2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Sascha Wernitz verfolgt ehrgeizige Pläne mit dem SFC Veritas.
Sascha Wernitz verfolgt ehrgeizige Pläne mit dem SFC Veritas. – Foto: Frank Arlinghaus

"Wenn ich was mache, dann zu 100 Prozent"

Sascha Wernitz steckt mit dem SFC Veritas im Abstiegskampf der Bezirksliga. Von seiner Idee Fußball spielen zu lassen, will er dennoch nicht abrücken. Derzeit ist es schwer für ihn, die Mannschaft am Spiel zu motivieren, denn er muss eine Sperre absitzen.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Sascha Wernitz

Am Wochenende habt ihr beim Spitzenteam aus Lübars 4:2 verloren. Hat man einen Leistungsunterschied gesehen oder waren die Jungs nach der harten Vorbereitung nicht ganz so frisch, um wichtige Punkte zu sammeln?

In erster Linie waren wir nicht frisch. Läuferisch waren wir vor allem in der ersten Halbzeit nicht aktiv genug. Die 20 Minuten nach der Pause waren stark, da hat uns aber die entscheidende Durchschlagskraft vor dem Tor gefehlt. Die vier Tore sind außerdem sowas von peinlich entstanden, dass ich selber sprachlos war. Lübars hat über 90 Minuten aber keinen Fußball gespielt, nur lange Bälle geschlagen.

Jede Mannschaft hat ein anderes Stilmittel Punkte zu erringen. Ihr wollt lieber den gepflegten Fußball spielen und damit zum Erfolg kommen?

Ja, aber man hat einfach gemerkt, dass meine Spieler an Wochenende zum Großteil das Spiel nicht gewinnen wollten. So haben sie sich jedenfalls phasenweise auch auf dem Platz bewegt.

Also hatten Sie nicht nur schwere Beine, sondern auch ein Problem mit der Mentalität, dem Willen und haben deshalb gegen die in deinen Augen einfachen Mittel der Gegner keine Lösungen gefunden?

Ja, so kann man das formulieren. Wenn Sie das umgesetzt hätten, was ich von ihnen verlangt habe, hätten wir gewonnen. Es ist derzeit etwas schwierig die Jungs zu motivieren, da ich auch nicht am Platz stehen darf.

Ist es in deinem Sinn, dass die Jungs trotzdem immer spielerische Lösungen finden sollen, oder müssen sie und du im Abstiegskampf auch mal eklig die Punkte erkämpfen z.B. mit dem einfachen Stilmittel lange Bälle?

Ich halte von langen Bällen nichts, aber daran liegt es auch nicht. Wir sind ab dem letzten Drittel in der Vorwärtsbewegung nicht gefährlich genug, agieren zu passiv vor dem Tor. Wir spielen, spielen, spielen, anstatt uns mal zu belohnen. Vor dem Tor sind wir alles anderes als gefährlich. Sowas kenne ich eigentlich nicht, sonst war ich eher für viele Tore bekannt. Ich sage oft, wir müssen mutige Bälle in die Tiefe spielen, der Ball muss hinter der Kette. Meine Spieler machen momentan halt oft nicht das, was sie machen sollen.

Kann man das im Training den Spielen beibringen/antrainieren?

Wir trainieren drei Mal die Woche sehr intensiv, ob Spielzüge, Torschüsse oder Pass- und Spielformen. Das ist ein wochenlanger Prozess, der jetzt vor uns liegt, aber da mache ich mir keinen Kopf.

Klingt nicht, als wenn du wirklich böse mit deiner Mannschaft wärst?

Nein. Sie können das ja. Das Spiel gegen Lübars muss man jetzt auch nicht überbewerten. Wir haben knapp fünf Wochen jeden Tag trainiert, meine Spieler hatten vielleicht pro Woche ein bis zwei freie Tage. Dazu kommt auch noch, dass ich mit nur 13 Spielern an Bord am Sonntag losgefahren bin. Das sollen keine Ausreden sein, aber man muss jetzt die nächsten Wochen einfach beobachten und den Prozess abwarten. Wir haben noch sehr viele Spiele und ich mache mir da keine Gedanken. Meine Mannschaft ist spielerisch eine der besten Mannschaft in der Liga, auch wenn die Tabelle natürlich etwas anderes sagt.

Du hast angedeutet, dass du derzeit nicht auf dem Platz stehen darfst. Wie ist es dazu gekommen?

