2024-05-10T08:19:16.237Z

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Daniele Sanso
Daniele Sanso – Foto: Daniel Thoma

Aufsteiger-Porträt des Bezirksliga-Meister FC Wolfenweiler-Schallstadt

Bezirksliga-Meister FC Wolfenweiler-Schallstadt will in der Landesliga eine gute Rolle spielen will +++ Interview mit Kapitän Daniele Sanso

In der Serie „Aufsteiger-Porträt“ stellen wir die Aufsteiger von der Fußball-Kreisliga A bis zur Verbandsliga vor. Diesmal präsentieren wir den FC Wolfenweiler-Schallstadt, der sich am vorletzten Spieltag der Saison die Meisterschaft in der Bezirksliga sicherte und in die Landesliga aufsteigt. Kapitän Daniele Sanso stellte sich den Fragen von Jürg Schmidt.

BZ: Welches war das beste Spiel der Mannschaft in der zurückliegenden Saison – und warum?

Daniele Sanso: Wir hatten viele gute Spiele, aber was immer in Erinnerung bleibt, ist das Vorrundenspiel gegen Emmendingen. Es ging 1:1 aus, aber wir haben auf dem Kunstrasen den Ball laufen lassen, haben ungeheuer strukturiert gespielt. Auch die gegnerischen Spieler und Fans waren beeindruckt, einer meinte gar, dass wir für ihn die beste Mannschaft der Liga sind. Gar nicht mehr aus dem Kopf bekommen wir natürlich auch das 4:0 im Nachholspiel in Heitersheim. Das war emotional das krasseste Spiel, jeder hat 120 Prozent gegeben.

BZ: Wer ist der Newcomer im Team?

Sanso: Unser Torwart Marcel Neumann, gerade 20 Jahre alt, hat als junger Spund eine überragende Saison gespielt, hat sich brutal entwickelt und hat uns gegen Schluss wichtige Punkte festgehalten. Auch Fabian Sutter, der Bruder unseres Trainers Julian Sutter, der in der Winterpause zu uns gekommen ist, hat uns echt verstärkt, war ein Leader und Motivator, und die Leistungen, die er abgerufen hat, waren beeindruckend.

BZ: Was war der Schlüssel zum Aufstieg?

Sanso: Der Schlüssel zum Aufstieg waren ganz klar die drei Dinge, die uns unsere Trainer immer vermitteln: Team, Wille, Leidenschaft. Team: Wir haben immer zusammen gefightet, haben viel kommuniziert und uns top verstanden, auch außerhalb des Platzes. Wille: Wir haben insgesamt nur zwei Spiele verloren, in der Hinrunde gegen Heitersheim und im April gegen Solvay. Aber wie wir nach den Niederlagen zurückgekommen sind, hat den Willen der Mannschaft gezeigt. Und zuletzt die Leidenschaft, die wir Woche für Woche an den Tag legen.

BZ: Wer ist der „Schussel“ der Mannschaft?

Sanso: In unserer Mannschaft wird gerne, ich sag mal, „dummgeschwätzt“. Man braucht oft ein hartes Fell, weil da gegenseitig ausgeteilt und eingesteckt wird. Aber damit zeigen wir uns nur, wie sehr wir uns mögen. Unser „Schussel“ ist wohl Daniel Doroschenko, der vom Freiburger FC zu uns kam. Der ist ab und zu etwas verpeilt und muss mitunter an einiges erinnert werden. Aber als Jungspund freut er sich total, mit uns zu spielen und hat viel Spielzeit bekommen. Er hatte 19 Einsätze und hat drei Tore erzielt.

BZ: Was würden die Trainer Artur Fellanxa und Julian Sutter ungern über sich in der Zeitung lesen?

Sanso: Die beiden haben einen Topjob gemacht. Ihr Ehrgeiz zeichnet sie aus: Sie verlangen sehr viel von der Mannschaft, sind aber stets bereit, sich zu verbessern, und nehmen Kritik auf. Was sie nicht so gerne über sich in der Zeitung lesen würden? Wahrscheinlich die Schlagzeile: „Die Trainer haben sich verzockt“. Oder: „Die Trainer haben das Team nicht im Griff“.

Das Meisterteam
Das Meisterteam – Foto: Daniel Thoma

BZ: SC Freiburg, Bayern München, Real Madrid – welches Trikot wird in der Freizeit beim FC Wolfenweiler-Schallstadt häutig getragen? Ich entschuldige mich dafür, dass in der Fragestellung kein Verein der Serie A auftaucht.

Sanso: (lacht) Ja, wo bleibt der AC Milan? Wir trainieren jede Woche einheitlich: dienstags in Weiß, donnerstags in Schwarz. In der Woche, nachdem wir Meister geworden waren, habe ich allen geschrieben: „Jetzt packt jeder sein Trikot aus.“ Das sah aus wie in der Bunten Liga. Der FC Bayern war immer mal vertreten, aber es waren auch viele verrückte Sachen dabei. Kevin Herrmann etwa hatte ein Trikot mit der Nummer zwei der deutschen Nationalmannschaft von 2002 dabei.

BZ: Was war die Szene des Jahres abseits des Platzes?

Sanso: Das war wohl das Einstandsfest für unsere Newcomer in der Vorrunde, zusammen mit der zweiten Mannschaft. Da haben wir Trachten wie beim Oktoberfest getragen, und es wurden verschiedene Spiele gemacht, etwa wer zuerst einen Nagel in ein Brett schlagen konnte. Man musste einen umgehängten Korken in eine Flasche bekommen und damit dann einen Parcours laufen. Alle Newcomer mussten einen Bierkrug gestreckt von sich halten; wer das am längsten geschafft hat, war der Gewinner – die anderen mussten den Krug auf ex austrinken.

