2024-04-30T13:48:59.170Z

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Anton Autengruber zählte in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Trainern im Bezirk
Anton Autengruber zählte in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Trainern im Bezirk – Foto: Karl-Heinz Hönl

Autengruber kündigt Comeback an und macht sich Sorgen um den Fußball

Der 55-jährige A-Lizenzinhaber greift ab Januar wieder als Trainer an, findet aber über die Entwicklung der letzten Jahre kritische Worte

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Anton Autengruber ist ein Trainer, der in seiner langen Laufbahn nicht nur etliche Erfolge feierte, sondern auch immer für Werte stand. Unter anderem verkörperte der 55-Jährige stets Vereinstreue. Der A-Lizenzinhaber war nie ein Wandervogel und hatte mit dem SSV Jandelsbrunn, TSV Waldkirchen, Union Julbach (Österreich) und SV Schalding-Heining auf mehr als drei Jahrzehnte Übungsleiter-Tätigkeit lediglich vier Vereine. Wir hatten die Gelegenheit, uns mit dem Jandeslsbrunner, der auch Vorsitzender niederbayerischen Trainergemeinschaft ist, etwas ausführlicher zu unterhalten.

Anton, vor acht Monaten bist du beim TSV Waldkirchen zurückgetreten und seither ohne Engagement. Wie sehr fehlt dir der Fußball schon?
Anton Autengruber (55): Am Anfang habe ich die Zeit ohne Fußball genossen. Das hat allerdings nur ein paar Wochen angehalten, dann hat es schon wieder ziemlich gekribbelt. In den vergangenen Monaten habe ich mir viele Spiele in der Region und auch in Österreich angesehen. Zudem habe ich auch versucht, mich weiterzubilden. Ich bin und werde immer ein Kind des Fußballs sein.


Hast du vor, auf Sicht wieder eine Mannschaft zu trainieren?
In Kürze gibt es diesbezüglich etwas zu vermelden, denn ich werde zum 1. Januar eine neue Aufgabe übernehmen.


Wie bewertest du das bisherige Abschneiden des TSV Waldkirchen in der Bezirksliga Ost?
Ich war in drei Amtsperioden 16 Jahre Trainer bei diesem tollen Verein und mein Sohn Philip spielt nach wie vor dort. Das Verletzungspech der letzten eineinhalb Jahre ist extrem und mir tut es vor allem für Spieler wie Mario Strahberger und Benedikt Giller leid, die es inzwischen schon zum zweiten Mal ganz schwer erwischt hat. Waldkirchen wird für mich immer eine Art Herzensverein sein. Über das sportliche Abschneiden zu urteilen, steht mir allerdings nicht zu und ist auch nicht meine Aufgabe.


Der Landkreis Freyung-Grafenau hat zwar aktuell sechs Bezirksligisten, aber keinen einzigen Landesligisten mehr. Muss man sich um den Fußball im Bayerischen Wald grundsätzlich Sorgen machen?
Eindeutig Ja! Wenn man über den Tellerrand hinausblickt, haben wir in der Region mit Schalding-Heining noch einen Regionalligisten, dahinter kommt lange nichts. Der demografische Wandel spielt mit Sicherheit eine Rolle, aber wir im Fußball haben auch zu wenig getan, um die Kinder an die Vereine zu binden. Lange Zeit waren wir sehr blauäugig, haben uns selbst angelogen und nicht genug dafür getan, um für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben. Oft wurden unnötig Spielgemeinschaften und Junioren-Fördergemeinschaften gebildet, durch die viele Nachwuchsfußballer auf der Strecke geblieben sind. Mittlerweile ist uns das längst auf die Füße gefallen.



Beim SV Schalding-Heining schnupperte Autgengruber (li.) Viertliga-Luft
Beim SV Schalding-Heining schnupperte Autgengruber (li.) Viertliga-Luft – Foto: Helmut Weiderer



Vor 32 Jahren hast du als Jungspund den Übungsleiter-Posten beim SSV Jandelsbrunn übernommen, mit dem du gleich sämtliche Höhen und Tiefen mitgemacht hast. Inwieweit hat sich der Trainerjob von den 90er Jahren zur heutigen Zeit verändert?
Ein gewisser Wandel gehört in allen Bereichen zum Leben dazu. Früher war es nicht unbedingt einfach, ein Training abwechslungsreich und inhaltlich anspruchsvoll zu gestalten. Heutzutage findet man diesbezüglich problemlos zig Informationen und Übungen im Internet. Die neuen Medien spielen auch in der Arbeit eines Trainers eine gewisse Rolle. Die Amateurfußball-Internetportale sind grundsätzlich eine tolle Sache. Aber wenn unterklassige Spieler in Berichten dargestellt werden, als wären sie kommende Bundesligaspieler, ist es für den Vereinstrainer oft nicht einfach, diejenigen Akteure dann wieder auf ihre Schwächen hinzuweisen. Die Kameradschaft und das Vereinsleben war in früheren Jahren zweifellos in den meisten Klubs lebendiger. Früher hat man miteinander geredet, jetzt wird fast nur noch ins Handy geklotzt. Es gibt aber auch ein paar andere Dinge, die mich stören.


Was meinst du damit genau?
Ich habe es nach der Corona-Zeit begrüßt, fünfmal auswechseln zu dürfen. Mittlerweile ist das für mich aber ein Eigentor. Den vierten oder fünften Wechsel vollziehen die meisten Vereine - wenn überhaupt - kurz vor Schluss oder in der Nachspielzeit. Trotzdem hat diese üppige Wechsel-Möglichkeit aber zur Folge, dass jeder Verein meint, sein Aufgebot aufstocken zu müssen. Die finanzkräftigen Klubs bedienen sich also noch mehr bei der Konkurrenz, damit man 20 oder teilweise noch mehr Spieler im Kader hat. In meinen Augen absoluter Quatsch.


Wie beurteilst du die generelle Entwicklung im Amateurfußball?
Früher hatte man die Möglichkeit, in einem Verein auf zwei, drei Jahre etwas zu entwickeln. Heutzutage ist es so, dass man sich das Mannschaftsfoto zum Trainingsstart eigentlich sparen kann, weil nach dem dritten oder vierten Spieltag schon der eine oder andere unzufriedene Spieler den Verein verlassen hat. Das ist keine gute Entwicklung, aber irgendwo auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Geduld zeigen, an sich arbeiten und durchbeißen - das tun nur mehr die wenigsten Spieler. Wir müssen auch deshalb wieder dahin kommen, die Kinder und Jugendlichen zum Fußball zu erziehen und ihnen gewisse Werte verkörpern, um sie möglichst langfristig an unseren Sport binden zu können. In relativ strukturschwachen Regionen wie dem Bayerischen Wald ist das die einzige Möglichkeit, um das Vereinssterben in Grenzen zu halten.





Aufrufe: 021.11.2023, 16:25 Uhr
Thomas SeidlAutor