2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Der Antreiber geht: Marco Höferth, eine der Säulen der Aufstiegsmannschaft, zieht die Konsequenzen aus der Hängepartie beim TuS um seine Vertragsverlängerung.  Thomas Plettenberg
Der Antreiber geht: Marco Höferth, eine der Säulen der Aufstiegsmannschaft, zieht die Konsequenzen aus der Hängepartie beim TuS um seine Vertragsverlängerung.  Thomas Plettenberg

Wochenlang hingehalten: Marco Höferth verlässt den TuS Holzkirchen

31-Jähriger mit klaren Worten im Interview

Er war Führungsspieler beim TuS Holzkirchen, stand für den Aufstieg in die Bayernliga. Nun verlässt Marco Höferth den Bayernliga-Absteiger - aus Enttäuschung. Im Interview erklärt er die Hintergründe.

Er war der Leader, der alles für den Verein gegeben hat und kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es ernst wurde. Doch das ist jetzt Geschichte: Marco Höferth, der beim TuS Holzkirchen gerade im Jahr des Bayernliga-Aufstiegs absoluter Führungsspieler bei Coach Gediminas Sugzda war, verlässt den Verein – aus Enttäuschung. Zu viel sei passiert, sagt der 31-Jährige. Im Gespräch mit unserer Zeitung, um das der Mittelfeldspieler gebeten hat, erklärt Höferth, wie es zum Bruch kam und was beim TuS verkehrt läuft.

Herr Höferth, unser Interview mit Jozo Ereiz, dem Sportlichen Leiter des TuS, ist Anlass für Sie, einiges klarzustellen. Warum wählen Sie den Weg in die Öffentlichkeit?

Zuerst ist mir festzustellen, dass das hier kein Nachtreten ist. Mir geht es darum, einiges klarzustellen. Da wurde nicht die Wahrheit erzählt, und nun kursiert ein falsches Bild von mir. Seit eineinhalb Jahre ist es in Holzkirchen etwas schwierig für mich: Meine berufliche Situation als Leiter eines EMS-Studios ließ es teilweise einfach nicht zu, regelmäßig zu trainieren. Dies war aber von Anfang an mit allen Verantwortlichen offen kommuniziert worden.

Wie wurde daraus dann ein Problem?

Der frühere Vorstand hat das gewusst und akzeptiert. Die Zusammensetzung hat sich aber geändert, und irgendwann gab es erste Störfeuer. Klar ist es für Spieler schwierig, wenn jemand teils nicht trainiert und trotzdem immer spielt, aber unter Gediminas Sugzda lief es halt. Mit dem Aufstieg war Erfolg da – da interessierte es keinen.

„Ich bin jemand, der offen sagt, wenn etwas nicht passt.“

Anders vergangene Saison, oder?

Ich bin jemand, der seine Meinung immer klar formuliert und offen sagt, wenn etwas nicht passt. Das erwarte ich auch von meinem Gegenüber. Wie es in den vergangenen Wochen und Monaten lief, hat mich sehr enttäuscht. Das habe ich in dieser Form bisher nicht erlebt.

Was ist passiert? Gab es Störfeuer aus der Mannschaft, aus dem Vorstand?

Ich möchte niemandem den Schwarzen Peter zuschieben. Fakt ist, dass vieles nicht offen kommuniziert, sondern häufig hintenrum geredet wurde. Die schlechte Leistung, die durch die Bank vorhanden war, wurde dadurch nicht gerade besser, und auch der Teamgeist blieb auf der Strecke. Dass dann Stimmen im Team laut wurden, die meine Trainingsleistung bemängelt und meine Spieleinsätze nicht verstanden haben, erklärt sich von selbst. Ich denke aber, man kann das akzeptieren, wenn derjenige seine Leistung auf den Platz bringt. Dass ich genauso wie alle anderen Spieler in dieser Saison schlecht war, brauchen wir nicht zu diskutieren.

Wie haben Sie reagiert? Haben Sie den Verantwortlichen Ihre Position klar gemacht?

