Es wäre zu einfach, den Wintereinbruch als Vorlage für eine Grundsatzdiskussion zu verwenden. In manchen Jahren schneit’s bis Mitte Januar nicht, diesmal herrscht Winterchaos am 2. Dezember. Allerdings ist es längst überfällig, das aktuelle Ligenmodell zu hinterfragen. Der sogenannte „Wendelsteiner Anstoß“ bedeutete eine Revolution im bayerischen Amateurfußball. Die Spitzenvereine und die damalige Führung des Bayerischen Fußballverbands brachten es auf den Weg, dass Bayern 2012 eine eigene Regionalliga bekommen hat und die Pyramide unter dieser neu gestaltet wurde. Unter der höchsten Amateurklasse wurden zwei Bayernligen und fünf Landesligen eingeführt. Zur Einordnung: Zuvor gab es die Regionalliga Süd, in der ein paar bayerische Klubs vertreten waren, eine Bayernliga und drei Landesligen. Jeder Bezirk hatte zudem eine eigene Bezirksoberliga.
Wenn jeder der sieben Bezirke eine eigene Landesliga mit 16 Vereine hätte, wäre das ein interessanter Ansatz. Das Zuschauer-Interesse würde deshalb nicht total in die Höhe schießen, denn wenn in Niederbayern beispielsweise Schierling gegen Waldkirchen spielt, wird das auch kein „Reißer“-Match sein. Aber wenn Waldkirchen dann vermehrt Duelle gegen Nachbarvereine wie Hutthurm, Hauzenberg oder Passau hätte, wären das dann definitiv mehr „Highlight“-Duelle wie es in der aktuellen Konstellation der Fall ist. Klar ist auch, dass eine Reform gravierende Einschnitte hätte - vor allem auch in den Bezirken und Kreisen. Wie würde es dann beispielsweise unterhalb der Landesliga Oberpfalz oder Schwaben aussehen? Müssten viele aktuelle Bezirksligisten etwa dann in die Kreisligen absteigen? Das sind Szenarien, die man besprechen und für die entsprechende Lösungen ausgearbeitet werden müssten. Für Begeisterung würde das zweifellos nicht überall sorgen! Denn ein Verein nennt sich halt mal lieber Bezirks- als Kreisligist. Verständlich! Aber was ebenfalls in Betracht bezogen werden muss: In jedem Kreis werden die Vereine Jahr für Jahr weniger. Um den Erhalt der Kreise zu garantieren, ist es schon jetzt in manchem dieser so, dass dringend mehr Vereine erforderlich wären. Und daher wäre es vielleicht gar nicht verkehrt, wenn es auf Verbands- und Bezirksebene zu einer Art „Entwässerung“ kommen würde. Fakt ist ohnehin, dass die Landesliga vor ein paar Jahrzehnten noch die vierte Liga war, heute nur mehr die sechste. Die Bezirksliga war zu dieser Zeit noch die fünfthöchste Spielklasse, inzwischen ist es lediglich die siebte Liga.
Eine Austausch zwischen Verband und Vereinen über das Spielklassen-Modell ist also definitiv erlaubt und (eigentlich) auch dringend erforderlich. Zu dem Thema werden wir in den kommenden Tagen auch den einen oder anderen Verbandsvertreter und Vereinsfunktionär befragen.