2024-04-25T14:35:39.956Z

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Seit 2014 war der FC Wittlingen fester Bestandteil der Verbandsliga. Nun geht es zurück in die Landesliga. | Foto: Achim Keller
Seit 2014 war der FC Wittlingen fester Bestandteil der Verbandsliga. Nun geht es zurück in die Landesliga. | Foto: Achim Keller

Dramatik im Finale: FC Wittlingen steigt aus der Verbandsliga ab

Nach neun Jahren sind die Fußballerinnen des FC Wittlingen aus der Verbandsliga abgestiegen. Die Entwicklung ähnelt der des FC Hausen. Für die kommende Runde plant der Verein eine strukturelle Veränderung.

Es war fast nicht mehr Dramatik möglich, in diesem Abstiegsfinale des FC Wittlingen. Die Nachspielzeit lief, es stand 1:1 gegen die Spfr. Neukirch. Zu wenig für die Verbandsliga-Fußballerinnen des FCW, nur ein Sieg hätte sie noch an Neukirch vorbei auf den rettenden Rang neun gehievt. Und dann: Elfmeter für Wittlingen in der 91. Minute. Nachdem die Kandertälerinnen in der ersten Halbzeit bereits einen Strafstoß neben das Tor gesetzt hatten, trat nun eine andere Schützin an. Mit dem gleichen Ergebnis: Erneut landete der Ball neben dem Neukircher Gehäuse. Kurz darauf war Schluss – Wittlingen abgestiegen, die Sportfreunde mit zwei Zählern Vorsprung gerettet.

Ja, das Ergebnis gegen Neukirch könne man an den Nerven festmachen, befand FCW-Trainer Kevin Nicklas, „den Abstieg aber nicht“. Mit Blick auf die gesamte Saison „ist der Abstieg nicht unverdient“. In dem finalen Duell gegen Neukirch, vor dem sich die Wittlingerinnen noch die Chance auf den Klassenerhalt erarbeitet hatten, „kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gut gekämpft und dagegengehalten, teilweise gut gespielt“, so Nicklas. Den 0:1-Rückstand in der 14. Minute egalisierte Jade Liana Hernandez nur drei Zeigerumdrehungen später, und neben den beiden Elfmetern hatte der FCW noch weitere Chancen auf den notwendigen Siegtreffer. Doch dieser sollte nicht gelingen.

Durch den Oberliga-Abstieg des südbadischen Vertreters SV Deggenhausertal ist fix, dass aus der Verbandsliga drei Teams den Gang in ihre Landesliga-Staffel antreten müssen. Nur wenn ein anderer Verbandsligist noch zurückziehen sollte, würde sich die Tür für den zehntplatzierten FCW wieder öffnen. Für die Wittlingerinnen endet eine neunjährige Zeit im südbadischen Oberhaus, womit sie nach dem Hegauer FV II der Dino der Liga waren.

Der Wittlinger Abstieg ähnelt der Situation beim FC Hausen, der lange das Aushängeschild der Hochrhein-Fußballerinnen und in der Verbandsliga etabliert war, sich dort aber nicht mehr dauerhaft halten konnte. Wie im Wiesental musste auch der Kader der Kandertälerinnen einen sukzessiven Aderlass an erfahrenen Spielerinnen hinnehmen, der sich letztlich nicht mehr kompensieren ließ. Zwar rückten wie in Hausen auch in Wittlingen regelmäßig Nachwuchsspielerinnen nach, doch findet der Übergang bereits bei den B-Juniorinnen statt.

Nicklas schätzt den „Sprung zur Verbandsliga schon recht hoch“ ein. Er konstatiert: „Im Juniorinnenbereich fehlt die U19. Die Mädels kommen mit 16, 17 Jahren zu den Aktiven, wo sie auf Gegnerinnen Mitte oder Ende 20 treffen.“ Das sei in den Bereichen Körperlichkeit und Geschwindigkeit deutlich zu spüren. Die zwei Jahre, die hingegen die männlichen Nachwuchskicker nach der U17 noch in der U19 verbringen können, „machen sich bemerkbar“.

Nach dem verpassten Klassenerhalt am Samstagabend waren die Wittlingerinnen logischerweise zunächst sehr niedergeschlagen. Dann aber habe sich dies in eine Aufbruchstimmung umgewandelt, hatte Nicklas beobachtet. Er wird indes sein Engagement an der Seitenlinie nicht fortsetzen und sich künftig wieder ganz auf seine eigentlichen Aufgaben als Teammanager und sportlicher Leiter konzentrieren. Als Nicklas in der Winterpause nach Thorsten Sohms Rückzug das Traineramt übernommen hatte, war bereits klar, dass er dies nur interimsweise bis Saisonende machen wird.

Die Suche nach einem neuen Coach für die kommende Runde beschreibt Nicklas als „sehr schwierig. So schwierig wie neue Spielerinnen zu finden“. Manches Gespräch mit Kandidaten endete ohne Erfolg, weil die generellen Vorstellungen auseinanderlagen. So hat Wittlingen sich dem Weg verschrieben, „auf die eigene Jugend zu setzen und weiterzuentwickeln“, betont Nicklas.

In die Trainersuche spielt zudem hinein, dass ein zentraler Aspekt für die kommende Saison noch nicht final geklärt ist: Der FC Wittlingen befindet sich mit einem anderen Verein in Gesprächen über eine Spielgemeinschaft. Für die neue Runde hätten 28 Spielerinnen zugesagt, „das sind für zwei Mannschaften zu wenig und für eine zu viel. Da würden zu viele auf der Strecke bleiben“, erklärt Nicklas die Beweggründe, sich wieder nach einem Partnerclub umzusehen. Bis 2018 war der FCW in einer SG mit dem SV Wollbach aktiv. Der Plan für die SG ist, eine Mannschaft zu haben, „die in der Landesliga relativ ambitioniert spielen kann“, so Nicklas. Und ein zweites Team, „in dem wir junge Spielerinnen aufbauen können“ und das jenen Akteurinnen eine Heimat bietet, die den Fußball vorrangig als Freizeitsport betreiben wollen.

Unabhängig von diesem Punkt ist personell klar: Der Kader verzeichnet gemäß Nicklas fünf bis sechs Abgänge, die studienbedingt bereits seit längerer Zeit feststanden. Zudem verlassen ein oder zwei Spielerinnen die Reserve und werden sich anderen Vereinen im Bezirk anschließen. Gegenüber den vergangenen Jahren habe es aber schon deutlich mehr Abgänge gegeben. Perspektivisch können die Wittlingerinnen darauf setzen, dass aus dem eigenen Nachwuchs ein konstanter Zufluss an Spielerinnen stattfindet. Und so konstatiert Nicklas „für die Zukunft schon eine gute Aussicht“.

Aufrufe: 025.5.2023, 16:30 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor