2024-05-23T12:47:39.813Z

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Am Wochenende spielt Yannick Huber (hier in der Partie gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen) mit dem FC Wangen in der Verbandsliga gegen den Abstieg. Foto: Josef Kopf
Am Wochenende spielt Yannick Huber (hier in der Partie gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen) mit dem FC Wangen in der Verbandsliga gegen den Abstieg. Foto: Josef Kopf
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Zwischen Bundesligaluft und Abstiegskampf

Zwischen Bundesligaluft und Abstiegskampf: Normalerweise spielt Yannick Huber für den FC Wangen in der Verbandsliga, jetzt bekommt er Einblick bei den Profis. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.

Wangen / sz - Der Wangener Yannick Huber absolviert aktuell im Rahmen seines Studiums ein Praktikum in der TSG-Akademie, dem Nachwuchsbereich des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim. Zuständig ist der gebürtige Wangener ein halbes Jahr lang für die Spiel- und Videoanalyse der U19- und U17-Junioren.

Normalerweise studiert Yannick Huber Sportwissenschaft an der Universität Konstanz und spielt beim Fußball-Verbandsligisten FC Wangen. Seit September dieses Jahres bestreitet Huber sein Praktikum bei der TSG 1899 Hoffenheim und arbeitet dabei ganz eng mit den Trainerstäben der Juniorenteams des Bundesligisten zusammen. Für diese Aufgabe hat sich der 25-Jährige wie gewöhnlich über die Homepage der Turn- und Sportgemeinschaft beworben und eine Zusage erhalten. Ganz so einfach war es aber dann doch nicht, wie Huber erzählt: "Ich war einen Tag vor Ort zum Vorstellungsgespräch und habe sogar noch Probe gearbeitet, das schien den Verantwortlichen ganz gut gefallen zu haben."

So darf Yannick Huber seit September – und noch bis Februar – für sechs Monate den Trainerstäben der U19 und U17 über die Schultern schauen. Die A- und B-Jugend steht aktuell auf Platz vier beziehungsweise Platz zwei der Bundesliga Süd/Südwest. Huber filmt die Spiele der beiden Teams und übermittelt bereits während der Partie Spieldaten an die zuständigen Spiel- und Videoanalysten. Über einen Laptop sendet Huber die Auswertungen direkt auf ein Tablet seiner Kollegen und noch vor der Halbzeitpause werden die Daten gefiltert und anschließend an das Trainergespann weitergegeben. "Die Trainer haben so während des Spiels oder auch in der Halbzeitpause die Möglichkeit, anhand der Spieldaten Umstellungen vorzunehmen", sagt Huber.

Große Ausrüstung, große Augen

Wenn der umfangreiche Trainer- und Betreuerstab der Akademieteams mit seinem Equipment anreist, werden bei Gegnern aus unterklassigen Mannschaften auch mal große Augen gemacht. So hat es auch Huber beim Verbandspokalspiel der A-Junioren beim Oberligisten SG Heidelberg-Kirchheim erlebt. "Die haben schon etwas komisch geguckt, als wir mit unseren Kameras und Laptops angelaufen kamen", erzählt der Wangener. Unter der Woche, wenn auch bei der TSG Hoffenheim Trainingszeit und Spielpause ist, hilft er bei der Videoanalyse der eigenen Spiele, aber auch bei den Partien der kommenden Gegner. Dabei schaut sich Huber die Videos der gegnerischen Mannschaften an, die er sich entweder aus einem bekannten Onlineportal holt, von anderen Ligakonkurrenten anfordert oder die von der TSG selber bei Spielbeobachtungen aufgenommen wurden, und fasst die wichtigen Szenen für die Trainer zusammen. "Wir können das Trainerteam somit bestmöglich auf die nächsten Spiele vorbereiten und etwaige Stärken und Schwächen der Gegner aufzeigen", sagt Huber. Die Trainer passen daraufhin auch ihre eigenen Spielstrategien an. "Wir erarbeiten dann zusammen einen Plan, wie wir das Spiel angehen wollen", sagt Huber.

Auch wenn Yannick Huber in seinen ersten zwei Monaten mit einigen Talenten zusammengearbeitet hat, die auch zwischendurch schon mit der Profimannschaft trainieren durften, hat er selber noch keinen Kontakt zu den Bundesliga-Profis der TSG Hoffenheim gehabt. "Leider liegen die Trainingszentren der Profis und der Jugendmannschaften nicht direkt beieinander, sodass man sich hier eigentlich nicht begegnet", sagt Huber. Vielleicht hatte er aber schon Kontakt mit einem der Stars von morgen, aber im schnelllebigen Fußballgeschäft ist solch eine Prognose sehr schwer zu treffen.

Wiedersehen im Amateurbereich

Womöglich trifft der Verbandsligafußballer des FC Wangen auch einige Akteure der TSG Hoffenheim in den kommenden Jahren auf dem Fußballplatz als Gegner wieder, denn gerade bei den Mannschaften im Stuttgarter Raum ist es nicht ungewöhnlich, dass ehemalige Nachwuchstalente aus der Jugend-Bundesliga irgendwann in der Verbandsliga auftauchen.

Selber ist Yannick Huber auch während seines Praktikums auf dem Platz aktiv. Wenn es die Zeit erlaubt, steht er am Wochenende für den FC Wangen auf dem Rasen und kämpft mit seinen Mannschaftskameraden um den Klassenerhalt. Unter der Woche hält er sich zudem bei einem Landesligisten in Heidelberg fit. "Ich habe die Möglichkeit, dienstags und donnerstags beim ASC Neuenheim mitzutrainieren."

Dass der Mittelfeldspieler am Wochenende beim FC Wangen dennoch meist in der Startelf steht, zeigt auch seinen Stellenwert in der Mannschaft und im Verein. In der Rückrunde steht er den Allgäuern im Kampf um den Klassenerhalt dann wieder voll zur Verfügung. Wo es ihn nach seinem Studium hinziehen wird, kann er noch nicht sagen. "Im Sommer steht dann erst mal noch meine Bachelorarbeit an, voraussichtlich ebenfalls im Bereich Spielanalyse, aber in welche Richtung es dann nach dem Studium genau geht, das ist noch völlig offen", sagt der 25-Jährige.

Aufrufe: 027.11.2019, 19:30 Uhr
Schwäbische Zeitung / Markus PrinzAutor