2024-04-25T14:35:39.956Z

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Seit 2019 an der Seitenlinie der Mainzer A-Jugend: 05-Legende Christof Babatz (rechts) assistiert U19-Chefcoach Benjamin Hoffmann.	Foto: imago/Martin Hoffmann
Seit 2019 an der Seitenlinie der Mainzer A-Jugend: 05-Legende Christof Babatz (rechts) assistiert U19-Chefcoach Benjamin Hoffmann. Foto: imago/Martin Hoffmann

Christof Babatz: Der gute Rat einer Vereinslegende

Ex-Profi bringt die U19-Talente des FSV Mainz 05 als Co-Trainer in ihrer Entwicklung weiter

Mainz. Christof Babatz genießt die intensive Zeit in vollen Zügen. Und manchmal wünscht er sich, diese besondere Saison würde niemals enden. Die Zusammenarbeit mit einer ganz besonderen Gruppe außerordentlich begabter Nachwuchsfußballer und einem Trainerteam, in dem ein freundschaftliches Miteinander, großes Vertrauen und blindes Verständnis herrschen.

Obwohl die Geschichte der Mainzer A-Junioren noch lange nicht auserzählt ist, sondern die heiße Phase mit den K.o.-Spielen um die Deutsche Meisterschaft und im DFB-Pokalwettbewerb nun erst beginnt, haben sie mit dem Staffelsieg in der U19-Bundesliga Süd/Südwest bereits Vereinsgeschichte geschrieben. Nun – beginnend mit dem Pokal-Halbfinale am Sonntag bei Schalke 04, gefolgt vom DM-Halbfinale gegen den 1. FC Köln (9./14. April) – geht die große Reise weiter. „Kurz Luft holen, sammeln und dann mit voller Konzentration und voller Energie in diese K.o.-Spiele, die nicht nur für unsere Jungs und uns als Mannschaft, sondern für den ganzen Verein Mainz 05 etwas ganz Besonderes sind“, sagt Babatz voller Vorfreude.

Der Traum vom Fußball-Profi steht täglich auf dem Prüfstand

Seit 2019 assistiert der frühere Fußballprofi (172 Pflichtspiele für die 05er) U19-Coach Benjamin Hoffmann, der am Mittwochabend seinen Vertrag um drei weitere Jahre bis 2026 verlängert hat. Da Babatz nebenbei nach wie vor die 05er-Fußballschule leitet und auch dort noch diverse Termine übernimmt, wenn es der Trainings- und Spielplan der U19 erlaubt, spult der 48-Jährige ein ordentliches Programm ab. Was er gerne mache, betont er. Die Arbeit mit jungen Menschen hält jung.

Ansprache und Verhalten unterschiedlich

Und sie ist grundverschieden. „In der Fußballschule geht es darum, Sechs- bis Zehnjährigen Spaß am Spiel zu vermitteln und den Fußball näher zu bringen. Die Ansprache und wie man sich gegenüber der Kinder verhält, unterscheidet sich total zu den Umgangsformen mit A-Jugendspielern. Da geht es darum, den Kindern zu zeigen, dass man nahbar ist und dass man mit den Kindern lachen kann und nicht, wenn sie mal einen Fehler machen, gleich verbal draufhaut. Das bin ich auch nicht und werde auch nie sein“, sagt Babatz und spannt den Bogen zur A-Jugend: „Bei der U19 geht es richtig ans Eingemachte. Das sind junge Männer, die eine eigene Sprache haben und die dich jung bleiben lassen. Ich finde die neuen Alltagsbegriffe wie „Wallah“, „Alter“, „Dicker“ witzig, springe manchmal auch auf den Zug mit auf und es macht auch mal Spaß, mit den Jungs dumm rumzubabbeln.“ Bei aller Lockerheit geht es für die Fußballtalente an der Schwelle zum Profifußball um viel – die Zukunft und der große Traum, Profi zu werden, stehen tagtäglich auf dem Prüfstand.

