2024-06-04T06:29:22.501Z

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Bezogen Stellung zu den Vorwürfen von Patriot Lajqi (v. li.): TuS-Fußballabteilungsleiter Ibro Filan, Sportdirektor Martin Grelics und Trainer Daniel Dittmann stellten sich den Fragen von Rudi Stallein.
Bezogen Stellung zu den Vorwürfen von Patriot Lajqi (v. li.): TuS-Fußballabteilungsleiter Ibro Filan, Sportdirektor Martin Grelics und Trainer Daniel Dittmann stellten sich den Fragen von Rudi Stallein. – Foto: Hans Lippert

Führungsriege des TuS Geretsried bezieht Stellung: „Nicht hin- sondern rausgeschmissen“

Nach den Vorwürfen des geschassten Patriot Lajqi

Ein Online-Bericht sorgte vor dem letzten Heimspiel des TuS Geretsried für Missstimmung im Team des Landesligisten. Jetzt beziehen die Verantwortlichen Stellung.

Geretsried – Ihr ehemaliger Mitspieler Patriot Lajqi (28), der eine Woche zuvor nach einem Gespräch mit dem neuen Sportdirektor Martin Grelics mit sofortiger Wirkung aus dem Kader gestrichen worden war, hatte in einer „Knallhart-Abrechnung“ vor allem TuS-Trainer Daniel Dittmann (22) scharf attackiert.

Nun schießt der Klub zurück. Im Interview mit unserem Mitarbeiter Rudi Stallein beziehen Fußballabteilungsleiter Ibro Filan, Sportdirektor Grelics und Coach Dittmann Stellung zu den erhobenen Vorwürfen und blicken in die Zukunft.

Herr Dittmann, Ihnen wurde vorgeworfen, unprofessionell zu arbeiten und erfolglos zu sein. Wie groß ist die Genugtuung nach dem 3:1-Sieg gegen Brunnthal?

Daniel Dittmann: Also, ich gewinne nicht, um gegen Patriot Lajqi zu gewinnen, sondern für die Mannschaft. Und wenig erfolgreich? Das ist dann wohl auch dem geschuldet, dass ich noch nicht so lange im Geschäft bin. Das ist klar, deshalb ist das Argument ziemlich leer.

Wie weit hat das die Mannschaft vor dem Spiel beschäftigt?

Dittmann: Klar war das ein Thema, da müssen wir nicht drumherum lügen. Auch für mich, als jungen Trainer, das erste Mal mit so harten Vorwürfen umzugehen, das war neu. Aber am Spieltag hat es mich noch mehr angespornt, mit dieser Mannschaft erfolgreich zu sein. Die Spieler haben es auf dem Platz dann auch gut umgesetzt. Danach war es verflogen, weil die Antwort mit dem Sieg ja schon kam.

Herr Filan, Sie waren mächtig angefressen…

Ibro Filan: Ja, weil es völlig unnötig war. Und weil Behauptungen aufgestellt wurden, die der Wahrheit nicht entsprechen. Und von dem Spieler gar nicht bewertet werden können. Die Aussagen waren hanebüchen. Dass er so um die Ecke kommt, das ist überhaupt nicht nachvollziehbar.

Sie sprechen von Unwahrheiten. Was ist falsch?

Filan: Mit das Gravierendste ist schon die Überschrift: Er schmeißt hin. Das stimmt nicht: Wir haben ihn rausgeschmissen. Wir haben gemeinsam entschieden, eine Woche vorher, dass wir mit Patriot nicht weitermachen.

Warum diese Entscheidung? Der Spieler war doch erst im Sommer zurückgekommen.

Filan: Wir haben uns abgestimmt und entschieden, aufgrund der Unruhe, die durch ihn entstanden war. Das macht keinen Sinn. Wir sind im Abstiegskampf und wollen jede Unruhe vermeiden.

Was für Unruhe?

Filan: Durch seine Forderungen. Seit seinem Urlaub war er nicht mehr bei der Sache. Im Juli hat er gut mitgezogen, dann war er drei Wochen im Urlaub, dann eine Woche im Training, dann wieder drei Wochen verletzt. Das sind sechs Wochen im August und September, die einer fehlt. Da kann ich keine Ansprüche stellen. Er vergleicht sich mit unseren Top-Spielern, aber auf dem Niveau ist er halt nicht. Fakt ist: Im August, wo wir englische Wochen hatten, hat er fünf, sechs Spiele verpasst. Dann kann ich nicht als Ergänzungsspieler oder Entwicklungsspieler mit solchen Ansprüchen um die Ecke kommen.

Ist vielleicht ein Fünkchen Wahres dran? Bedingt durch die Urlaubszeit gab es doch bestimmt solche Situationen, dass einer gleich wieder gespielt hat, kaum dass er zurück war.

Dittmann: Es gibt halt Spieler im Verein, die brauchen jetzt nach einem zweiwöchigen Urlaub vielleicht nicht sechs Trainingseinheiten, um wieder in der ersten zu spielen. Und es gibt Spieler, die brauche das halt schon. Das muss man klar differenzieren. Punkt. Das ist einfach so.