Nachdem unser Ligaspiel gegen den BSC Rehberge abgebrochen wurde, hat das Sportgericht ein Urteil gesprochen. Dieses sagt, dass ich als Trainer für sechs Spiele gesperrt wurde. Das bedeutet, dass ich das Sportgelände eine halbe Stunde vor Spielbeginn verlassen muss und es erst 30 Minuten nach Abpfiff wieder betreten darf.

War dieses Urteil in deinen Augen fair?

Nein, es war nicht fair. Sie haben uns schon das Spiel aberkannt, obwohl wir eigentlich gewonnen hatten. Wir hatten in der Nachspielzeit souverän mit 2:1 geführt. Am Ende hat keiner die Punkte bekommen. Wir haben das Spiel mit einem Kraftakt gedreht, als es nach einer Beleidigung von einem Rehberge-Spieler zu einer Auseinandersetzung kam. Ich habe den Spieler dabei verbal in die Schranken gewiesen. Ich habe das Urteil jetzt so hingenommen, werde die Spiele von außerhalb beobachten, ruhig und friedlich und werde abseits davon immer für meine Mannschaft da sein.

Traust du deinen Jungs trotz der ganzen Rückschläge den Klassenerhalt zu?

Aber selbstverständlich. Ich hätte auch niemals gedacht, dass wir uns so weit unten befinden, aber auch sowas ist manchmal ganz gut. Daraus lernt man viel. Ich bin aber sehr zuversichtlich.

Kannst du dir vorstellen langfristig beim SFC zu bleiben?

Ja klar. Man baut ja nicht die komplette Mannschaft auf und um, wenn man nicht vorhat, die nächsten Jahre im Verein zu bleiben. Ich fühle mich hier wohl.

Was zeichnet dich als Trainer aus, wo siehst du deine Stärken?

Ich bin sehr ehrgeizig, bin 100% bei der Sache und mache mehr, als viele andere Trainer. Ich bin 24 Stunden für meine Spieler da und unterstütze sie wo ich kann. Bei der Trainingsgestaltung variiere ich regelmäßig. Bei mir gilt aber auch, wer nicht trainiert, spielt auch nicht. Da kann er auch der Beste sein. Ich habe erfolgreich meine Arbeit bestritten, bin drei Mal in Folge aufgestiegen. Häufig haben meine Teams die 100 Tore-Marke geknackt. Von daher muss ich sagen, wer von der Kreisliga C bis in die Bezirksliga aufgestiegen ist und jede Liga mitgenommen hat, muss ja vieles richtig machen.

Schaust du auch so gerne Fußball?

Ich schaue immer Fußball, bin auch selber sieben Tage die Woche auf dem Platz. Mein Sohn spielt in der Leitungsmannschaft der U10 vom SC Staaken. Er hat drei Mal die Woche Training, dazu am Wochenende Spiele und Turniere, wobei sich die Mannschaft mit den besten Teams Deutschlands misst. Der Jahrgang vom SC Staaken gehört national derzeit zu den besten Jahrgängen, das macht Freude.

Bei wem schaust du dir etwas ab, oder machst du komplett dein eigenes Ding?

Mein Vorbild ist Jürgen Klopp. Ich versuche denselben Stil wie er spielen zu lassen. Doch ich kopiere niemanden, ich mache meine eigenen Methoden, bringe meine eigenen Ideen auf das Papier. Schnelles Kurzpass- und das Umschaltspiel, dafür bin ich bekannt, das ist meine Art von Fußball. Natürlich braucht man dafür teilweise die richtigen Fußballer, aber man kann viele Spieler auch verbessern. Wir haben nicht die finanzielle Mittel, um viele Spieler abzuwerben, deshalb versuche ich meine Jungs voranzubringen. Damit beschäftige ich mich. Jeder Spieler ist wichtig, das darf man auch nicht vergessen. Wir haben einen Kader von 23 Mann, wovon auch immer 18 bis 21 beim Training sind. Das ist heutzutage auch eine Kunst, die Spieler dazu zu bewegen, beim Training zu sein. Mein Ziel ist es bis in die Landesliga aufzusteigen.

Nebenbei versuche ich auch immer wieder Menschen, wie dem ertrunkenen jungen William, oder der Familie, die ihr Eigenheim bei einer Explosion verloren hat, mit sportlichen Aktionen zu helfen. Wenn ich was mache, dann zu 100 Prozent. Der Fußball verbindet. Mir hat niemand was geschenkt, ich musste mir den Erfolg hart erarbeiten. Auch deshalb bin ich auf die vielen guten Taten und die geleistete Arbeit sehr stolz.



Aufrufe: 019.2.2020, 11:58 Uhr
Marcel PetersAutor