2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
„Fast alle im Vorstand sind Gründungsmitglieder, haben von Anfang an mitgemacht und waren gleichzeitig Spieler oder Trainer“: Cem Acikbas (re.), gemeinsam mit Tasso Lasidis verantwortlich beim ASC Geretsried.
„Fast alle im Vorstand sind Gründungsmitglieder, haben von Anfang an mitgemacht und waren gleichzeitig Spieler oder Trainer“: Cem Acikbas (re.), gemeinsam mit Tasso Lasidis verantwortlich beim ASC Geretsried. – Foto: rst

ASC Geretsried: Aufsteiger feiert Herbstmeisterschaft – „Einfach nur unheimlich stolz“

Vor sechs Jahren erst gegründet

Als Spitzenreiter der Kreisklasse 4 hat sich der ASC Geretsried für die Aufstiegsrunde qualifiziert.

Geretsried – Erst im Sommer aufgestiegen, zogen die „Adler“ recht souverän ihre Kreise, feierten sieben Siege und vier Unentschieden, kassierten nur eine Niederlage – und gehören damit zu den Überraschungen der Saison.

Mit einem solchen Höhenflug hatten die Kicker, die ihre sportliche Heimat derzeit auf der Anlage des FC Geretsried haben, selbst nicht gerechnet, wie Trainer Cem Acikbas (31) im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Rudi Stallein am Tag nach dem 3:0-Sieg gegen Ascholding verriet.

Herr Acikbas, der Jubel nach dem Sieg gegen Ascholding erinnerte für einen Moment an die Szenen nach dem Aufstieg …

Ja, wir haben uns natürlich gefreut und auch gefeiert. Einige Spieler und Fans sind noch dageblieben, ein paar waren am Abend bei einem Geburtstag eingeladen. Aber was ich so mitbekommen habe, hat jeder irgendwo drauf angestoßen.

Bei der Vereinsgründung vor sechs Jahren wurde die Kreisklasse als Ziel formuliert. Das wurde planmäßig erreicht – und ihre Mannschaft scheint sich da recht wohlzufühlen?

Doch, auf jeden Fall. Ich muss auch sagen: Für uns war das neue Ligasystem toll. Die ganzen Derbys, die wir hatten, maximal 20 Minuten Fahrtzeit, und man kannte alle Gegner. Ja, wir haben uns gut eingefunden.

Und Ihr seid dabei recht dominant aufgetreten in den ersten zwölf Spielen in der neuen Liga. Hatten Sie damit gerechnet?

Nein, dass wir uns so schnell eingewöhnen und so schnell ganz oben stehen, damit haben wir nicht wirklich gerechnet. Nach drei Jahren in der A-Klasse hatten wir gedacht, dass wir eine längere Eingewöhnungszeit brauchen. Auch die Gegner haben mächtig Qualität im Kader, aber wie wir gesehen haben, können wir mithalten.

Worauf führen Sie das zurück?

Hauptsächlich auf die Kaderbreite. Das hat uns ermöglicht, dass wir trotz Verletzungen und Urlaub immer eine gute Mannschaft aufbieten konnten.

Viele Trainer klagen, dass sie jede Woche mit einer anderen Besetzung spielen müssen. Den ASC scheint das überhaupt nicht zu jucken?

Wir haben auch jede Woche viele Wechsel. In den zwölf Partien haben wir beispielsweise vier verschiedene Torhüter eingesetzt. Aber das zeigt dann nicht nur die Breite, sondern auch die Qualität im Kader. Wir sind auf allen Positionen Minimum doppelt besetzt. Wenn einer ausfällt, springt der andere ein – und auch wenn alle da sind, jeder gönnt dem anderen was. So hatten wir eigentlich immer die Möglichkeit, vier, fünfmal zu wechseln, ohne groß an Qualität zu verlieren.

Das ist umso erstaunlicher, weil es keine Jugendabteilung, keinen Unterbau gibt ...

Das wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Aber trotzdem kommen immer neue Spieler hinzu. Heuer haben wir zum ersten Mal eine zweite Mannschaft im Spielbetrieb, die auf dem Papier über 20 Leute im Kader hat.

