2024-05-02T16:12:49.858Z

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Stürmt Ali Hamid und Appenrod/Maulbach nächste Saison in der A-Liga?	Archivfoto: Raab
Stürmt Ali Hamid und Appenrod/Maulbach nächste Saison in der A-Liga? Archivfoto: Raab

Zwischen Hoffen und Bangen

SAISONABBRUCH/ALSFELD: +++ SG Appenrod/Maulbach reicht Eingabe beim Verband ein, will bei Nicht-Aufstieg aber nicht klagen +++

Alsfeld . Alsfelds Kreisfußballwart Frank Heller hofft weiterhin, dass die Vizemeister der heimischen Ligen – sprich die SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen (A-Liga sowie C-Liga mit der zweiten Mannschaft) und die SG Appenrod/Maulbach (Kreisliga B) – in die nächst höhere Liga aufsteigen. Alle drei Vereine waren beim Abbruch der Fußball-Saison auf dem ersten Tabellenplatz in ihren Ligen, wurden aufgrund der Quotientenregelung aber noch abgefangen. „Bei uns in Alsfeld wäre es kein Problem, diese drei Mannschaften noch in die Kreisoberliga, beziehungsweise A- und B-Liga zu integrieren. Allerdings wird eben eine hessenweit praktikable Lösung gesucht – und da sieht es in anderen Fußballkreisen zum Teil schwieriger aus“, so Heller. Ein Beispiel ist die Gruppenliga Frankfurt. Hier wird zwar in zwei Staffeln gespielt (Ost und West), den Unterbau bilden in der Region Frankfurt aber gleich sieben (!) Kreisoberligen, was entsprechend zu sieben zusätzlichen Aufsteigern führen würde.

Alsfeld (lh/ab/tkö/mcs). Der inzwischen für den 20. Juni angesetzte Verbandstag des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) hat noch ein dickes Brett zu bohren. Während der Saisonabbruch, der Aufstieg der durch Quotientenregelung ermittelten Meister und der ausgesetzte Abstieg nach der einstimmig verfassten Beschlussvorlage des Verbandsvorstandes ausgemachte Sache scheint, blieben die HFV-Oberen eine Beschlussvorlage für die hinter dem direkten Aufstiegsplatz stehenden Teams schuldig. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen Mannschaften, die an einer Aufstiegsrunde teilnehmen würden, und den Releganten. In einer Aufstiegsrunde ermitteln nur Teams aus der jeweils darunter liegenden Liga einen Aufsteiger, der den freien Platz in der nächsthöheren Spielklasse einnimmt. So gelang dem KSV Hessen Kassel nach der Entscheidung der Spielkommission und der Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest GbR der Aufstieg als Vizemeister der Hessenliga. In einer Relegationsrunde wiederum ist auch ein Vertreter aus einer höheren Klasse beteiligt, sodass ein Austausch zwischen zwei Ligen stattfinden würde, wenn eben dieser ranghöhere Relegant absteigt. Würde der Verband nun entscheiden, dass alle Mannschaften hinter dem direkten Aufstiegsplatz – in der Regel sind das die Vizemeister, in seltenen Fällen auch die Drittplatzierten –, aufsteigen, kommt es in diesen Klassen zu einer mitunter deutlichen Überschreitung der eigentlichen Richtzahl. Dann eine Saison mit geplantem Auftakt Mitte September in der herkömmlichen Form mit Vor- und Rückrunde auszutragen, wäre nur mit etlichen englischen Wochen bei entsprechend guter Wetterlage in November, Dezember, Februar und März möglich. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass sich der Verbandstag, vorbehaltlich vorheriger rechtlicher Prüfung, zu einem Aufstieg der Releganten durchringen wird. Bis zur Vorstandssitzung am 6. Juni soll laut HFV-Präsident Stefan Reuß Klarheit herrschen. Der Druck von Außen auf die Verbandsspitze ist zuletzt gewachsen. So hat die SG Dersim/VfR Rüsselsheim die Interessenvertretung „Relegationsplätze Hessen“ ins Leben gerufen. Der Zweite der Gruppenliga Darmstadt hat über das HFV-Postfach 140 Mannschaften auf Aufstiegsrunden- und Relegationsplätzen kontaktiert. Viele sind einer eigens dafür eingerichteten WhatsApp-Gruppe beigetreten. Wie sehen die betroffenen Teams der heimischen Ligen die Situation?

Gruppenliga

Hier kann der Rangdritte FSV Schröck noch hoffen. „Die Verbandsliga wäre für uns vor allem aufgrund der vielen Derbys interessant“, weiß FSV-Trainer Maurice Jauernick. Da die Marburger Vorstädter über die Quotientenregel gegenüber dem Wiesbadener Gruppenligazweiten SV Rot-Weiß Hadamar II knapp das Nachsehen haben, wäre ein Schröcker Aufstieg nur möglich, sollte sich der HFV für das Szenario entscheiden, alle Relegationsteilnehmer eine Klasse hoch zu lassen. „Ich gehe deshalb davon aus, dass wir nächste Saison in der Gruppenliga spielen“, so Jauernick.

