2024-05-17T14:19:24.476Z

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Mit der ESG Halle trifft Norbert Ciornei im Landespokal auf seine alte Liebe, den Halleschen FC.
Mit der ESG Halle trifft Norbert Ciornei im Landespokal auf seine alte Liebe, den Halleschen FC. – Foto: Sebastian Harbke

Ciorneis Wiedersehen: "Die Zeit beim HFC hat mein Leben geprägt"

Landespokal +++ Mit der ESG Halle trifft Mannschaftsleiter Norbert Ciornei auf seine alte Liebe

Von Christoph Karpe (Mitteldeutsche Zeitung)

Die Abläufe sind automatisiert. Routine halt. Am Freitagmittag wuselte Norbert Ciornei auf dem Gelände der Eisenbahner Sportgemeinschaft herum und richtete die Kabine her. Die frisch gewaschenen Trikots der Fußballer wurden an die Haken auf den angestammten Plätzen gehängt, auf dem viereckigen Sprelakart-Tisch ordnete er Müsli-Riegel, Bananen und die Keksschale nebeneinander. Noch ein paar Getränke dazu, fertig. Das Stadtderby in der Landesklasse 7 zwischen der Lok und Einheit Halle (1:2) konnte steigen.

ESG Halle lädt zum großen Pokalspiel

Genau eine Woche später wird der Ablauf für Mannschaftleiter Ciornei der gleiche sein. Allerdings unter gänzlich veränderten Vorzeichen. Am Sonnabend, 19. November (13 Uhr), gastiert der Hallesche FC auf dem Areal hinter ein paar Kleingartenanlagen in Bahnhofsnähe im Osten der Stadt. Dieses Duell im Landespokal wird das Highlight für die ESG-Kicker. „Seit die Auslosung feststeht, schwirrt das Spiel durch die Köpfe der Spieler, ständig wird davon geredet, dadurch wirkten sie im Punktspiel-Alltag zuletzt gehemmt“, hat Ciornei kritisch beobachtet.

Doch während sich die Freizeit-Fußballer um Kapitän Tobias Keller ausmalen, wie das so sein wird, mal gegen Drittliga-Profis bestehen zu müssen, hat dieses Aufeinandertreffen für Norbert Ciornei eine Bedeutung, die meilenweit über das Sportliche hinausgeht. „Die Zeit beim HFC hat mein Leben geprägt“, sagt der 69-Jährige und bekommt dabei einen fetten Klos im Hals. 15 Jahre lang, von 2001 bis 2015, hat Ciornei beim rot-weißen Klub genau den Job innegehabt, mit dem er heute bei der Lok den familiären Laden zusammenhält: Mannschaftleiter, Vater der Kompanie, Ratgeber, Organisator, Kumpel.

Lindenhahn erinnert sich an gemeinsame Zeiten

„Nobbi“, erinnert sich der langzeitverletzte HFC-Profi Toni Lindenhahn an viele gemeinsame Jahre, „hatte einfach eine coole Art. Er trug sein Herz auf der Zunge, man konnte immer zu ihm kommen, er hat niemals Trikots oder irgendwas vergessen. Alle Spieler mochten ihn, auch wenn er manchmal mit seiner Meinung rausgeplautzt ist“, erzählt Lindenhahn und verrät: „Nach dem Spiel gab es bei ihm in seinem Büro für jeden, der wollte, einen Ramazzotti“, berichtet er lachend. Bei Niederlagen habe Ciornei meist selbst einen Kräuterschnaps zur Beruhigung gebraucht. Norbert Ciornei grinst. „Es war immer alles im Rahmen. Natürlich wurde es bei Mannschaftabenden auch mal lustig. Stürmer Thomas Neubert etwa war gewiss kein Kind von Traurigkeit“ erinnert er sich. Zum FuPa-Profil:

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2001 war Ciornei in der Nachwuchsabteilung beim Halleschen FC beschäftigt. Weil Klaus Lorenz bei der Ersten als Mannschaftsleiter hinwarf, wurde er vom damaligen Teamarzt Dr. Bernd Wiemann gefragt, ob er sich vorstellen könne, diesen Job zu übernehmen. Konnte er. Unter dem inzwischen verstorbenen Trainer Reinhard Häfner, dem DDR-Fußball-Idol, stiegt er ein. „Acht Trainer habe ich erlebt. Menschlich sind mir Dirk Mankowski und natürlich Sven Köhler als besonders positiv in Erinnerung geblieben.“ Zweimal ist Norbert Ciornei mit dem HFC aufgestiegen.

