2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Ein nachdenklicher FCL-Trainer: Sebastian Held sinniert über den Spielverlauf im Derby gegen Ottenhofen.
Ein nachdenklicher FCL-Trainer: Sebastian Held sinniert über den Spielverlauf im Derby gegen Ottenhofen. – Foto: Christian Riedel / fotografie-ri

Derby-Krimi in Ottenhofen: „Für uns Trainer war das eine Katastrophe“

FCL-Coach Sebastian Held im Interview

Nichts für schwache Nerven! Nach dreifacher Langengeislinger Führung drehen die Gastgeber die Partie. Dank zweier später Tore kommt der FC aber noch zum 5:5-Ausgleich.

Ottenhofen/Langengeisling – Der Stadionsprecher hatte seinen Spaß und machte keine Unterschiede. „Er hat die Torhymne für uns genauso gespielt wie für seine Ottenhofener“, erzählt Wast Held, Trainer des FC Langengeisling 2, und fügt hinzu: „Aber eigentlich hätte er es gleich als Dauerschleife schleifen lassen können.“ Den Humor hat der 55-jährige Coach trotz des verrückten Spiels in der Fußball-Kreisklasse nicht verloren: 2:0 nach 21 Minuten vorne, dann bis zur 86. Minute hinten, um letztlich doch noch ein 5:5 zu schaffen. Wir sprachen mit dem Trainer.

Herr Held, dem Fußballfan ist ein 5:5 lieber als ein 1:1. Dem Trainer auch?
Klar war das für die Zuschauer schön, für mich und meinen Ottenhofener Kollegen war es eine Katastrophe. Irgendwann haben ja die Zuschauer nur noch gelacht. Von einem Kreisklasse-Niveau wollen wir hier sowieso nicht sprechen. Dazu hat allerdings auch die Hitze beigetragen. Fußball ist bei diesen Temperaturen einfach nicht gesund. Beide Mannschaften haben total schlecht verteidigt.
Für die Torhüter war das auch kein Spaß.
Das ist das nächste. Wir haben ja derzeit in Langengeisling eine unglaubliche Torwart-Misere. Wer nicht verletzt ist, ist gerade im Urlaub. Und Chris Bernhardt wurde quasi in den Junggesellenabschied entführt. Deshalb stand Feldspieler Oliver Kluth im Tor. Für ihn tut es mir ganz besonders leid. Dabei möchte ich auch betonen: Er war an keinem einzigen Gegentor schuld. Das habe ich ihm auch gesagt. Trotzdem war er sauer, ist doch klar.
Haben Sie persönlich schon so ein wildes Spiel wie dieses 5:5 in Ottenhofen erlebt?
Ich bin am Dienstag 55 Jahre alt geworden, bin seit 35 Jahre Fußballtrainer, aber das war selbst für mich Premiere. Meine Frau hat gesagt, dass ich seit Sonntag deutlich mehr graue Haare habe. Gut, dass ich jetzt eine Woche am Gardasee im Urlaub bin. Da werde ich in den See schauen und nochmals an das Spiel denken.
Was überwiegt: die Freude über die Offensivkraft oder der Ärger über die vielen Gegentore?
Ich habe mich über gar nichts freuen können.
Also auch nicht über den späten Punktgewinn?
Ich habe dem Tom (Thomas Perzl, Schütze des 5:5 in der 90. Minute, die Red.) gesagt: „Schön, dass du noch den Ausgleich geschossen hast, aber freuen kann ich mich nicht.“ Und er hat geantwortet: „Mir geht’s genauso.“ Ich habe bis 1 Uhr morgens nicht einschlafen können, weil ich noch mal nachdenken musste, wie wir innerhalb von vier Minuten unseren 2:0-Vorsprung verschenkt haben und dennoch mit einer 3:2-Führung in die Halbzeit gegangen sind. In der Kabine haben wir angesprochen, was alles falsch lief. Die Mannschaft ging entschlossen raus, um dann nach vier Minuten 3:4 hinten zu liegen und dann ein fünftes zu kassieren.
Aber das Team kam zurück.
Und das war wirklich super. Trotz der Hitze haben die Jungs immer an sich geglaubt, nicht aufgegeben und sich das Unentschieden verdient. Wir haben ja sogar noch zum 6:5 gehabt.
Also eher zwei verlorene Punkte.
Ganz ehrlich: Leichter wie am Sonntag wird es nie wieder, in Ottenhofen zu gewinnen. Beim Gegner waren acht Spieler im Urlaub.
Ihr Tipp fürs nächste Spiel? 1:0 oder 6:5?
Ich bin ja im Urlaub, aber Tom Perzl, mein Co-Trainer, macht das schon. Und auch wenn wir jetzt in drei Spielen elf Gegentore kassiert haben, glaube ich fest an ein 1:0. Ich möchte aber den besten Mann des Spiels noch erwähnen.
Sehr gern.
Das war Sean O’Regan, ein sehr junger, aber ganz hervorragender Schiedsrichter. Er hat wohl beim Notieren der Tore auf seiner Schiri-Karte kaum noch Platz gehabt, Gut, dass er nur zwei gelbe Karten verteilen musste. (Dieter Priglmeir)

Aufrufe: 022.8.2023, 06:54 Uhr
Dieter PriglmeirAutor