"Im Grunde sind die Jungs Profis"

Die Tage beginnen früh mit der Schule und enden spät nach der Trainingseinheit. Meistens gibt es nur einen freien Tag. Dazwischen die Reisen zu den Auswärtsspielen, nicht selten mit Übernachtung. „Im Grunde sind die Jungs Profis. Und der Aufwand ist enorm. Es sind harte Arbeitstage, viel Freizeit bleibt nicht. Und sie müssen auf viel verzichten“, sagt Babatz, „aber sie machen es gerne, weil sie für ihren Traum leben.“ Manchmal kommen die Jungs zu ihm, fragen den Ex-Profi, wie es früher mal war und was er ihnen für ihren weiteren Weg rät. Babatz vertritt zwei Ansichten: „Trainiere so viel, wie es geht. Denn um den Traum zu verwirklichen, muss man viel, sehr viel an sich arbeiten und sich stetig verbessern.“ Und: „Ein Stück weit rate ich ihnen, nicht sofort auf das schnelle Ganze zu springen, sondern auf das Nachhaltige. Was sie dann draus machen, darauf habe ich keinen Einfluss. Aber du musst nicht sofort Stammspieler in einer der Profiligen sein. Meistens ist es wichtiger, sich die Zeit zu nehmen, um sich in Ruhe entwickeln zu können.“

"Zur richtigen Zeit am richtigen Ort"

Oftmals braucht es auch ein gewisses Glück. „Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“, sagt Babatz und erzählt, wie er vor mehr als drei Jahrzehnten nach einem Länderspiel mit der deutschen U16-Nationalmannschaft gegen England vom damaligen Hannover-96-Manager Hans-Dieter Schmidt im Münchener Olympiastadion angesprochen wurde: „Du kommst Dienstag zu mir ins Büro und wir machen einen Vertrag...“ Kurios, dass dem Funktionär erst bei einem Länderspiel in München der Spieler aus der eigenen Jugend aufgefallen war. Mit 18 Jahren bestritt der gebürtige Hannoveraner für Hannover 96 sein Zweitliga-Debüt. Im April 1993, also fast genau auf den Tag vor 30 Jahren. „Du musst Glück haben, klar, oder du bist der Stürmer, der in jedem Spiel doppelt trifft.“ Wie Nelson Weiper, der jüngste Bundesliga-Torschütze von Mainz 05. „Oder du überzeugst mit Leistung so kontinuierlich, dass sie nicht an dir vorbeikommen.“ Wie Brajan Gruda, der auch schon bei den 05ern Bundesliga-Luft geschnuppert hat.

Zusammenarbeit bei 05 ist freundschaftlich geprägt

Am Anfang stehe immer die Arbeit. Findet Babatz. Und die Grundvoraussetzung dafür sei ein funktionierendes Miteinander. Die Zusammenarbeit im U19-Trainerteam basiert auf einer extrem großen Wertschätzung füreinander. Man könnte es auch Freundschaft nennen. Benjamin Hoffmann, der Chefcoach, sagt: „Es ist für mich fantastisch, mit so einer Vereinslegende wie Chris zusammenzuarbeiten. Er kann den Jungs erzählen, wie es früher mal war und was die Familie Mainz 05 ausmacht.“

Babatz nimmt die Vorlage auf, spielt den Ball zurück: „Ich kann jeden Tag unglaublich viel von Benni lernen in puncto Trainingslehre und -gestaltung oder bei der Ansprache. Und zu wissen, dass ich ihn zu jeder Tag- und Nacht-Zeit anrufen könnte, und er würde mit Rat und Tat sofort zur Seite stehen. Das ist ein unglaublich gutes Gefühl. Ich bin sehr happy.“ Geht es nach ihm, könnte die Zusammenarbeit noch ewig weitergehen. Weit über die drei Jahre hinaus, die Hoffmann gerade verlängert hat.



Aufrufe: 05.4.2023, 15:00 Uhr
Henning KunzAutor