2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Die Neutraublinger um Lukas Kaiser (rechts) steigen als „Quotienten-Meister“ in die Landesliga auf.
Die Neutraublinger um Lukas Kaiser (rechts) steigen als „Quotienten-Meister“ in die Landesliga auf. – Foto: Simon Tschannerl

»Wir sind schockiert über die Entscheidung«

Die Saison der Amateure wird abgebrochen. Es gibt Aufsteiger und Absteiger. Die meisten finden das okay, es gibt aber auch Kritik.

Jubel hier, Enttäuschung dort: Seit der vergangenen Woche liegen bei den Amateurfußballern Freud und Leid eng beieinander. Endlich herrscht Klarheit, wie mit der „Mammutsaison“ 2019/2021 umgegangen wird. So hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) den Abbruch der Saison festgezurrt, und zwar unter der Prämisse, dass es sowohl direkte Auf- als auch Absteiger gibt. Hört man sich um, gehen die meisten Vereine konform mit dieser Entscheidung. Die meisten, aber nicht alle.

Beim SV Fortuna herrscht dieser Tage Jubel und Ernüchterung zugleich. Denn während die Landesliga-Kicker die Möglichkeit verpassen, noch auf den Aufstiegs-Relegationsplatz zu springen, geht es für die Reserve als „Quotienten-Meister“ eine Liga nach oben. Regensburgs spielender Abteilungsleiter Arber Marina sieht es fair: „Irgendeinen Tod muss man ja sterben. Dass du in dieser Situation keine perfekte Lösung für alle finden konntest, war klar. Da muss man einfach sportlich bleiben und das Ergebnis so akzeptieren. Jammern hilft nichts.“

Jetzt hofft Morina auf einen möglichst normalen Neustart nach der langen Zwangspause. Damit einher geht die Freude darüber, endlich wieder auf dem Platz stehen zu können. Denn Mannschaftstraining ist seit dem Wochenende auch im Stadtgebiet wieder erlaubt. „Endlich wieder Fußball spielen können, das ist doch die Hauptsache.“ Und dies sollten sich Morinas Ansicht nach alle Vereine ins Bewusstsein rufen.

„Die fairste Möglichkeit“

Die Bayernligisten aus Donaustauf und vom SSV Jahn II sowie Kareth-Lappersdorf, Tegernheim und Bad Abbach aus der Landesliga konnten bei der Abstimmung über die Quotientenregel gelassen bleiben: Sie waren von der Entscheidung über Auf- und Abstieg nicht primär tangiert und bleiben alle in der Liga. „Bitter für die Mannschaften, die es betrifft. Aber von allen diskutierten Möglichkeiten ist die Quotientenregel immer noch die fairste“, sagt etwa Kareths Trainer Matthias Bösl in gewohnt sachlicher Art und Weise.

Groß ist die Freude beim TSV Neutraubling. Er steigt als Meister der Bezirksliga Süd vor dem punktgleichem TB Roding in die Landesliga auf. Weil die Neutraublinger ein Spiel weniger als der Kontrahent aus dem Landkreis Cham absolviert haben, reicht es zu Platz eins – der Quotientenregel sei dank. „Natürlich sind wir happy“, sagt Neutraublings Abteilungsleiter Alexander Eirich, der die getroffene Entscheidung des Verbandes aber auch unabhängig davon, dass man selbst von ihr profitiert, als gut bewertet. Eirich hätte sich allerdings schon früher Klarheit gewünscht: „Es war lange überfällig, die Saison abzubrechen.“ Für die Rodinger tut es dem TSV-Spartenleiter „wirklich leid. Sie hätten es sich verdient gehabt und hätten auch in der Relegation eine gute Rolle gespielt, so wie sie vor allem im Herbst gespielt haben.“

Andere Modelle, wie man die neue Spielzeit hätte angehen können, lagen auch auf dem Tisch. Wie etwa, das „Oberfranken-Modell“ anzuwenden. Dieses hätte vorgesehen, die Ligen zu splitten und durch die kleineren Gruppen für die nächste Saison eine größere Flexibilität zu erzeugen. Alexander Erich hält von derlei Konstrukten nicht viel. „Dann hättest du wieder einen riesigen Rattenschwanz. Und der Weg zurück zur Normalität wäre mit größeren oder kleineren Ligen weiter, als wenn ein möglichst normaler Start in die neue Saison versucht wird“, überlegt Eirich.

Ähnliche Töne vernimmt man aus dem Lager des SC Regensburg. „Mit anderen Entscheidungen wäre der Einfluss auf die nächsten zwei Jahre zu groß gewesen. Dann hätten wir wieder eine Sondersituation“, sagt Abteilungsleiter Ruprecht Herzog. Der Sportclub hat in der Kreisliga eine tolle Saison gespielt und darf sich über die Meisterschaft freuen. Etwas gedämpft wird die Aufstiegsparty durch die besonderen Gegebenheiten. „Lieber wäre es uns natürlich gewesen, das auf sportlichem Wege zu schaffen. Mit den ganzen Emotionen, die so ein Aufstieg mit sich bringt. Und so wird man praktisch am grünen Tisch Meister“, sagt Herzog, der die Quotientenregelung nichtsdestotrotz als das „kleinste Übel“ einstuft.

Einer redet sich in Rage

Andere Vereine hatten nicht so viel Glück. Ein gutes Beispiel ist die DJK-SV Oberpfraundorf. Sie machte sich in der Kreisklasse 3 noch Hoffnungen auf den Ligaverbleib, muss nun jedoch den bitteren Abstieg hinnehmen. Immer noch sitzt der Frust tief. Bei der DJK hat man sogar Einspruch eingelegt und hofft, die Klasse doch noch irgendwie halten zu können, wie Abteilungsleiter Christian Bleyer am Telefon erklärt.

„Wir sind schockiert, wie entschieden wurde“, verdeutlich Bleyer. In den unteren Ligen hätte er sich gewünscht, dass niemand absteigen muss. „Alle Vereine sind durch Corona gebeutelt. Und dann setzt man noch einen drauf. Das ist mir ein Rätsel.“ Doch nicht nur unter sportlichen Gesichtspunkten ist der Oberpfraundorfer vom Verband enttäuscht. „Der BFV hat es sich wieder leicht gemacht und nicht geschaut, was für die Vereine am besten ist. Hauptsache, die Gebühren wurden wieder erhöht, obwohl die Vereine momentan finanziell ausbluten. Es wird mit der Schaufel auf den Hinterkopf geschlagen“, redet sich Christian Bleyer förmlich in Rage. Von anderswo hört man Ähnliches. Der BFV würde zu wenig Rücksicht auf die kleineren Vereine nehmen, ist die Meinung einiger.

Aufrufe: 026.5.2021, 14:00 Uhr
Florian WürtheleAutor