2024-06-06T14:35:26.441Z

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André Laurito
André Laurito

»Wird Zeit, ein normales Leben zu beginnen«

3. LIGA: +++ Gießener Andre Laurito beendet seine Profikarriere / Neustart mit Beginn einer Banklehre / Beste Zeit in Regensburg +++

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ERFURT/GIESSEN (afi). André Laurito ist Realist. Er hat klare Vorstellungen von seiner Zukunft. Und er weiß: „Ich habe zwar teilweise gutes Geld verdient, doch ausgesorgt habe ich noch lange nicht.“

Am 30. Juni endet nicht nur sein Vertrag beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt, an diesem Tag ist auch Schluss mit Profifußball. Endgültig! „Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ich freue mich riesig auf neue Aufgaben“, ist der 34-Jährige froh, sich anderem zuwenden zu können. Im August beginnt der Gießener, der vor zehn Jahren Mittelhessen verließ, um sein Hobby zum Beruf zu machen, in der thüringischen Landeshauptstadt eine Lehre zum Bankkaufmann.

Die selbst getroffene und nicht durch den Club erzwungene Entscheidung, sich neu zu orientieren und den Fußball hinter sich zu lassen, hatte Gründe, mit denen André Laurito nicht hinter dem Berg hält. Zu allererst natürlich den, dass er seine kleine Familie dauerhaft absichern möchte. Seine Frau Sabrina absolviert zurzeit noch eine Ausbildung als Erzieherin, Sohnemann Lauro kommt im Sommer in die Schule. „Es wird Zeit, ein ganz normales Leben zu beginnen.“ Dass es bei seinem Verein zuletzt vogelwild drunter und drüber ging, ist kein Geheimnis. Rot-Weiß Erfurt steckt mitten in einem Insolvenzverfahren. Nach dem deshalb obligatorischen Abzug von neun Punkten durch den DFB ist der Abstieg des zweifachen DDR-Meisters, der Anfang der 90er Jahre noch im UEFA-Pokal spielte, in die Regionalliga Nordost nicht mehr zu vermeiden. „Was sich in den letzten Monaten bei uns abgespielt hat, war der Wahnsinn und nicht in Worte zu fassen. Ich kann nur hoffen, dass der Verein mit einem ruhigen Umfeld und einer starken Mannschaft in der Regionalliga einen Neuanfang hinbekommt.“

Außerdem haben ständige gesundheitliche Probleme den Innenverteidiger zum Nachdenken gezwungen: „Ausschlaggebend war mein erster Bandscheibenvorfall im August 2016, der gab mir einen gewaltigen Denkanstoß. Keiner konnte mir sagen, was die beste Lösung ist, wann ich wieder schmerzfrei bin. Mir wurde bewusst, dass es von jetzt auf gleich mit dem Profifußball vorbei sein konnte. In dieser Zeit habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie es weitergehen soll“, erklärt der 34-Jährige rückblickend auf zehn nicht immer schmerzfreie Jahre.

Doch seine Karriere hatte nicht nur Schattenseiten, sie hatte auch viele positive Momente. Allen voran die in seiner Glanzzeit beim SSV Jahn Regensburg, als er die Oberpfälzer am 14. Mai 2012 mit seinem Kopfballtreffer zum 2:2 beim Karlsruher SC sensationell in die 2. Bundesliga beförderte.

Vom „Kicker“ wurde er mit einem Notendurchschnitt von 2,82 zum zweitbesten Abwehrspieler der 3. Liga gewählt und war fortan in aller Munde. Ob es damals das „Spiel seines Lebens“ war, versieht André Laurito mit einem großen Fragezeichen. „Ich bin lieber vorsichtig mit solchen Superlativen. Sagen wir mal, ich bekomme auch heute noch Gänsehaut. Nicht zuletzt bin ich stolz, dass ich mich trotz aller Probleme immer wieder zurückgekämpft habe.“

Seinen Traum von der 2. Bundesliga lebte er jedoch nur einige Wochen. Am 20. Oktober des gleichen Jahres zog er sich in der Partie gegen den 1. FC Köln einen Augenhöhlenbodenbruch zu, am 17. März 2013 passierte ihm das gleiche Missgeschick mit zusätzlichem Jochbeinbruch im Match gegen Erzgebirge Aue. 2013 kam der Innenverteidiger zu Rot-Weiß Erfurt.

Am Sonntag, beim 0:5 im Kellerduell gegen den Chemnitzer FC, absolvierte er das 103. von 156 möglichen Drittliga-Spielen für die Truppe aus dem Steigerwald-Stadion, für die ihm bisher 13 Treffer gelangen.

Ab Sommer genießt nicht mehr der Sport, sondern die Ausbildung Priorität. André Laurito bleibt in Erfurt wohnen. Mit Fußball will er allerhöchstens im Jugendbereich etwas zu tun haben. „Da gibt es bereits erste Kontakte, vielleicht mache ich bei einem kleinen Verein als Co-Trainer mit Kindern etwas.“ Auch eine solche Tätigkeit gehört dazu, wenn er sich um seine Zukunft Gedanken macht: „Ich freue mich riesig auf die neuen Aufgaben, die nun vor mir liegen.“



Aufrufe: 013.4.2018, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor