2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht

Den Sieg erzwungen

Ein Leckerbissen war im Kellerduell zwischen Niederpöllnitz und Ilmenau nicht zu erwarten. So zogen die Blau-Weiß das Match mit Willen auf ihre Seite.

Spielbericht von Gerhard Suhr

Die Stimmung im Niederpöllnitzer Lager hatte irgendwie etwas meteorologisches. So zwischen einem knalligen Hoch mit viel Sonnenschein und einem kräftigen Gewitterguss war alles möglich. „Es steht viel auf dem Spiel“, meinte Trainer Peters. „Es muss etwas heute gehen.“ Und damit meinte er garantiert nicht, dass nach den 90 Minuten die Regenschirme rausgeholt werden mussten. Dabei gab es personell in jeder Wetterlage etwas zu beachten: Im Trend des Gewittergusses waren die Abmeldungen von Kurz und Heuschkel. Auch der angesetzte Schiedsrichter, Kay Thieme, war mehr in dieser Kategorie unterwegs. Zwei Spiele in 22/23 mit Niederpöllnitzer Beteiligung, zwei 1:2-Niederlagen. Im Sonnenschein dagegen die Rückkehr von N. Sporer und Menzel. Die Anspannung war auf alle Fälle allgegenwärtig. Dabei waren ja nach dem Abstiegsknaller gegen Ilmenau noch Spiele zu spielen. In der Mannschaftsbesprechung musste Peters allerdings wenig bis nichts über Motivation sagen. „Jeder weiß, was auf dem Spiel steht…“ Genau, Sonne oder Gewitter eben.

Nach wenigen Sekunden hatte sich die erste Gewitterwolke genähert. Und wenn Thieme so gepfiffen hätte, wie in der Endphase des Spiels, dann wäre der Schubster von P. Sporer gegen Müller im Strafraum anders interpretiert worden, als zu jenem Zeitpunkt, nämlich mit Weiterspielen. Die ersten Chancen für die Hausherren ließen auch nicht lange auf sich warten. N.Sporers flache Eingabe landet hinter dem Tor und das Duo Lunow/L.Müller bekommt den Ball nicht richtig zu fassen (5., 6.). BW nach dem kleinen Aufreger zu Beginn äußerst konzentriert, was die engere Abwehr angeht. Besonders P. Sporer machte ein sehr solides Spiel. Nach von aber, genau wie bei den Gästen, erhöhte sich vom Mittelfeld bis zur Abteilung Attacke die Fehlerquote. Beide Teams hier im Kreieren von Chancen sehr sparsam, nervös und zurückhaltend. Von vornherein war aber nicht mit einem Spiel der Marke „Sonderklasse“ zu rechnen. Auch wenn BW ab Minute 85 sehr nahe an diese Einschätzung kam. Ilmenau konnte nach vorn überhaupt nichts darbieten. Ausnahmen: Abseitstor durch Finn (22., lange zuvor war der Pfiff ertönt) und Durchbruch von Schröder, den Peters beendet und dafür Gelb sieht (26.). Nur noch einmal konnten die Fans der Niederpöllnitzer hoffen, doch die Direktabnahme von N.Sporer geht weit drüber (40.).

Zur Halbzeit hatte sich also an der Wetterlage nicht viel geändert, die Hochs und Tiefs kreisten umeinander und konnten sich noch nicht durchsetzen. Auf den Fußball bezogen, meinte ein Fan: „Schön geht anders“. Das war aber auf beide Teams bezogen. Nach 48 Minuten sieht Felix Theileis die gelbe Karte und nutzt diese in seinem Augen überzogene Entscheidungen zu kleinen und größeren Diskussionen mit Thieme. Das hört der sich bis zur 87. Minute an und schickt dann Theileis wegen des nächsten kleinen Vergehens in die Kabine. Das ist wieder schade für das Team, denn in den letzten Wochen war der Verteidiger eine echte Stütze geworden.

Wir notieren die 54. Minute, als das Spiel zu kippen drohte. Riesenchance für Machts am langen Pfosten, aber der Ball schwebt 20 Zentimeter zu hoch heran, das Timing stimmt nicht und Machts machts nicht und verbringt die nächsten zwei Minuten mit Selbstvorwürfen. BW verbringt die nächsten zwei Minuten mit dem Schießen des 1:0. Nach tollem Pass stürmt N. Sporer auf Lehmann zu, Menzel ruft, Menzel zeigt an: Hier bin ich, spiel mich an und Sporer knallt einfach das Spielgerät auf die Kiste. Lehmann kommt zwar noch ran, aber lenkt den Ball in die Maschen. Unhaltbar schien der nicht. Und als ob das nicht schon genug wäre, leistet sich der Gäste-Keeper in der 61. Minute den nächsten Fauxpas: Den anstürmenden Müller will er mit einem galanten Haken aussteigen lassen, der riecht den Braten, nimmt den Ball und schiebt ins leere Tor ein. Das Stadion tobte wie seit langem nicht und Niederpöllnitz war seinem Ziel, drei Punkte zu holen, sehr nahe. Wenn da nicht die zwischenzeitlichen Bemühungen der Ilmenauer gewesen wären, doch noch etwas mitzunehmen. Wenn da nicht der Platzverweis gewesen wäre. Wenn da nicht die vergebene Großchance von Marcel Peters gewesen wäre (Kopfball an die Latte/63.). Und wenn da nicht die Verletzung von L.Müller, dem Kapitän gewesen wäre. All das brachte noch einmal Spannung, die eigentlich keiner brauchte. Erst P. Menzel erlöste die Fans, die Mannschaft und die zu Hause gebliebenen Kicker mit seinem Tor, im Liegen erzielt, in der Nachspielzeit.

Der Himmel hatte sich aufgezogen, 24 Grad und Sonne. Blau-Weiß hatte den Sieg und das schöne Wetter erzwungen. Ilmenau muss sich den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig getan zu haben. Das war besonders im Offensivdrang kaum von Gefahr. Hier kam die Mannschaft nicht über Ansätze hinaus.

Aufrufe: 022.5.2023, 20:00 Uhr
Gerhard SuhrAutor