball neu, sie gilt aber nur für die Gruppen- bis zur Hessenliga. In den unterklassigen Ligen bleibt die Regelung der letzten Jahre bestehen. Um dem niedrigeren Wechselkontingent entgegenzuwirken, ist es aber weiterhin möglich, Spieler nach einer Auswechslung nochmals einzuwechseln. Die Umstellung von drei auf fünf Wechselmöglichkeiten ist sowohl taktisch als auch fitnesstechnisch eine Umstellung für den Fußball in den Verbandsspielklassen. Doch wie wird eine solche Regeländerung überhaupt durchgeführt und warum beschränkt man sich nur auf die höherklassigen Ligen?

Pilotprojekt fünf Wechsel

Für solch eine Regeländerung ist der Verbandsspielausschuss zuständig. Nach dem Regelvorschlag haben die lokalen Kreiswarte dann die Möglichkeit, für oder gegen einen solchen Vorschlag zu stimmen. In diesem Fall war der Großteil der Kreiswarte für die neue Fünf-Wechsel-Regelung. Michael Sobota, der Darmstädter Kreiswart, bezeichnet die Regeländerung als ein zeitgemäßes Pilotprojekt, um sich an die vielen Veränderungen und Facetten der heutigen Zeit anzupassen. In der kommenden Saison werde zunächst beobachtet, wie die Vereine mit den neuen Möglichkeiten umgehen und wie sich die neue Regelung in den Spielbetrieb einfüge. Wenn dann keine großen Widerstände oder Komplikationen auftreten, sollen die fünf Wechsel auch langfristig etabliert werden. Durch die Umstellung sollen vor allem die 2. Mannschaften gefördert werden und die A-Jugenden mehr eingebunden werden. Aber auch Faktoren wie die Pandemie seien zumindest ein Grund für die Regeländerung gewesen. Vor allem in der vergangenen Saison waren Corona geschuldete Ausfälle ein einschneidendes Problem für die Vereine. Das höhere Wechselkontingent soll dem entgegenwirken.

Kreiswarte erklären den Mehrwert der Umstellung

Sobota sieht durch diese Änderung vor allem Vorteile für die Teams und erklärt die ,,Nichtberücksichtigung" der unteren Ligen so: ,,In den unteren Klassen haben die Vereine meist sowieso Probleme, genügend Spieler zu stellen und außerdem haben sie ja auch die Möglichkeit, Spieler ein- und wieder auszuwechseln." Dieser Meinung ist auch der Kreiswart aus dem Rheingau-Taunus, Erich Herbst: für ihn bringt die Möglichkeit einer Wiedereinwechslung ebenfalls mehr Vorteile als zwei zusätzliche Wechselmöglichkeiten. Der Hintergedanke dieser neuen Regelung ist laut Herbst auch, die Kreise insgesamt spielfähiger zu machen: ,,Eine Regeländerung sollte den Vereinen zugutekommen und ich denke das trifft hier zu". Der Wiesbadener Kreiswart Dieter Elsenbast hebt vor allem den Aspekt der Stärkung der 2. Mannschaften und der A-Jugend hervor. ,,Durch die Regeländerung ist es nun möglich, mehr Einsatzzeiten zu vergeben", so Elsenbast. Zusammenfassend sehen die regionalen Kreiswarte also eine sehr gute Chance, dass sich die Regelung nach der Pilotsaison auch langfristig durchsetzen wird. Ein Nachziehen in den unteren Spielklassen ist laut den Kreiswarten und mit Bestehen der Möglichkeit, Spieler wieder einzuwechseln, zunächst nicht angedacht.

Stimmen der betroffenen Trainer

Aber wie stehen die lokalen Trainer zu der neuen Regelung ? Nazir Saridogan, Trainer des Verbandsligisten FV Biebrich, freut sich über die Regeländerung, auch wenn sie für ihn schon längst überfällig war: ,, Letztes Jahr hätte es durch Corona schon sehr geholfen, um die Ausfälle irgendwie zu kompensieren". Der Coach sieht in der Umstellung auch weitere Vorteile, vor allem taktisch: ,, Es macht einen als Trainer flexibler und hilft dem gesamten Team, in einen Rhythmus zu kommen und Verletzungen vorzubeugen." Allerdings rechnet Saridogan auch mit mehr Zeitspiel. Er möchte jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern erstmal warten, wie die Regelung umgesetzt wird. Stephan Mohr, sportlicher Leiter des SV Niedernhausen, sieht das ähnlich: In Führung liegende Teams könnten durch vermehrte Wechsel in der Endphase auf Zeitgewinn setzen, fürchtet er. „Auch wenn die Schiedsrichter scharf kontrollieren und nachspielen lassen sollen“, sagt Mohr, der zudem eine Schwächung der zahlenmäßig nicht selten dünn bestückten eigenen Unterbau-Mannschaften befürchtet: „Außerdem macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, wenn man bei zehn Feldspielern die halbe Mannschaft austauschen kann.“

Anders sieht das schon wieder bei Andre Meudt aus, der 34-Jährige ist bei der Spvgg. Sonnenberg als Spielertrainer in der Kreisoberliga Wiesbaden im Einsatz. Generell wäre der Coach fünf Wechseln nicht abgeneigt, da es ihm weitere taktische Möglichkeiten ermöglichen würde. Da Meudt aber in seinem Team einen sehr hohen Wert auf die Fitness legt, hat er kein Problem mit dem gleichbleibenden Wechselkontingent. Jedoch kann er sich vorstellen, dass es durch unterschiedliche Regelungen auf verschiedenen Ligaebenen zu Problemen für Schiris kommen kann: vor allem für Schiedsrichter, die nicht nur in Hessen pfeifen. Der Spielertrainer wünscht sich insgesamt mehr Einheitlichkeit im Regelwerk.

In der kommenden Spielzeit wird sich zeigen, inwieweit die neue Regelung das Spielgeschehen beeinflusst und ob sie ich langfristig etablieren wird. Jedoch kann man schon vor der Saison sagen, dass die Umstellung ein neues taktisches Mittel bietet und eventuell sogar Partien entscheiden kann.

Aufrufe: 020.7.2022, 06:00 Uhr
Nikolai FussAutor