2024-06-06T14:35:26.441Z

Vereinsnachrichten
TSV Bernbeuren schaffte letzte Saison den Klassenerhalt
TSV Bernbeuren schaffte letzte Saison den Klassenerhalt – Foto: Weland

„Das ist ein Neustart“: TSV Burggen und TSV Bernbeuren bilden Spielgemeinschaft

SG will drei Mannschaften aufstellen

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Die beiden TSV-Klubs vereinten sich zu einer Spielgemeinschaft, um so den Fußball vor Ort zu retten. Der BFV machte dies aber schwer zu ermöglichen.

Bernbeuren/Burggen – Am Pfingstsamstag gegen 17 Uhr endete die Geschichte der Ersten Mannschaft des TSV Burggen. Mit einer 0:6-Niederlage gegen die SG Lechsee verabschiedete sich das Team für immer in die Vereinschronik. „Es war schon ein bisschen ein komisches Gefühl“, räumte Max Höfler ein. Der Abschied aus dem Ligenspielbetrieb sei dem einen oder anderen Kicker schon an die Nieren gegangen. „Sehr emotional“ sei es laut dem Abteilungsleiter bei der anschließenden Saisonabschlussfeier im Sportheim zugegangen.

Ganz von der Bildfläche wird die Mannschaft aber nicht verschwinden. In Zukunft firmiert sie zusammen mit dem TSV Bernbeuren unter den Namen TSV Burggen/Bernbeuren mit einem eigens entworfenen Wappen und eigenen Trikots. „Das ist ein Neustart“, sagt Höfler und ist entsprechend erwartungsfroh, was den gemeinsamen Weg betrifft. „Das ist die logische Konsequenz“, hält Felix Lindauer den Zusammenschluss der beiden Fußballsparten für zwangsläufig.

Gespräche über Koalition finden schon seit vergangenem November statt

Es dauerte auch nicht länger als eine halbe Stunde, bis der Abteilungsleiter des TSV Bernbeuren und sein Amtskollege aus Burggen im vergangenen November die wichtigsten Parameter für eine Fusion festgelegt hatten. Schon seit über einem Jahrzehnt arbeiten beide Klubs in der Nachwuchsarbeit erfolgreich zusammen. „Das war immer konstruktiv“, lobt Höfler.

Für die Kinder und Jugendlichen aus den beiden Ortschaften ist es inzwischen selbstverständlich, dass sie in einer gemeinsamen Mannschaft zusammenspielen. „Es hat eigentlich keine richtigen Derbys mehr zwischen uns gegeben“, konstatierte Höfler, dass die Rivalität zwischen den zwei Vereinen immer mehr bröckelte, weil die Gemeinsamkeiten so stark waren.

Bei den Lokalkämpfen der Männer liefen auf einmal zahlreiche Akteure in unterschiedlichen Dressen auf, die in der Jugend noch einen verschworenen Haufen gebildet hatten.

Beide Vereine mit gleichen Problem: Zu wenige Spieler in der Reseremannschaft

Neben dem friedlichen und freundschaftlichen Miteinander der zwei Vereine existierte noch ein weiteres Phänomen, das beide miteinander verband. Sowohl Burggen als auch Bernbeuren schafften es problemlos, eine erste Mannschaft zu stellen. Schwieriger war es hingegen, immer eine vollständige Reserve zusammenzutrommeln, denn den festen Stamm bildeten nur um die acht Fußballer.

„Wir haben in der vergangenen Saison über 40 verschiedene Spieler eingesetzt“, klagt Höfler über unhaltbare Zustände. An potenziellen Kickern hat es seiner zweiten Garnitur nie gemangelt. „Aber die Einstellung hat sich verändert.“ Er spricht von einer Entwicklung, die sich längst nicht mehr allein in Burggen oder Bernbeuren bemerkbar macht.

Höflers Wochenenden sahen dann so aus, dass er um die 30 Telefonate führen musste, damit die Reserve vollständig antreten konnte. Der Sinn dieses Zeitaufwands erschloss sich irgendwann weder ihm noch den anderen Verantwortlichen mehr. „Alle haben gesagt, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, stellt er klar.

TSV Burggen/Bernbeuren möchte drei Mannschaften aufstellen

Die nahe liegende Lösung des Problems war eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Bernbeuren, der ja unter denselben Problemen litt. Beide Vereine waren sich schnell einig, in Zukunft eine gemeinsame erste Mannschaft, eine gemeinsame Reserve und noch eine gemeinsame Dritte zu stellen. „Wir wollten drei Teams haben, damit jeder nach seinem Leistungsstand seinem Hobby nachgehen kann“, so Höfler.

Er war überzeugt, dass dieses Modell allen Beteiligten nur Vorteile bringen würde. Denn auf diese Weise sicherten sich beide Vereine weiterhin die Dienste von jenen Kickern, die nicht das Format für die Kreisklasse oder die A-Klasse besitzen, sondern nur ihrem Hobby in der C-Klasse frönen wollen. Summa summarum sind das um die 15 Spieler, die auf diese Weise gehalten werden konnten.