Kein Abschied vom HFC im Guten

Als im Mai jene „Helden“ geehrt wurden, die 2012 den Profifußball nach Halle geholt hatten, stand er selbstverständlich auf dem Rasen des Leuna-Chemie-Stadions und wurde ebenso von den Fans gefeiert. „Nobbi war und ist Kult“, sagt Lindenhahn über seinen Kumpel. Wie viele ehemalige Spieler. „Mit Steven Ruprecht, der heute als Experte für Magentasport unterwegs ist, zu Nico Kanitz oder auch Patrick Mouaya habe ich regelmäßig Kontakt. Und natürlich zu Toni“, erzählt Ciornei. Die Ultras laden ihn zu ihren alljährlichen Fankurvenpartys ein. Ciornei kommt gern, um mit alten Bekannten über rotweiße Zeiten zu schwatzen.

Inzwischen sitzt er bei Drittliga-Spielen des HFC auch wieder auf der Haupttribüne und schaut der aktuellen Mannschaft zu - wenn es der Job bei der ESG zulässt. Eine Zeit lang bekamen ihn bei aller Liebe keine zehn Pferde ins Stadion. Hatte mit seinem Abschied 2015 zu tun. Ciornei fuhr bei einem Klub-Sponsor einen 4,5 Tonner, wollte aber gern eine Festanstellung beim HFC, bei dem er auf 400-Euro-Basis jobbte. Womit der riesige Zeitaufwand niemals abgegolten war. „Also bin ich zum damaligen Manager Ralph Kühne und habe vorgeschlagen, mich für 1.000 Euro im Monat einzustellen. Dann stünde ich 24 Stunden lang jeden Tag zur Verfügung.“ Es ging um ein lediglich ein Jahr, das Ciornei fest angestellt sein wollte. Keine Chance. Eine Planstelle für einen Mannschaftleiter zu schaffen, wurde abgelehnt. Heute gibt es sie. Das Gespräch fand damals vor dem letzten Saisonspieltag 2014/15 statt. Nach der Ablehnung war Ciornei so sauer, dass er das finale Auswärtsspiel schwänzte.

Ciornei hat seinen Frieden gemacht

Längst hat er seinen Frieden mit dem HFC gemacht. Allerdings: Das, was er bei seinen Besuchen im Stadion an Sportlichem so sieht, bereitet ihm Sorgen. „Manchmal blutet mir das Herz. Die Mannschaft gibt sich wirklich Mühe, und manches sieht auch ganz ordentlich aus, doch gegen körperlich starke Teams hat der HFC Probleme. Ich drücke die Daumen, dass der Klassenerhalt gelingt, aber es wird schwierig“, schätzt Norbert Ciornei ein. Applaus gibt es von ihm für die Entscheidung, Jonas Nietfeld wieder in den Sturm zu stellen. „Er gehörte nie hinten hin, ist vorn wertvoller, weil gefährlicher.“

Dies werden auch seine Landesklasse-Spieler zu spüren bekommen. „Unser Ziel ist es, dagegen zu halten. Die Jungs haben den Ehrgeiz, nicht zweistellig zu verlieren“, sagt Norbert Ciornei.

Mit der ESG Halle feierte Norbert Ciornei den Stadtpokalsieg.
Mit der ESG Halle feierte Norbert Ciornei den Stadtpokalsieg. – Foto: Patrick Pysall

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Aufrufe: 016.11.2022, 00:05 Uhr
Christoph Karpe/MZAutor