BZ: Wer ist der Team-DJ, und was hört die Mannschaft in der Kabine?

Sanso: Unser Haupt-DJ ist Pascal Geiger. Welche Musik er spielte, hing von der Situation ab, ob es vor dem Spiel war oder am Abend. Es gab viel französischen Hiphop oder – vor dem Spiel – Lieder, die uns gepusht haben. Nach dem Spiel auch einfach Schlager zum Mitsingen. Hin und wieder auch „für den Capitano“ bekannte italienische Lieder wie „Volare“ oder „Laura non c’è“. An einem gemütlichen Abend habe auch ich Musik aufgelegt mit alten Hits der 2000er oder 1990er.

BZ: Worauf muss die Konkurrenz in der Landesliga aufpassen?

Sanso: Ich habe mit vielen Fußballern gesprochen, und alle meinen, dass wir mit unserer Qualität in der Landesliga Fuß fassen werden. Wir haben einen gesunden Mix aus jungen und erfahrenen Spielern. Und vor allem: Wir sind die „Wölfe“! Ein komplettes Rudel, in dem einer dem anderen hilft. Wir hatten eine Serie mit sieben Spielen ohne Gegentor, das heißt: An uns muss man erst einmal vorbeikommen. Das fängt in der Offensive an und zieht sich bis nach hinten durch. Da werden sich die gegnerischen Teams etwas einfallen lassen müssen.

BZ: Mallorca oder lokales Weinfest? Wie wurde und wird der Aufstieg gefeiert?

Sanso: Teils, teils. Einige von uns fliegen tatsächlich nach Mallorca, aber es war nicht für jeden machbar oder planbar. Nach dem letzten Heimspiel gab es ein Fest mit Danksagungen, Geschenken und Verabschiedungen. Danach haben wir natürlich gefeiert, und einige brauchten dann ein paar Tage zum Ausnüchtern. Nach dem letzten Saisonspiel in Emmendingen hatten wir eine Abschlussfeier im „Heuboden“ im Umkirch.

BZ: Welches Tor bleibt rückwirkend aus der vergangenen Saison in besonderer Erinnerung?

Sanso: In Glottertal war Kevin Herrmann unser Gamechanger, er hat mit dem Kopf das Siegtor erzielt. Dazu muss man wissen, dass er Innenverteidiger ist und in der Saison nie regelmäßig da war – er hat insgesamt nur zehn Spiele bestritten. Das war ein ganz krummes Kopfballtor, der Ball ist kurz zuvor aufgesprungen, und Kevin hat gerade so den Kopf hingehalten. Einen anderen tollen Treffer hat Alex Heid erzielt, der in der Vorrunde sehr gute Spiele gemacht hat. Gegen March ist er von der Mittellinie losgesprintet, hat drei Gegner abgeschüttelt und den Ball aus 20 Metern im Winkel versenkt.

BZ: Wer aus dem Umfeld des Vereins hat den Aufstieg besonders verdient?

Sanso: Ganz, ganz schwierig zu sagen. Eigentlich möchte ich niemanden besonders hervorheben. Bei Wolfenweiler-Schallstadt ist alles sehr familiär. Zusammen mit dem Vorstand und dem Förderverein werden dort immer die nötigen Strukturen geschaffen. Ich bin nun vier Jahre im Verein und kann mir gar nicht vorstellen, woanders zu spielen. Den Aufstieg verdanken wir der Arbeit eines ganzen Teams. Da ist unser Teammanager Rüdiger Bächle, der alles am Laufen hält – Dank an ihn. Dann der Förderverein, die Fans, die uns regelmäßig unterstützt haben. Unsere Platzwarte Manni und Sigi, dank denen unser Rasen seit der Rückrunde in einem Topzustand ist. Unsere Physiotherapeutinnen Hanna und Helena, oder auch Stefan Huber, in dessen Praxis „Health Athletics“ sieben, acht Spieler nach Verletzungen behandelt wurden – so kurzfristig war das nicht immer selbstverständlich.

Zur Person: Daniele Sanso (30) gehört zu einer italienischen Fußballerfamilie: Von Vater Giorgio in der Jugend trainiert und weiter ausgebildet in der Jugend des Freiburger FC, bildete er mit seinem Bruder Raffaele und seinem Cousin Riccardo ein Spielertrio bei der SpVgg. Gundelfingen/Wildtal. Sein jüngerer Bruder Luca spielt in der zweiten Mannschaft der „Wölfe“. Der beidfüßige Außenverteidiger hat Erfahrungen mit Aufstiegen: Mit Gundelfingen/Wildtal meisterte er 2015 den Bezirksliga-Aufstieg, mit dem FC Waldkirch 2018 den Verbandsliga-Aufstieg und nun mit Wolfenweiler-Schallstadt den Aufstieg in die Landesliga. Als Finanzbuchhalter beim Studierendenwerk Freiburg versteht er sich aufs Organisieren und verwaltet bei den „Wölfen“ die Mannschaftskasse. Sein Ziel ist, den „jüngeren Spielern viel auf ihren Weg mitzugeben“.

Aufrufe: 016.6.2022, 11:30 Uhr
Jürg Schmidt (BZ)Autor