2024-05-10T08:19:16.237Z

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Von wegen Nachsitzen im Dezember: Ab sofort haben Guldenbachtals Bobby Edet (links), Langenlonsheims Linus Leisenheimer frei.
Von wegen Nachsitzen im Dezember: Ab sofort haben Guldenbachtals Bobby Edet (links), Langenlonsheims Linus Leisenheimer frei. – Foto: fupa/J. Coutandin

Winterpause - und zwar gemeinsam!

Fußballkreis Bad Kreuznach geht geschlossen in die spielfreie Zeit +++ Nach Videoschalte: Thomas Dubravsky setzt seinen Plan direkt um

Bad Kreuznach. Ein ereignisreicher Freitag liegt hinter den Vereinsvertretern des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV). Am Vormittag wurde an alle Vereine eine E-Mail verschickt, die auch den Fußballern im Kreis Bad Kreuznach in Windeseile die Sorgenfalten auf die Stirn brachte. Denn in der Mitteilung kündigte der Verband an, was das Land Rheinland-Pfalz am Nachmittag mit seiner 29. Corona-Bekämpfungsverordnung fixieren sollte. Seit Samstag gilt nun für alle über 18 Jahren 2G - auch beim Trainings- und Spielbetrieb an der frischen Luft. Noch bevor diese Maßnahmen griffen, verabschiedete sich der Fußballkreis Bad Kreuznach geschlossen in die Winterpause – als einziger von zehn Kreisen im SWFV! „Ich bin dafür, wir sind vernünftig und sagen: Heute Nacht ab 24 Uhr ist Winterpause und fangen dann im Februar wieder an“, schlug Thomas Dubravsky den Anwesenden einer angesichts der aktuellen Entwicklungen ebenso spontan einberufenen Videokonferenz vor. Der Vorsitzende des Fußballkreises Bad Kreuznach erhielt für seinen Vorschlag großen Zuspruch von den 65 Teilnehmern und Teilnehmerinnen.

Keine Spiele von Oberliga bis Bezirksliga

Der Weg für den Kreuznacher Sonderweg, er war schnell freigegeben. Mittlerweile hat auch der Kreis Birkenfeld nachgezogen. Auch in den beiden Bezirksliga-Staffeln wurden alle Partien abgesagt und ins neue Jahr verlegt. Zwei Spieltage vor dem offiziellen Ende der Spielzeit 2021, ein abruptes Ende einer zeitweise „normalen“ Saison. In den anderen Kreisen wird derweil munter weitergespielt - in den meisten zumindest. Denn ungeachtet der Entwicklungen im Kreis Bad Kreuznach hatte der Verband es seinen Vereinen freigestellt, unter den neuen Auflagen zu den noch ausstehenden Spielen anzutreten oder nicht. Da nun nur noch Geimpfte und Genesene an Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen dürfen, es de facto aber noch einige als nicht-immunisierte Spieler, Trainer, Schiedsrichter oder Betreuer gibt, befürchtete man im SWFV zahlreiche Beschwerden. Und so kam man den Klubs zumindest so weit entgegen, als dass diese ohne Angabe von konkreten Gründen und ohne Zustimmung des Gegners, für 2021 geplante Spiele in das neue Jahr schieben können. Wie rege die Vereine von diesem Recht Gebrauch machten, zeigt ein Blick in die Klassen: Von den Landesligen bis hoch zur Oberliga fand im Südwesten kein einziges Spiel statt. Auch in den Bezirksligen stand der Ball komplett still. Lediglich in den A-Klassen der Nachbarkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms wurde in Teilen noch gespielt. Für seinen Kreis wollte Thomas Dubravsky jedoch eine einheitliche Lösung. „Ich möchte einen Flickenteppich vermeiden“, sagt der 53-Jährige. Der Aufwand für zwei bis drei Spiele bis zur Winterpause sei im Hinblick auf die organisatorische Belastung der Vereine und angesichts der aktuellen Lage der Pandemie zu hoch, so der Hochstätter.

