2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
– Foto: Tim Schnoor

Fünf Topspiele vor der Brust: Löst Harsefeld das Chancen-Rätsel?

Harsefeld trifft in den nächsten fünf Partien auf A/O, den LSK und Verden

Wenn es beim 2:1-Erfolg des TuS Harsefeld über die SV Teutonia Uelzen ein Manko gab, dann war es die mangelnde Chancenverwertung. Was sich wie ein Zittersieg eines angeschlagenen Spitzenteams liest, war auf dem Platz ein beeindruckender Klassenunterschied. Trotzdem hakt die Torfabrik der vergangenen Spielzeit noch, weswegen der Vorjahresdritte seinem eigenen Anspruch hinterherhinkt. Das Ziel, um den Titel mitzuspielen, ist vorerst in den Hintergrund gerückt. Dennoch tut der TuS Harsefeld gut daran, auf die eigenen Stärken zu vertrauen und dadurch das Rätsel des holprigen Starts zu lösen.

Der TuS hat eine klar erkennbare Handschrift und Spielidee, die auf offensiv ausgerichteten Fußball setzt. Mit Manuel Detje und Nico Osuch, zumindest gegen Teutonia Uelzen, lassen sich gleich zwei Spielgestalter für den Aufbau in die flachen Halbräume fallen, während Sören Meyer und Marco Sobolewski aus der Viererkette hochschieben. Beide Außenverteidiger sind fester Bestandteil des Offensivspiels und suchen immer wieder den Weg zur Grundlinie – aus einer Hereingabe von Sobolewski resultierte das Führungstor von Pascal Schawaller (7.). Wenn die Harsefelder mit wenigen Kontakten in ihr schnelles Kombinationsspiel finden, bleibt in der Landesliga sicherlich nicht nur einem Kellerkind wie den Uelzenern nur die Rolle des Zuschauers.

Neben der flinken Ballzirkulation sind aber auch die Standardsituationen eine Waffe der Harsefelder. Einerseits füllt der TuS bei den Eckbällen von Mika Kraßmann oder Dennis Osuch den Fünfmeterraum, um alternativ auch die Abschlussqualität der Osuch-Brüder im Rückraum einsetzen zu können. Dass letztere Variante nicht erfolgreich wurde, verhinderten mehrmals verschiedene Abwehrbeine gegen wuchtige Direktabnahmen – dafür musste Jonathan Bondombe-Simba für das 2:0 nach einer Kraßmann-Ecke nur den Kopf hinhalten (16.).

Die Partie unterstreicht, warum Sportdirektor Alexander Martens seinem Cheftrainer Julian Geils das volle Vertrauen aussprach. Zwar kam Teutonia nach einem Eckball durch Marvin Drewes (49.) zurück ins Spiel, dafür blieben die Hausherren in jeder Sequenz der Begegnung in ihrer Restverteidigung mit körperlicher Präsenz und aufopferungsvoller Laufarbeit sehr aufmerksam. „Natürlich können wir das Standardgegentor besser verteidigen“, resümiert Geils, „aber wir haben sonst nichts zu zugelassen. Wir haben weiter auf das dritte Tor gespielt, ohne dabei unsere Defensivaufgaben zu vergessen.“

Lediglich die Ergebnistafel hielt die Begegnung spannend, weil Harsefeld beste Gelegenheiten für eine entspanntere Schlussphase ausließ. Auf dem Platz erinnert Innenverteidiger Sidney Wix immer wieder an die Box-Besetzung seiner Vorderleute. Der letztjährige Torschützenkönig Pascal Schwaller (26 Treffer) weicht von seiner Neuner-Position sehr häufig auf die Halbspur aus, um sich am Spiel seines Teams zu beteiligen. „Schwalli arbeitet sehr gerne und will immer gerne in die Ballsituation kommen“, erklärt Coach Geils. „Wenn er nach außen geht, muss die Position von der Zehn oder den Halbpositionen nach besetzt werden – daran arbeiten wir.“

Klar ist allerdings auch, dass es sich in anderen Partien gegen stärkere Gegner rächen wird, wenn die Grün-Weißen weiterhin eine Vielzahl ihrer Chancen ungenutzt lassen. Dass sich seine Schützlinge gegen einen tiefverteidigenden Gegner überhaupt so viele Möglichkeit herausspielten, bewertet Geils nachvollziehbarerweise als ein Qualitätsmerkmal. „Ich habe vor dem Spiel über keinen Druck verspürt, weil ich unsere Qualität kenne und weiß, dass irgendwann der Knoten platzen wird“, sagt der 40-Jährige. „Je mehr wir über die Chancenverwertung nachdenken und sprechen, desto schwieriger wird es gefühlt. Wenn wir uns weiter so viele Möglichkeiten herausspielen und gleichzeitig so wenige zulassen, sind wir auf dem richtigen Weg.“ Die kommenden fünf Ligaspiele gegen D/A II, dem Derby gegen A/O, dem LSK, Neetze und Primus Verden werden dafür eine hohe Messlatte sein.

Aufrufe: 012.9.2023, 10:00 Uhr
Moritz StuderAutor