2024-05-02T16:12:49.858Z

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1860-Sportchef Günther Gorenzel. überreicht Kapitän Stefan Lex ein Abschiedsfoto.
1860-Sportchef Günther Gorenzel. überreicht Kapitän Stefan Lex ein Abschiedsfoto. – Foto: Imago

Austria fragt offiziell an – Lassen die Löwen Gorenzel ziehen?

TSV 1860: Wechsel von Sportchef Gorenzel rückt näher

Eigentlich sollten die Löwen jetzt ihren Kader für 2023/24 zusammenstellen. Stattdessen gibt es neuen Wirbel – weil es Sportchef Gorenzel in seine Heimat zieht.

München – Am Mittwoch startete der Dauerkartenverkauf beim TSV 1860. Von „weiterhin begehrten“ und „limitierten“ Tickets ist auf der Homepage des Weiterhin-Drittligisten zu lesen, und es steht zu vermuten, dass viele Löwen-Fans erneut zuschlagen werden. Aus Gewohnheit. Aus Liebe zum Verein. Aber ganz sicher nicht, weil die Vorfreude auf die Saison 2023/24 so groß ist.

Euphorie war voriges Jahr, als kurz nach dem letzten Saisonspiel bereits neun der am Ende zehn Neuzugänge unter Dach und Fach waren. Der Personalstand zum 1. Juni 2023: zehn sichere Abgänge – bei exakt null feststehenden Zugängen (abgesehen von internen Aufrückern aus den U-Teams). Nicht mal die einfachste Übung kriegen die Löwen derzeit hin. Unsere Redaktion weiß: Der künftige Hannoveraner Marius Wörl (19) wartet darauf, sich per Leihe für ein weiteres Jahr an seinen Ausbildungsverein zu binden, der ausgehandelte Vertrag liegt jedoch auf Eis. Weil im Verein mal wieder zum ungünstigsten Zeitpunkt Machtspielchen ausgetragen werden.

TSV 1860: Nicht mal Wörl-Leihe kann fixiert werden

Im Zentrum des aktuellen Wirbels: Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel (51), der den Verein lieber heute als morgen verlassen möchte. Zwei konkrete Angebote liegen dem Österreicher vor. Eines aus Russland, das er aus moralischen Gründen nicht annehmen kann (von St. Petersburg). Und eines aus seiner Heimat: Austria Klagenfurt lockt. Inzwischen hat ein Vertreter der Kärntner offiziell bei 1860 angefragt, allerdings erfahren, dass die Sache kompliziert ist.

Unsere Redaktion weiß: Zwar würden die Löwen Gorenzel aus dem bis 2024 laufenden Vertrag entlassen – aber nur, wenn beide Gesellschafterseiten einwilligen. Wie immer geht es darum, wer das letzte Wort hat. Und um Geld. Das Arbeitspapier von Gorenzel sieht vor, dass 70 Prozent seines Jahresgehalts fällig werden, wenn das Arbeitsverhältnis vorzeitig beendet wird. Gorenzel stehen sie zu, sollte 1860 ihm kündigen. Umgekehrt stehen den Löwen 70 Prozent zu, wenn Gorenzel vorzeitig aussteigt. Das Problem: St. Petersburg könnte diese hohe fünfstellige Summe bezahlen, der Vorjahressechste der Admiral-Bundesliga eher nicht.

TSV 1860: Stimmen beide Gesellschafter dem Gorenzel-Wechsel zu?

Wer die Löwen kennt, der weiß, dass sich das Ganze zu einem Politikum ausweitet. Zum einen ist da die Frage: Wie viel Geld ist es der HAM-Seite um Investor Hasan Ismaik wert, Gorenzel loszuwerden, worauf ja mit einer gezielten Nadelstich-Politik schon länger hingearbeitet wird? Zum anderen lautet die Frage: Wer könnte Gorenzel beerben, sollte seinem Drang nach Luftveränderung stattgegeben werden? Der Wunschkandidat der HAM-Seite ist dem Präsidium nicht vermittelbar (Anthony Power). Und dass beide Seiten einen Konsens finden, sich also ohne Einsatz der 50+1-Keule auf einen Nachfolgekandidaten einigen, ist äußerst unwahrscheinlich.

TSV 1860: Es geht um eine Ablösesumme in fünfstelliger Höhe

Immerhin: In einem Punkt soll trotz des frostigen Verhältnisses der Gesellschafter Einigkeit bestehen. Zwei Geschäftsführer wie bisher wird es nach Informationen unserer Redaktion künftig nicht mehr geben. Egal also, wer Gorenzel beerbt: Er wird nicht mehr mit den Kompetenzen eines Geschäftsführers ausgestattet sein, sondern nur noch als Sportchef fungieren, der Personal nur mit Zustimmung von Finanzchef Marc-Nicolai Pfeifer (Vertrag bis 2024) ein- oder ausstellen kann, auch im Rahmen des genehmigten Etats.

Dass vor diesem Hintergrund keine schnelle Entscheidung zu erwarten ist, liegt auf der Hand: Fans und Dauerkartenkäufer, die auf Aufbruchstimmung warten, müssen sich also weiter in Geduld üben. Ebenso Wörl und andere potenzielle „Zugänge“. Wenn sie denn nicht vorher die Lust verlieren.

Aufrufe: 031.5.2023, 21:41 Uhr
Uli KellnerAutor