2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Kurz nach dem Spiel leiteten die Dorfbuam gleich vorbereitende Dehnungsübungen für den Party-Marathon ein.
Kurz nach dem Spiel leiteten die Dorfbuam gleich vorbereitende Dehnungsübungen für den Party-Marathon ein. – Foto: Paul Hofer

Dorfbuam-»Körper total am Ende«: Im Namen des Vaters und des Sohnes...

Bayernliga-Meister Hankofen-Hailing beweist nicht nur auf dem Platz enormes Durchhaltevermögen +++ Das Party-Protokoll aus Sicht von Paul und Daniel Hofer +++

Der Aufstieg bzw. die dazugehörigen Feierlichkeiten haben bei den Hofers in Gottfrieding Spuren hinterlassen. Vater und Sohn eint in den Tagen nach der Regionalliga-Rückkehr der Dorfbuam eine gewisse Art von Jetlag. "Mein Körper weiß gar nicht mehr, wann Tag oder Nacht ist", stellt Daniel (32) mit deutlich angeschlagener Stimme fest. Und auch Paul (65) hatte nur wenig Schlaf zuletzt. Alles egal. Alles nebensächlich. Es muss genauso sein. Denn: Die SpVgg Hankofen-Hailing ist Bayernliga-Meister 2024!

Alle haben sie gefeiert am Samstag nach dem entscheidenden 1:0-Sieg in Coburg. Die Spieler natürlich, Spielertrainer Tobias Beck, Manager Richard Maierhofer, Vereinsboss Alois Beck und alle, die sich mit den Kickern vom Reißinger Bach verbunden fühlen. "Los ging es gleich auf dem Platz in Coburg, dann in der Kabine und im Bus während der Heimfahrt", berichtet Daniel Hofer, sehr darauf bedacht, nichts zu vergessen. Feste müssen bekanntlich gefeiert werden. "Im Bus gab es Sekt, Weinschorle, Bier und Wodka-Bull. Super, dass der Busfahrer mitgedacht hat. Und natürlich wurde die vier Stunden Fahrzeit durchgesungen. Wir haben ordentlich abgerissen!"

Alle gaben Vollgas. Und doch haben Daniel und Paul Hofer, Sohn und Vater, ein Alleinstellungsmerkmal. Der 32-Jährige ist Kapitän, der 65-Jährige Vereins-Fotograf. Der eine also absoluter Insider, der andere Außenstehender mit großer, großer Leidenschaft für die Spielvereinigung. Und gerade gemeinsam sind sie stark. Und gerade gemeinsam feiert es sich besser. "Ich bin natürlich unglaublich stolz auf meinen Sohn Daniel, aber auch auf die ganze Mannschaft", frohlockt Hofer senior. "Ich spiele für meine Eltern, für meinen Bruder. Und das macht mich stolz!", ergänzt der Junior.

Kapitän Daniel Hofer (2.v.l.) feierte natürlich mit seinen Teamkameraden - aber zuallererst mit Bruder Andreas (v.l.), Frau Ann-Kathrin und Papa Paul.
Kapitän Daniel Hofer (2.v.l.) feierte natürlich mit seinen Teamkameraden - aber zuallererst mit Bruder Andreas (v.l.), Frau Ann-Kathrin und Papa Paul. – Foto: Paul Hofer

Zurück zur Heimreise aus Oberfranken am Samstagnachmittag: Die Spieler und Spielerfrauen saßen in einem proppenvollen Bus. Die Fans in einem anderen, ebenfalls bis auf den letzten Platz gefühlten rot-weißen Party-Mobil. Es ging weiter in eine Bar in Straubing, die extra für die Meister früher öffnete. Später wurde in einer Disco abgetanzt, "solange jeder konnte", wie Daniel Hofer erklärt. Er selbst ging als Kapitän voran. Aber auch Daniel Rabanter, Valentin Harlander und Christoph Laimer zeigten, dass sie Kondition haben. Diese bewies auch Papa Hofer. "Bis halb 2 Uhr morgens habe ich Bilder bearbeitet. Um 8 Uhr ging es tags darauf weiter. So ein Erfolg muss schließlich festgehalten und ausreichend weitergegeben werden."