Kreisoberliga

Bei Kreisoberliga-„Vize“ SG Treis/Allendorf sieht man der HFV-Entscheidung gelassen entgegen, so SG-Vorstand Klaus Lotz. „Wir stehen 100 Prozent loyal zu dem, was dort entschieden wird, denn auch wir wissen, dass wir uns in einer außergewöhnlichen Situation befinden, die noch nie da war. Wir werden definitiv keinen Einspruch erheben oder rechtliche Schritt einleiten. Die sportlich fairste Lösung wäre es dennoch, auch die Relegationsteilnehmer aufsteigen zu lassen“, beschreibt Lotz die Sicht der SG.

Eine Idee, wie eine Gruppenliga-Saison 2020/21 mit über 20 Mannschaften ausgetragen werden könnte, hat der SG-Verantwortliche auch schon. „Aus meiner Sicht würde es dann Sinn machen, die Liga in zwei Staffeln zu teilen. Dann hätte man in der Saison gut 20 Spiele, was sicherlich eher machbar wäre, auch vor dem Hintergrund, dass es vielleicht später losgeht oder auch noch eine Unterbrechung geben könnte“, so Lotz.

Kreisliga A Alsfeld

Hart getroffen hat es die SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen durch die Quotientenregelung fiel das Bopp-Team hinter die FSG Lumda/Geilshausen auf Platz zwei. Sollte dieser nun auch nicht zum Aufstieg ausreichen, wäre dies doppelt bitter. „Wir sind alle Sportler, daher wollen wir natürlich gerne aufsteigen, finden aber das bisherige Vorgehen aber fair, auch wenn wir dadurch von der Spitze gefallen sind. Noch haben wir aber die Hoffnung, dass die rechtliche Prüfung des HFV positiv – auch für uns – ausfällt“, erklärt Niklas Frey von der R/B/S-Abteilung. Probleme, die aufgrund größerer Ligen warten würden, kann dieser nicht erkennen. „Die Spieler würden sich nach der langen Pause sicherlich freuen, wenn sie wieder viel spielen könnten. Zum anderen könnten Vereine dadurch auch ein bisheriges Minus durch mehr Heimspiele ein wenig kompensieren“, glaubt Frey, der sich zwar noch nicht mit den Vereinskollegen ausgetauscht hat, aber nicht glaubt, dass die Dreier-SG bei einer negativen Entscheidung Einspruch einlegen würde. „Meiner Meinung nach sollten wir uns solchen Kampagnen nicht anschließen und nicht klagen. Dafür steht unser Verein auch nicht!“

Kreisliga B Alsfeld

Bei der SG Appenrod/Maulbach, nach derzeitiger Regelung knapp gescheiterter Vizemeister der Kreisliga B Alsfeld, fiebert man der HFV-Entscheidung entgegen. „Ich bin enttäuscht und irgendwie auch sauer darüber, wie man mit den Tabellenzweiten umgegangen ist“, hatte Trainer Volker Steller bereits unmittelbar nach dem (vorerst) verpassten Aufstieg erklärt. Immerhin lag er bei Saisonabbruch mit seiner Mannschaft auf Platz eins, hat in der Saison kein einziges Spiel verloren und scheiterte nur aufgrund der Quotientenregelung an der FSG Alsfeld/Eifa. „Wir haben eine Eingabe beim Hessischen Fußball-Verband gemacht, da wir uns schon benachteiligt fühlen“, erklärt auch Jens Schönhals, Vorsitzender der KSG Maulbach. Sollte es aber auch nach der anstehenden Entscheidung des Verbandes nicht zum Aufstieg reichen, will man keine Klage einreichen. „Nein, das werden wir nicht tun. Wir hoffen aber trotzdem, dass wir den Aufstieg noch schaffen, schließlich haben wir zuletzt sehr viel bewegt“, so Schönhals und verweist dabei nicht nur auf die sportliche Seite, sondern auch auf die Umbaumaßnahmen am Sportheim. Bei einem Scheitern befürchtet man bei der SG Appenrod/Maulbach einen Rückschritt. „Wer weiß, wie die Spieler dann reagieren. Für uns ist das ja besonders tragisch, da der Saisonabbruch quasi nur wenige Tage vor dem Spitzenspiel gegen Alsfeld/Eifa erfolgte. Hätten wir dieses Spiel noch ausgetragen und gewonnen, lägen wir auf Rang eins“, hofft der KSG-Vorsitzende weiter auf die A-Liga, denn diese „wäre auch aufgrund der größeren Zuschauerzahlen und der Mehrzahl der Derbys viel attraktiver für den Verein, unsere Zuschauer und natürlich unsere Spieler“.

„Wir haben in unserer Region, so denke ich, einen guten Vorschlag erarbeitet. Nämlich, dass zumindest die Relegationsteilnehmer, die bei Unterbrechung der Saison auf Rang eins in der Tabelle standen, noch aufsteigen dürfen. Davon würde auch Appenrod/Maulbach profitieren“, spricht sich Heller für diese Variante aus. Allerdings kann er nicht einschätzen, ob dies hessenweit eine Mehrheit findet. „Uns ist allen klar, dass es keine Regelung gibt, die allen gerecht wird. Wir versuchen alles, dass es so fair wie möglich zugeht“, so der heimische Fußball-Boss, der inständig hofft, „dass wir so eine Krise nicht noch einmal mitmachen müssen“.



Aufrufe: 05.6.2020, 08:00 Uhr
Volker Lehr (Oberhessische Zeitung)Autor