Ich habe um ein Gespräch mit dem neuen Abteilungsleiter (Christian Siegwald, Anm. d Red.), dem Sportlichen Leiter und allen anderen Beteiligten gebeten, um meine berufliche Situation zu erläutern und die von den ehemaligen Verantwortlichen abgesegneten Bedingungen offen zu legen. Dazu kam es, und ich habe, wie es mit dem Trainer weit davor schon abgesprochen war, vorgeschlagen, ob es nicht zu vereinbaren wäre, dass ich mich zu Hause fit halte und laufen gehe, wenn ich es nicht ins Training schaffe.

Und?

Es war damals ein gutes, offenes Gespräch, und wir haben uns darauf geeinigt, dass wir versuchen, das so gut es geht bis zum Saisonende hinzubekommen. Im Hinblick auf die neue Saison wollten wir uns noch mal zusammensetzen und eine Lösung finden.

Was sich nun erübrigt hat – Sie verlassen den TuS. Wie kam es dazu?

Immer wieder wurde von Herrn Ereiz meine Trainingsbeteiligung bemängelt – es war fast so, als hätte es die Aussprache nie gegeben. Die Beteiligung im Team war generell nicht optimal. Man sollte als Sportlicher Leiter aber so realistisch sein, dass man immer noch im Amateurbereich und nicht im Profisport arbeitet.

„Der Hauptberuf bezahlt die Rechnungen.“

Wollte der Verein mit Ihnen verlängern?

Grundsätzlich ja. Zum Saisonende kam unsere Kassierin zu mir und fragte, ob ich mir vorstellen könne zu verlängern, wenn das mit der Trainingsbeteiligung geklärt sei. Ich habe sofort gesagt, dass ich es mir vorstellen kann. Mir war nur wichtig, dass Verein, Spieler und Vorstand eine Sprache sprechen und dass versucht wird, eine Lösung zu finden. Wenn wir dabei nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen wären, hätte ich es verstanden und akzeptiert. Verblieben sind wir so: Der Verein soll sich über seinen Standpunkt klar werden und auf mich zukommen. Leider ist das nie geschehen.

Gab es Gespräche mit Trainer Jens Eckl?

Herr Eckl fragte mich, ob ich mit dem Verein schon über die neue Saison gesprochen habe. Ich schilderte ihm den aktuellen Stand.

Und dann?

Nach dem letzten Spiel beim Grillen kam der Sportliche Leiter zu mir und sagte, er müsse mit mir sprechen. Ich hatte vermutet, dass der Verein jetzt vielleicht eine Lösung gefunden hat. Dann hat er kurz und knapp gesagt: Marco, wir planen ohne dich.

Enttäuscht?

Klar. Nicht weil der TuS ohne mich plant, sondern menschlich – wegen der Art und Weise. Ich wurde über mehrere Wochen hingehalten und immer wieder zu Gesprächen gebeten, die ohne Ergebnis endeten. So geht man nicht mit seinem Gegenüber um. Wenn man halbwegs vorausschauend plant, weiß man das fünf, sechs Wochen früher. Ich bin mir sicher – und das hat sich dann in diversen Gesprächen bestätigt –, dass die Entscheidung der beiden mehrere Wochen feststand.

Auf Vereinsebene war es aber noch geklärt?

Es sieht für mich so aus, als wäre man sich intern noch nicht einig gewesen. Adrian Saft, unser ehemaliger Abteilungsleiter, sowie Margit und Herbert Gegenfurtner haben sich im Nachgang bei mir entschuldigt – sie standen immer hinter mir und hätten mir einen respektvollen Abgang gegönnt, wenn sie von den Plänen des Trainers und des Sportlichen Leiters gewusst hätten. Fakt ist, dass sowohl Trainer als auch Sportlicher Leiter hinter dieser Entscheidung standen und es nicht für notwendig hielten, mich oder ihre Kollegen darüber zu informieren. Dieses Herumgeheuchle und Hinhalten sind aber nicht meine Werte.