Der A-Klassist TSV Burggen spielte vergangene Saison in der Meisterrunde.
Der A-Klassist TSV Burggen spielte vergangene Saison in der Meisterrunde. – Foto: Ruder

Allerdings hatten die beiden Partner die Rechnung ohne den Bayerischen Fußball-Verband gemacht. Auf Kreisebene unterstützte Heinz Eckl die Bestrebungen der beiden Vereine mit ganzer Kraft. „Er hat sich richtig Zeit für uns genommen“, lobte Höfler das Engagement des Kreisspielleiters.

Während Eckl das Ansinnen der beiden Parteien nur für berechtigt hielt, weil er es aus eigener Anschauung bestens nachvollziehen konnte, zeigte ihnen Josef Janker die kalte Schulter. Der Verbandsspielleiter entwickelte kein Verständnis für das Anliegen der beiden Klubs.

BFV lehnt 3-Mannschaften-Modell ab: „Das ist ein Schlag ins Gesicht“

„Wir machen das ja nicht aus Spaß“, versicherte Höfler. „Jedem von uns wäre es lieber, wenn er selbstständig bleiben würde.“ Janker lehnte den Vorschlag aus Oberbayern trotzdem ab, weil er am Ende drei Teams vorsah. Bei nur zwei Mannschaften wäre eine Spielgemeinschaft im Sinne des BFV genehmigt worden. Die Spielerpässe wären dann über beide Vereine gelaufen.

„Die haben Angst, dass wir uns sportlich pushen wollen“, verstand Höfler die aus seiner Sicht abstruse Argumentation des BFV überhaupt nicht, der ihnen unterstellte, sich durch eine Fusion einen Vorteil zu verschaffen. Dabei dachten beide Klubs nicht einmal im Traum daran, in den nächsten Jahren in die Bezirksliga aufzusteigen. Sie wollten nur den Fußball vor Ort retten. Selbst ein dreiseitiges Schreiben, das die Vereine mit Unterstützung von Heinz Eckl aufgesetzt hatten, erzielte keinerlei Wirkung.

Zu Irritationen führte auch ein Gespräch zwischen Höfler, Lindauer und der Verbandsspitze. „Die haben mir das Wort im Mund herumgedreht“, empörte sich der Burggener. „Das ist eine Riesen-Frechheit, das ist ein Schlag ins Gesicht.“ Lindauer pflichtete ihm bei, was den Stil der Verantwortungsträger des BFV betraf: „Das ist arrogant rübergekommen.“

TSV geht teure Alternative ein, um drei Mannschaften zu ermöglichen

Als Alternative, um ihr Projekt mit drei Mannschaften zu verwirklichen, blieb den beiden Seiten nur die folgende Konstellation: Die Burggener Spieler ließen ihre Pässe auf Bernbeuren umschreiben und verloren somit die direkte Bindung an ihren Heimatverein. Allerdings fielen für sie nun weitere Kosten an.

Sie sind zwar weiterhin Mitglieder beim TSV Burggen, müssen jetzt aber auch beim TSV Bernbeuren versichert sein. Die Mehrkosten in Höhe von 600 bis 800 Euro teilen sich beide Abteilungen, nachdem der Hauptverein in Bernbeuren grünes Licht für diese Variante gegeben hatte. Für die Burggener Kicker ergeben sich somit keine weiteren finanziellen Belastungen.

Auch wenn die Hürden der Bürokratie hoch waren, wie Höfler empfand: „Von Seiten des BFV hat man uns Steine in den Weg geschmissen.“ Die Begeisterung für das Projekt blieb unter den Fußballern hoch. 42 erschienen zum ersten gemeinsamen Training.

Felix Lindauer prophezeit mehr Spielgemeinschaften in den nächsten Jahren

In Zukunft wird dienstags immer in Bernbeuren geübt und am Donnerstag in Burggen, was sich allein der Geselligkeit wegen schon anbietet. Schließlich verfügen die Burggener über ein eigenes Vereinsheim mit Bewirtung. Die Heimspiele werden während der Saison abwechselnd in Bernbeuren und in Burggen ausgetragen.

Die Kooperation der beiden Dörfer stieß in der Region auf große Resonanz. Vor allem der neu installierte Leitungsausschuss, der sich aus je vier Vertretern der beiden Fußball-Abteilungen zusammensetzt, ist bei den Nachbarn von Interesse. Schließlich sind Burggen und Bernbeuren nicht die ersten Vereine aus dem Westen des Landkreises Weilheim-Schongau, die eine Partnerschaft eingehen.

Zuvor haben schon Schwabbruck und Schwabsoien, der SV Wildsteig und der TSV Rottenbuch sowie der SV Prem und der SV Lechbruck eine Kooperation geschlossen. „Das wird in den nächsten Jahren noch mehr Vereine treffen“, ist sich Lindauer sicher. Auch der SV Kinsau und der SV Apfeldorf denken inzwischen über eine Liaison nach.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Rolle in der Kreisklasse spielen werden“, gibt sich Lindauer optimistisch – der FC Wildsteig/Rottenbuch lässt grüßen. Es beginnt in Burggen und Bernbeuren für beide eine neue Zeitrechnung, nachdem die Uhr für jeden einzelnen abgelaufen war. (Christian Heinrich)

Aufrufe: 014.6.2023, 06:53 Uhr
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