Nachholtermine dann ab Mitte Februar

Die ausgefallenen Spiele werden nun ab Mitte Februar nachgeholt. Noch ausstehende Nachholspiele von vorherigen Spieltagen werden am 13. Februar gespielt. Die nun abgesetzten Partien an diesem und nächstem Wochenende sollen am 20. und 27. Februar gespielt werden. Sollten dann hinsichtlich der Play-offs (Start am 14. März) noch Entscheidungsspiele nötig sein, können diese dann am 7. März über die Bühne gehen. „Ich bin überzeugt davon, dass uns Booster-Impfungen ab Februar wieder mehr Freiheiten geben. Ziel ist es ganz klar, endlich wieder eine gewertete Runde hinzukriegen“, sagte Dubravsky. Diese Hoffnungen hatte auch Andreas Klosheim vom TSV Bockenau hinterlegt. Der TSV war Leidtragender in der vergangenen Spielzeit, als die Runde annulliert werden musste. Nun liegt er ebenfalls aussichtsreich im Aufstiegsrennen der B-Klasse und hofft auf eine gewertete Runde. Derweil appellierte Cumhur Tasci von Bezirksligist Karadeniz Bad Kreuznach an die anderen Vereine, im Winter auf Transferaktivitäten zu verzichten. „Ich finde es nur konsequent und gut, dass alle Vereine diese Entscheidung mitgetragen haben“, sagt Ralf Erbach. Der Abteilungsleiter des TSV Hargesheim ist sogar der Meinung, dass diese Entscheidung von der Politik schon „zwei oder drei Wochen früher“ hätte kommen müssen. In der A-Klasse befindet sich der TSV mittendrin im Rennen um einen Platz in der Aufstiegsrunde, von daher wisse man, worauf es in den ersten Spielen im neuen Jahr ankommt. Einen ähnlichen Ansatz haben sie auch beim TuS Hackenheim. „Grundsätzlich halten wir die Unterbrechung für richtig, da durch die neuen Bestimmungen nicht mehr alle Spieler und Zuschauer auf den Sportplatz dürfen“, erklärt Torjäger und Spielertrainer Niklas Schneider. „Jetzt hat jeder ausreichend Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen.“ Bernd von der Weiden von der SG Guldenbachtal ist sich sicher, dass durch den frühen Wiederbeginn vor allem die Plätze leiden werden: "Wenn wir Anfang Januar schon wieder auf unseren Rasenplatz müssen, dann ist der bis zum Start der Restrückrunde definitiv in schlechterem Zustand als jetzt", so der 1. Vorsitzende der SG Guldental. "Ich muss aber auch sagen, dass uns die Gesundheit der Spieler über allem steht und wir die Entscheidung daher voll und ganz mittragen", ergänzt er. Dass ausgerechnet das Topspiel gegen Hackenheim ausfallen musste, sei sehr schade.

„Extrem bitter, aber nachvollziehbar“

Hin und her gerissen ist dagegen Yannick Gans von der SG Weinsheim. In der C-Klasse steht die Dritte erneut auf dem ersten Tabellenplatz und hätte gerne noch die beiden verbleibenden Duelle absolviert. „Für uns ist es extrem bitter, dass es so weit kommen musste. Aber natürlich geht die Gesundheit vor“, sagt der Spielertrainer. Dennoch, wenn etwas früher reagiert worden wäre, hätte man die zwei Wochen sicher auch noch durchziehen können. „Dann hätten wir einen sauberen Cut gehabt bis März und müssen jetzt nicht hoffen, dass die Witterungen und die Infektionszahlen die Spiele im Februar schon wieder möglich machen“, sagt Gans, der hofft, dass die Politik aus diesem Winter ihre Lehren zieht und beim nächsten Mal früher handelt. „Es sind für uns alle schwierige Zeiten, da haben alle mit zu kämpfen“, sagt der 29-Jährige und ergänzt: „Besonders der Fußball war für uns immer etwas Befreiendes. Es ist sehr schade, dass das nun wieder wegfällt.“

Vollstes Verständnis hat man auch bei B-Klasse Spitzenreiter FSV Bretzenheim für die frühzeitige Spielpause. „Deshalb haben wir diese Entscheidung auch mitgetragen“, betont FSV-Geschäftsführer Kai Hofmann, der zugleich aber auch nicht verschweigt, dass dieses Szenario der Saisonunterbrechung nach den letzten beiden Jahren keine positiven Gefühle auslöst: „Klar schwingt da die Sorge mit, dass die fehlenden Spiele dann wieder nicht nachgeholt werden können.“ Obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering sei, „eine Garantie kann uns keiner geben und wir alle wissen nicht, wie sich das über den Winter entwickelt“. Die beiden verbleibenden Spiele hätte man trotz der neuen Verordnung umsetzen wollen und können. Da das bei anderen Vereinen offenkundig nicht überall der Fall ist, sei ein gemeinsamer Weg letztendlich dennoch der Richtige. „Das setzt ein Zeichen der Geschlossenheit“, meint Kai Hofmann und betont: „In schlechten Zeiten gehört es sich auch einfach, dass alle zusammenhalten.“



Aufrufe: 05.12.2021, 17:20 Uhr
Martin Imruck und Philipp DurilloAutor