„Im Verein herrscht keine Kommunikation.“

Haben Herr Eckl und Herr Ereiz an deren Kollegen vorbei gearbeitet?

Ich meine schon. Es herrscht keine Kommunikation. Seitdem Adrian Saft weg ist, wird nicht mehr miteinander geredet. Es war wohl so, dass Herr Ereiz und Herr Eckl auf Nachfrage von Herrn Siegwald schon beim Spiel gegen 1860 gesagt haben, dass sie ohne mich planen. Herr Siegwald, der sich ja aus dem Sportlichen heraushält, hat dies akzeptiert, wollte aber, dass ich umgehend informiert werde. Das passierte aber nicht. Dafür hat sich Herr Siegwald später im Namen des Vereins bei mir auch entschuldigt.

Wie kam das Interview von Herrn Ereiz bei Ihnen an?

Genau das war es, was bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Man kann doch nicht einem Spieler am letzten Spieltag – alleine der Zeitpunkt ist Wahnsinn – sagen, dass man ohne ihn plant, und eine Woche darauf ein Interview geben, in dem man erzählt, dass man mal schauen muss, wie sich das beruflich beim Spieler entwickelt. Das ist für mich charakterlos und zeigt, dass Herr Ereiz nicht zu seiner Entscheidung steht.

Gibt es weitere Gründe?

Herr Ereiz hat mir klar zu verstehen gegeben, dass nicht nur meine Trainingsbeteiligung für ihn problematisch sei, sondern dass ich vor allem als Mensch für ihn schwierig bin. Eine berufliche Situation lässt sich vielleicht ändern, ein Mensch in seinem Wesen nicht. Für die öffentliche Verbreitung von Unwahrheiten habe ich kein Verständnis. Das zeigt aber, wie es um die Kommunikation im Verein steht.

„Das sind nicht meine Werte.“

Hatten Sie nach dem Interview Gespräche mit Herrn Ereiz oder Herrn Eckl?

Ich habe mir überlegt, ob ich noch mal den Sportlichen Leiter kontaktieren soll. Neben mir gab es weitere Spieler, deren Abgang längst feststand und die einen standesgemäßen Abschied verdient hätten. Auf Wunsch des Trainers hatte ich mit diesem noch ein Gespräch. Er hat sich bei mir entschuldigt, aber auch seine Sicht kundgetan. Menschlich habe ich mich leider stark in Herrn Eckl getäuscht. Das sind nicht die Werte, die für mich im Fußball zählen.

Diese ganze Geschichte ähnelt dem Verlauf der Entlassung von Ex-Coach Thomas Siegmund, oder?

Ich muss zugeben: Als man sich von Herrn Siegmund getrennt hat, hielt ich dies für richtig. Ich habe vom Fachlichen her und von der Art seiner Kommunikation mit den Spielern vieles nicht verstanden. Im Nachhinein stelle ich aber fest, dass es für uns Spieler oft schwer war, mit der Art seiner Kritik umzugehen. Jedoch gab es eine Basis: Man wusste, woran man war. Ich habe das nicht für möglich gehalten, was Herr Siegmund im Interview in Ihrer Zeitung zu seiner Entlassung sagte – aber er wird gerade bestätigt.

Lesen Sie dazu auch die Reaktion des Vereins auf das Interview von Thomas Siegmund

Was nehmen Sie nun mit?

Alles in allem war es eine coole Zeit beim TuS – auch wenn ich jetzt erlebt habe, wie man sich in Menschen täuschen kann. Für mich ist diese Reise vorbei. Ich will nicht nachtreten, aber ich bin in gewisser Form Gerechtigkeitsfanatiker – es ist mir wichtig, Unwahrheiten zu berichtigen.

Wohin wechseln Sie nun?

Das kann ich noch nicht sagen. Es geht aber weiter. Auf jeden Fall möchte mich bei allen bedanken, die hinter mir standen und stehen. Der Mannschaft des TuS wünsche ich viel Erfolg für die Zukunft.

hsp

Aufrufe: 06.6.2019, 09:45 Uhr
Holzkirchner Merkur / Hans SpieglerAutor