Was ist am Vorwurf der Grüppchenbildung dran?

Dittmann: Das ist die reinste Unwahrheit. Da muss man nicht näher drauf eingehen. Wenn Vorstand oder Sportdirektor das merken würden, dass Spieler die Aufstellung machen, dann wäre der Trainer gleich weg.

Martin Grelics: Wir sollten das Lajqi-Thema nicht größer machen, als es ist. Klar nimmt die Presse das gerne auf, weil es viele Klicks gibt. Ich habe das ja selbst auch erlebt, und weiß, dass es eine Woche später schon nicht mehr interessant ist. Fakt ist bei ihm, dass dieser Weg, den wir gehen wollen, von ihm nicht mitgegangen wird. Dann ist für uns klar, dass wir dem Spieler auch deutlich kommunizieren: Dann wirst Du diesen Weg auch nicht mitgehen.

Was meint „dieser Weg“?

Grelics: Zum Beispiel, dass ich alles dafür tue, meine beste Leistung zu bringen. Ich glaube nicht, dass das bei ihm immer der Fall war. Und dann andere dafür verantwortlich zu machen, lenkt von der eigenen Unsicherheit ab. Jetzt haben wir das mal klargestellt, und ich glaube, wir treten da nicht weiter nach. Wenn das andere Menschen tun möchten, sollen sie das tun. Aber das ist nicht der Weg, den wir einschlagen wollten.

So ähnlich hat man das in den vergangenen Jahren häufig gehört. Fast jeden Winter ist von einer Neuausrichtung die Rede…

Grelics: Das ist klar, ein Weg wird ja auch nie aufhören. Vielleicht sagen wir es in einem Jahr wieder. Der Weg besteht immer aus Veränderung, aus Abzweigungen, jetzt sind wir vielleicht wieder an einem neuen Abzweig. Der ist auch in der Entwicklung. Im Augenblick geht es darum, dass wir hier wieder ein gutes Stück mehr Leistungsprinzip hinbekommen, was aktuell, da muss man ehrlich sein, nicht ganz so vorhanden ist. Weil aktuell auch nicht so der Konkurrenzkampf da ist.

Wo wollen Sie ansetzen?

Grelics: Unser Auftrag ist, dafür zu sorgen, dass der Kader größer wird. Und er soll in der Qualität wachsen. Aber das ist ein Prozess, der dauert Jahre. Es geht nicht um den schnellen Erfolg, sondern darum, hier langfristig was aufzubauen. Mit einer Mannschaft, die Potenzial hat. Und da bringe ich unsere U19 ins Spiel. Das sind Spieler, die im besten Fall den Kern dieses Herrenbereichs in Zukunft darstellen werden, da führen wir gerade intensive Gespräche. Das muss der Weg sein, den wir vielleicht ab und zu außer Acht gelassen haben, dieses Ausbildungsprinzip auch nach oben durchkommen zu lassen. Mit Verstärkungen von extern, die brauchen wir weiter.

Ähnlich wurde das schon im Winter thematisiert. Wenn man sich den Saisonverlauf anschaut, ist diese Saison ein Abziehbild der vorherigen. Was läuft da schief?

Grelics: Es gab im Kader die gleichen Prozesse wie vorher. Ich habe nicht umsonst als Trainer aufgehört. Und ich bin wieder da, um Dinge zu verändern, weil wir nicht möchten, dass sie uns nächsten Sommer wieder passieren. Es geht darum, jetzt klar zu sondieren: Wer geht mit und will das wirklich? Deshalb wird es Veränderungen geben. Die Frage ist: Wer ist bereit, mehr zu investieren, als es die vergangenen drei, vier Jahre der Fall war. Das ist der Punkt, der anders ist.

Das klingt, als hätten Sie sich im vergangenen Sommer bei dem einen oder anderen Neuzugang ein bisschen verkalkuliert?

Grelics: Vielleicht kann man aus diesem Fall mit Patriot Lajqi auch lernen, dass wir noch genauer hinschauen müssen, wen wir verpflichten. Deshalb wurde diese Rolle geschaffen, die ich jetzt ausfülle. Es reicht vielleicht nicht, ein zwei Gespräche zu führen und zwei Trainingseinheiten anzuschauen. Vielleicht muss man sich intensiver mit einem Spieler befassen. Das ist der Unterschied, den wir hinkriegen müssen. Was wir möchten, ist Leistungssteigerung. Was wir nicht möchten ist: So weitermachen wie es bisher war.

Bisher hat es am Schluss immer irgendwie funktioniert…

Grelics: Wir waren ja auch in der Kaderplanung nie schlecht, was man in den Rückrunden gesehen hat. Mit einem Zwei-Punkte-Schnitt bist Du immer oben mit dabei. Wir haben immer eine Halbsaison richtig gut gespielt, aber das kann auch mal nicht funktionieren. Das ist genau der Punkt, den wir ändern müssen.

Aufrufe: 017.11.2022, 09:29 Uhr
Rudi StalleinAutor