2024-04-30T13:48:59.170Z

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Zwischen Spielpraxis und schwerem Rucksack

Der Club spielt eine gute Saison in der Regionalliga, der Aufstieg aber "war und ist zu hoch gegriffen"

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Mit 6:1 (2:0) haben die Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg das Schlusslicht Eintracht Frankfurt besiegt. Diese Spielzeit zeigt aber auch, dass der Abstand zu den Spitzenteams der Regionalliga beträchtlich ist. Hadern wollen sie beim Club damit nicht, auch wenn sie deshalb wohl einige Talente ziehen lassen müssen.
Natürlich weiß Norbert Frey, dass es nicht der Anspruch der Vereinsfüh­rung des 1. FC Nürnberg Frauen- und Mädchenfußball sein kann, sich mit der Regionalliga-Zugehörigkeit zufrie­den zu geben. Er als Trainer will das selbstverständlich auch nicht, will den Begriff vom seit Jahren angepeil­ten Aufstieg in die 2. Bundesliga als zu „schwerem Rucksack“ dennoch nicht überstrapazieren, sondern alles versuchen, „diese Aufgabe positiv zu lösen“. Nächster Versuch 2016/17, ohne Gewähr allerdings, schließlich hat der Saisonverlauf deutlich gezeigt, dass der Abstand der Club-Frauen zu den Spitzenteams der Regionalliga noch ein gutes Stück beträgt.

Und da Frey es nicht mit großen, aber dafür klaren Worten hält, überra­schen seine Bilanz und sein Ausblick nicht. „Mit dem jetzigen Kader vom Aufstieg zu sprechen, war und ist zu hoch gegriffen. Das gibt er bei realisti­scher Einschätzung nicht her“, lautet unumwunden sein Urteil. Keinerlei Vorwurf „des größten Kritikers mei­ner Mannschaft“ soll das sein, „schließlich haben wir nur in zwei Punktspielen ausschließlich Spielerin­nen aus dem eigenen Kader zur Verfü­gung gehabt, uns sonst mit Aushilfen aus den beiden U17-Teams behelfen müssen.“ Verletzungen, Krankheiten, berufs­bedingte Ausfälle – „da war mancher Einsatz schon grenzwertig“, habe die medizinische Betreuung gute Arbeit geleistet und Komplimente verdient. Dennoch sei ein bisschen mehr mög­lich gewesen, das Auf und Ab war ein Problem. Ausgerechnet, wenn ein Sprung nach oben in der Tabelle mög­lich war, sei gepatzt worden.

Für mehr Breite im Kader und damit auch für mehr Konstanz wurde schon im Verlauf der Saison der Grundstein gelegt. Mit Michelle Pisto­ia und Katharina Eisen, die es beide beruflich ein Jahr ins Ausland zieht, scheidet zwar ein Duo aus, einige der Talente aus den U17-Teams rücken jedoch mit Paula Bittner, Jasmin Itt­ner und Lena Lederer an der Spitze nach. Fraglich ist dagegen, ob U17-Nationalspielerin Jessica May und Katja Fischer bleiben oder dem Werben der Konkurrenz folgen, obwohl Frey „generell die Regionalli­ga und damit möglichst viel Spielpra­xis für die weitere Entwicklung jun­ger Spielerinnen für wichtig und rich­tig“ hält.

Da der Trainer jedoch ebenso weiß, dass der Sprung von den Juniorinnen aus der Bundesliga auf Anhieb auch in die Regionalliga sehr und oft zu groß ist, er jedoch nichts unversucht lassen will, um vielleicht doch ein Wörtchen im Kampf um den Zweitli­ga­Aufstieg 2016/17 mitzureden, wird intensiv nach jenen dafür unbedingt notwendigen zwei oder besser drei externen Verstärkungen „gefahndet“.

Eine torgefährliche Stürmerin und eine erfahrene Führungskraft im Mit­telfeld stehen auf seiner Liste ganz oben – immer noch. Denn wie schwer es ist, Kandidatinnen den Weg zum Club schmackhaft und für den Verein realisierbar zu machen, belegt Frey mit einer Zahl: „Mit 67 Spielerinnen habe ich Kontakt aufgenommen, bis­her hat noch keine Ja gesagt.“ Aber die Hoffnung hat er keineswegs aufge­geben.

Ohnehin besitzt für ihn ein ordentli­cher Saison-Abschluss Vorrang. Das deutliche 6:1 (2:0) im letzten Heim­spiel gegen Eintracht Frankfurt besaß als Maßstab für das eigene Leistungs­vermögen nur geringe Aussagekraft; weniger, weil einige Ausfälle zu ver­kraften waren, sondern weil das Schlusslicht aus Frankfurt der Geg­ner war. Eigentlich weckte nach Tref­fern von Nadine Brunner (27.) und Leonie Vogel (32.) erst Frankfurts 1:2 (60.) den Club aus seiner sommer-fuß­ballerischen Zurückhaltung. Vogel (65./70.) und Gina Steiner (74./76.) nutzten die Frankfurter Abwehr­lücken endlich konsequent, so dass – einen Sieg zum Abschluss bei Opel Rüsselsheim vorausgesetzt – sogar Platz fünf noch möglich erscheint.

Wichtiger ist ohnehin, nachdem kla­ren 4:0 beim Bayernligisten SV Leers­tetten im Halbfinale, das Endspiel um den Bayernpokal bei Schwaben Augs­burg voraussichtlich am 4. Juni. Die Clubfrauen, Sieger 2014 und 2015, haben immerhin den Hattrick und damit erneut die Qualifikation für die erste Pokal-Hauptrunde auf DFB-Ebene vor Augen. „Das wäre doch schon ein schöner Erfolg“, sagt Frey - und dass die Augsburger in der Regio­nalliga Zweiter sind, kommentiert er mit einem Schulterzucken und dem Hinweis: „Nun ja, in Endspielen gibt es eben keine leichten Gegner.“

Aufrufe: 011.5.2016, 12:24 Uhr
Wieland PeterAutor