2024-05-02T16:12:49.858Z

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Spieler wie Andrey Ribeiro sind jetzt auch vermehrt in der Trainingsarbeit - beispielsweise beim Aufwärmprogramm - gefragt.
Spieler wie Andrey Ribeiro sind jetzt auch vermehrt in der Trainingsarbeit - beispielsweise beim Aufwärmprogramm - gefragt. – Foto: Timo Schlitz

Bodenheim: "Wir sind nicht die Untrainierbaren"

Landesligist VfB Bodenheim siegt nach Trainerrücktritt +++ Interne Lösung wohl bis Winter

Bodenheim. Das Spiel eins nach Jürgen Collet ging gut, gerade so eben. Wohin die Reise nach dem 4:3 gegen den VfR Grünstadt für Landesligist VfB Bodenheim geht, ist unklar. Nach dem Rücktritt des Cheftrainers hat der Sportliche Leiter Günter Loos fürs Erste das Ruder übernommen. Denkbar, dass dies bis zur Winterpause so bleibt. Es solle jedenfalls keinen Schnellschuss geben.

„Nicht nur Jürgen, nicht nur die Mannschaft ist Schuld“, sagt der Sportliche Leiter. Und zieht die Spieler in die Verantwortung. Norman Loos war vorige Woche mit für das Training zuständig, schwor seine Mitspieler ein, schoss das 1:0. „Sie sollen sich jetzt im Training gemeinsam mit mir selbst organisieren“, sagt Günter Loos. Diesen Dienstag kümmert sich Andrey Ribeiro um das Aufwärmprogramm, es soll reihum gehen, getreu dem Ziel: „Die Spieler müssen mit ins Boot.“

Einige Spieler hätten „befreit gewirkt“

Der Verein hätte Collet nicht entlassen, obwohl die Aussprache mit den Spielern eine tiefe Kluft offenbart hatte. Manchmal, sagen Spieler, Sportlicher Leiter und auch Collet selbst, passt es einfach nicht. Loos hatte auf eine reinigende Aussprache gehofft, doch für die Wortführer im Team war es dafür schon zu spät. Manche, heißt es in Spielerkreisen, hätten sich von Beginn an gegen eine Zusammenarbeit gesträubt. Collet wunderte sich, dass die Spieler nicht früher zu ihm kamen.

Vor der Vorstandssitzung nächsten Montag würde laut Günter Loos kein neuer Trainer kommen, obgleich die Anfragen sich häufen. „Ich kann mir vorstellen, dass es bis zur Winterpause so funktioniert“, sagt Norman Loos zur Interimslösung, „so engagiert wie gegen Grünstadt habe ich die Mannschaft lange nicht mehr gesehen. Einige haben befreit gewirkt.“ Niemand habe gegen den Ex-Trainer gespielt, aber die für erfolgreiche Punktspiele notwendige Motivation kam eben auch nicht mehr zustande.

Spieler selbstkritisch

Die Spieler äußern sich selbstkritisch. „Ich kenne Jürgen schon sehr lange, schätze ihn sehr“, sagt Kevin Frey. Doch es habe mit Teilen der Mannschaft nicht gepasst. Der 31-Jährige spricht von einem schleichenden Prozess. Der Spaß im Trainingsalltag, der unter Vorgänger Dennis Bingenheimer geherrscht hatte, habe gefehlt, in Wechselwirkung mit den schlechten Ergebnissen. So sieht es auch Marco Bergmann. „Wir sind nicht die Untrainierbaren“, betont der 28-Jährige, „und wir wissen, dass wir jetzt Verantwortung übernehmen müssen.“

„Die Jugend verändert sich extrem, braucht eher eine Wohlfühloase“, sagt Norman Loos. Offenbar fremdele der „sehr akribische, sehr ehrgeizige“ Ex-Trainer mit der sich wandelnden Mentalität im Amateurfußball. Aber auch mit manchen Gewohnheiten im VfB-Team, anders als sein Vorgänger. Bingenheimer guckte am Sonntag mal wieder zu, spielt bei den Alten Herren, hält sonst aber Abstand. Und sagt: „Das sind alles so intelligente Jungs. Du musst ihnen etwas vorgeben, woran sie glauben. Ich glaube nicht, dass man heutzutage noch Führung braucht, sondern Rahmen und Eckdaten, die gemeinsam erarbeitet werden.“ Seinen früheren Spielern spricht „Bingo“ damit aus der Seele. „Er ist wie ein großer Bruder“, sagt Bergmann. Druck zur Rückkehr wolle er nicht aufbauen. „Aber das war eine sehr, sehr schöne Zeit.“ Bingenheimer sagt: „Wenn mich einer nach Hilfe fragt, dann helfe ich. Aber da gibt es noch ganz andere gute Leute.“ Ob Collet andernorts ein Comeback feiern wird? „Man soll nie ,Nie‘ sagen.“



Aufrufe: 018.10.2022, 12:00 Uhr
Torben SchröderAutor