Eigentlich ein Phänomen?

Ja, für beide Mannschaften haben wir rund 50 spielberechtigte Spieler. Aber bei der Zweiten ist es ähnlich, wie bei uns damals vor sechs Jahren. Da sind viele Jungs, die vorher gar nicht mehr gespielt oder woanders keine Lust mehr verspürt haben – und nach jahrelanger Pause entschieden haben, wieder Spaß zu haben und ein bisschen zu kicken.

Eine Situation, wie sie sich viele Klubs wünschen. Aber warum kriegt Ihr das hin?

Das haben wir uns hart erarbeitet in den Jahren. Andere Vereine haben Strukturen –Vorstand, ihr Trainerteam, ihre Spieler und die Helfer drumherum. Bei uns ist das alles ein Kern. Fast alle im Vorstand sind Gründungsmitglieder, haben von Anfang an mitgemacht und waren gleichzeitig Spieler oder Trainer wie Tasso und ich. Der Aufwand und das Engagement, die wir betrieben haben, zahlen sich aus. Wie man sieht, haben wir uns auch einen guten Ruf erarbeitet. Das beste Beispiel: Als sich Olympic aufgelöst hat, sind einige Jungs zu uns gekommen. Das hatte auch einen Grund, denn wir waren sicher nicht der einzige Verein, der sich um sie bemüht hat.

Und gliedern sich auch die Neuen problemlos ein?

Ja, meist ist es ja so, dass die sich für uns entscheiden, weil sie jemanden aus dem Team kennen. Wir sind für jeden offen, aber wir schauen auch, ob es charakterlich passt.

Bei der Gründung des ASC war der Spaßfaktor ein ganz wesentliches Element, daran scheint sich nichts geändert zu haben?

Das war das Wichtigste für uns. Unser großer Vorteil ist, dass wir nicht nur Teamkameraden sind, sondern auch im Privatleben oft beste Freunde. Und dadurch haut es hin. Wir verbringen unsere Freizeit mit unseren besten Freunden. Deshalb sind wir damals den Schritt gegangen, das mit unserem Freundeskreis zu machen, weil wir wussten: Wir haben Lust drauf, wir packen da auch an, und wir sind auch bereit zu organisieren. Denn das ist natürlich mit viel Aufwand und viel Arbeit verbunden.

Nun startet im Frühjahr die Aufstiegsrunde. Was rechnen Sie sich da aus?

Darüber haben wir uns noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Gestern haben wir einfach nur genossen und uns die Tabelle angeguckt und waren einfach nur unheimlich stolz auf die Leistung. In der Vorbereitung werden wir uns dann mit der Mannschaft zusammensetzen. Tasso (Lasidis, ASC-Spielertrainer, Anm. d. Red.) und ich besprechen unsere Ziele, dann lassen wir das die Jungs intern machen. Und am Ende gucken wir, welche Gemeinsamkeiten wir haben und definieren daraus ein Ziel. Aber alles, was jetzt kommt, ist ein Bonus für uns.

Wie geht es in den nächsten Wochen und Monaten konkret weiter?

Wir haben wieder eine Futsal-Mannschaft in der Bayernliga gemeldet, da trainieren wir über den Winter einmal in der Woche. Anfang Februar geht dann die Vorbereitung draußen los. Im März, haben wir ein viertägiges Trainingslager in Kroatien geplant mit erster und zweiter Mannschaft gemeinsam.

Aus dem letzten Winter-Trainingslager hat die Mannschaft einen Motivationssong mitgebracht: „Der Zug hat keine Bremse“. Wenn der Zug nun weiter Vollgas fährt, ist alles möglich, nehmen Sie auch die Kreisliga mit?

Da ist es noch zu früh, daran zu denken. Aber zu einem Aufstieg und der damit verbundenen Feier sagt, glaube ich, niemand nein. Das würden wir gerne mitnehmen.

Aufrufe: 08.11.2022, 08:20 Uhr
Rudi StalleinAutor