Die Dorfbuam belohnten sich für eine intensive, aber am Ende sehr, sehr erfolgreiche Saison. Und das, obwohl die Spielzeit zu Beginn auf tönernen Füßen stand. "Es war eine große Reise ins Unbekannte", blickt Daniel Hofer zurück: Nach dem Abstieg aus der 4. Liga musste sich das Team erst einmal sammeln und einen Umbruch meistern. Zudem trat man in der Bayernliga Nord an. Eine Spielklasse mit vielen Unbekannten. "Abtswind und Neudrossenfeld - diese Orte habe ich, ehrlich gesagt, vorher nicht gekannt. Das war absolutes Neuland". Doch die Niederbayern fanden sich in Franken und der Oberpfalz schnell zurecht. Das Team entwickelte sich als solches. "Und nach jedem Sieg hat man gemerkt, dass das Selbstvertrauen mehr wird. Wir sind zudem immer einmal mehr aufgestanden als wir hingefallen sind."

– Foto: Paul Hofer

So auch am Pfingstsonntag. So ein Titel muss eben gefeiert werden - und das nicht nur einen Tag und eine Nacht. Und so ging es am Feiertag auf dem Mooser Pfingstfest mit einem Frühschoppen weiter. Es folgte eine "legendäre Bulldogfahrt mit dem Papa von Andi Wagner": Vom Vater des Torjägers chauffiert, tuckerten die Bayernliga-Champions unter anderem durch Landau und Pilsting, ehe Wagner junior zu einer Poolparty bat. "Je, nachdem, wer wann aufstehen konnte" traf man sich tags darauf dann bei Daniel Hofer. "Von 10 Uhr vormittags bis Mitternacht am Pfingstmontag - das Haus schaut noch immer aus wie Sau", bilanziert der Spielführer nüchtern, oder auch nicht.

In einen gewissen Rausch spielte sich die Beck-Truppe auch im Laufe der Saison. Auch wenn es die ein oder andere Niederlage setzte (Daniel Hofer: "Nach der Ingolstadt-Niederlage habe ich gedacht, jetzt geht's abwärts" - Paul Hofer: "Die Niederlage in Eltersdorf war nicht ohne") zeichnete sich früh ab, dass Hankofen vorne mitmischen wird. Ein Dreikampf um den Titel mit Eichstätt und Eltersdorf bahnte sich an. Doch irgendwie hatte Paul Hofer, der bei jedem Spiel mit seiner Kamera dabei war, mit jedem Spieltag mehr das Gefühl, das nichts anbrennen wird. "Der Schlüsselmoment war für mich, als ich gemerkt habe, dass die Kameradschaft innerhalb des Teams außergewöhnlich ist. Das war irgendwann vor der Winterpause. Hinzu kommt noch die brutale Heimstärke, die auch ganz wichtig war."

– Foto: Paul Hofer

Wer Herr im eigenen Hause ist, müssen Lummer, Richter & Co. in dieser Woche noch einmal beweisen. Denn obwohl "die Körper total am Ende sind", wie Kapitän Daniel Hofer verantwortungsvoll für seine Mannen spricht, geht der Party-Marathon weiter. Die offizielle Meisterfeier steht noch auf dem Programm. "Und dann geht es am Freitag nach Malle:" Obwohl der Junior nur knapp 300 Meter vom Senior entfernt wohnt, hat der Vater den Sohn seit Samstag nicht mehr gesehen. Dass Daniel zudem derzeit seinen Körper so richtig auf die Probe stellt, weiß Papa Paul. Er schimpft aber nicht. "Er hat es sich absolut verdient. Ich gönne es ihm."

Der 65-Jährige weiß, dass auf seinen Filius demnächst wieder Zeiten von Qualen und Verzicht zukommen. Nach der Saison ist vor der Saison. Und für die "Champions League der Amateure" muss man natürlich auch eine besonders intensive Vorbereitung absolvieren, wie Daniel Hofer weiß. Er und seine Teamkollegen möchten nämlich, dass auch im Sommer 2025 gefeiert werden kann - der Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern. "In dieser Liga herrscht unglaubliche Qualität", weiß der 32-jährige Außenstürmer. "Aber ich bin überzeugt, dass wir bestehen können, wenn wir alles geben."

– Foto: Paul Hofer

Dass die Dorfbuam bereit sind, an ihre Grenzen - und darüber hinaus - zu gehen, haben sie in der Bayernliga-Spielzeit 2024/2025 eindrucksvoll bewiesen. Sie haben zudem historisches geschafft, indem sie erst 2022 die "Süd" gewannen und zwei Jahre später die "Nord". Mindestens seit Samstag weiß aber auch so ziemlich jeder, dass die Truppe der SpVgg Hankofen-Hailing auch in der 3. Halbzeit meisterlich ist. Nicht irgendwie, sondern mit enormen Durchhaltevermögen. Und die hinterlassenen Spuren? Hofer & Co. haben gezeigt, wie man einmal mehr aufsteht als man hinfällt...

Aufrufe: 022.5.2024, 11:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor