2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Robert Schröder gibt seinem ehemaligen Mitspieler, jetzige Schützling, Sebastian Huke, Anweisungen.
Robert Schröder gibt seinem ehemaligen Mitspieler, jetzige Schützling, Sebastian Huke, Anweisungen. – Foto: Kerstin Kellner

„Wenn ich Glück hab, schaffe ich es in den Kader der Lehrermannschaft“

Robert Schröder hat seine sportliche Laufbahn während der laufenden Saison beendet. Nun gehört er dem Trainerteam von Hertha 03 an, welches die Leistungen stabilisiert der Mannschaft hat. Er spricht über die Gründe seiner Entscheidung, die Herausforderungen und erzählt, warum er doch nochmal zurück auf das Feld kehren könnte.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Robert Schröder

Robert, seit nunmehr drei Wochen ruht der Ball. Wie hast du die Nachricht des erneuten Lockdown aufgenommen?

Hallo Marcel. Zuerst einmal hoffe ich, dass es dir und den Berliner Fußballsymphathiesanten gut geht und alle den Herausforderung strotzen. Die Meldung des Lockdowns hat sich ja mit den steigenden Infektionszahlen bereits im Vorfeld angedeutet und war daher auch keine Überraschung mehr.

Mit dem Lockdown kam auch die Trainingsunterbrechung. Wie haben die Jungs das aufgenommen und wie halten sie sich in dieser Zeit fit?

Uns hat es leider etwas verfrüht getroffen, da wir das letzte Spiel vor dem Lockdown gegen RSV Eintracht Coronabedingt schon nicht mehr bestreiten konnten. Die Reaktionen in der Mannschaft waren da auch unterschiedlicher Natur - einige hätten gerne gespielt, andere hingegen hatten da schon einige Zweifel bezüglich möglicher Infektionen und dann macht es auch keinen Sinn zu spielen.

Da wir ja leider nicht auf die Plätze dürfen, bekommen die Jungs in enger Absprache mit unserem Athletiktrainer Lucas Kühnhold Lauf-, Stabilisations- und Kräftigungspläne, die sie wöchentlich abarbeiten. Ich möchte an dieser Stelle den Jungs für Ihre Akribie, als auch Lucas für die Erstellung ein Lob aussprechen, da sind alle echt motiviert zu Gange.

Etwas positives kann man der Pause auch entnehmen. Es kehrt wieder ein bisschen mehr Ruhe in den Verein, bzw. um die erste Mannschaft herum ein. Da waren die Wochen vor dem Lockdown schon turbulent. Wie hast du das als unmittelbarer Faktor wahrgenommen?

Naja was heißt turbulent? Ich glaube die Presseabteilung von Hertha 03 hatte stets Zeit für einen Kaffee. Wir hatten als Mannschaft nicht den Erfolg, den sich Trainer, Spieler und Präsidium wünschten. Da ist es leider im Fußball ein gängiges Prozedere, dass Veränderungen herbeigeführt werden. Das traf nicht nur die Trainer, auch verdiente Spieler wie beispielsweise Niclas Warwel haben leider mehr oder weniger geräuschlos den Verein verlassen. Auch hier sei nochmal erwähnt, dass Simon Rösner und Manuel Meister sehr kompetente Fachleute sind, die auch tolles Training anboten. Doch leider hat sich das aus unterschiedlichen Gründen nicht in den Ergebnisse gezeigt.

Die Veränderung im Trainerteam hast du genutzt, um deine Schuhe mitten in der Saison an den Nagel zu hängen. War das für demnächst, ich sage mal zum Saisonende, geplant, oder war das jetzt eher Hals über Kopf entschieden?

Für mich war bereits vor der Saison klar, dass es wahrscheinlich die letzte Saison als Spieler wird. Ich werde nicht jünger und auch nicht besser. Daher war und ist das auch okay so. Ich hatte eine schöne Zeit als Spieler und jetzt schau ich mal, ob die Zeit als Trainer auch schön wird.

Für dich ist es bereits das zweite Engagement als Trainer bei Hertha 03. Worin liegt der Unterschied?

Das erste Intermezzo war ja tatsächlich aus der Not geboren. Hans-Karsten Stolze, Darius Niroumand und ich sprangen ein und führten die Saison zu Ende. Die Saison war aber mehr oder weniger gelaufen und in den letzten Saisonspielen ging es damals um die goldene Ananas. Außerdem war Hans-Karsten Stolze damals der Trainer, da sowohl Darius als auch ich noch keine Lizenz hatten. Jetzt ist wieder so, dass wir als Trainer-Team agieren, eben in der Konstellation mit Fabian und Lucas. Doch im Gegensatz zu damals gibt es sowohl in Liga als auch im Pokal noch einige Spiele zu gewinnen. Da ist der Druck und die Anspannung schon eine andere.

Vier Spiele hast du in dieser Spielzeit schon auf Trainerbank absolviert, drei davon wurden gewonnen. Kann man mit der Ausbeute zufrieden sein?

Also erstmal - wir arbeiten als Trainerteam gemeinsam mit der Mannschaft. Daher haben wir die Spiele bestritten. Mit den Spielen gegen Tasmania und insbesondere Neustrelitz sind wir sehr zufrieden, nicht nur wegen der Siege, sondern besonders aufgrund des Auftretens. Aber die Niederlage gegen Strausberg schmerzt extrem. Nicht nur weil wir etwas Lehrgeld zahlten, sondern besonders weil sie vermeidbar war. Aber grundsätzlich sind wir mit der Arbeit der Mannschaft sehr zufrieden und hoffen, dass das auch in Zukunft so weiter geht.

Du hast es ja bereits angesprochen, ihr arbeitet im Team. Wie läuft die Zusammenarbeit, harmoniert und ergänzt ihr euch zusammen?

Fabian ist zwar noch ein junger Trainer, hat aber dennoch schon einiges an Erfahrung gesammelt. Er hat eine klare Vorstellung von dem was er will und wie er erreichen möchte - das finde ich gut. Darüber hinaus ist er wie ich sehr ehrgeizig. Die Arbeit mit ihm macht sehr viel Spaß, wir ergänzen uns gut und lernen auch voneinander. An dieser Stelle möchte ich das restliche Trainerteam nicht vergessen. Lucas als Athletiktrainer und Pana als Torwarttrainer bringen auch viel Expertise mit auf den Platz, von der wir alle profitieren. Dazu kommen Annika, Gudrun.

Gemeinsam waren die Mannschaft, das Trainerteam und die Verantwortlichen anspruchsvoll in die Saison gestartet. Zwischenzeitlich hatte Präsident Kamy Niroumand den Aufstieg abgeschrieben. Zuletzt patzten aber auch die derzeitigen Spitzenteams wie Tasmania oder Greifswald. Geht da noch was in Richtung Regionalliga?

Klingt langweilig - ist aber so: wir schauen von Spiel zu Spiel. Besonders in der aktuellen Situation halten wir nicht viel davon große Ziele auszugeben, da niemand von uns weiß, was in drei, sechs oder neun Monaten ist. Wir wollen jedes Spiel, unabhängig vom Gegner, auch gewinnen. Wenn wir unsere Qualitäten zu 100% auf den Platz bringen, ist das auch immer möglich. Fakt ist aber auch, dass die Jungs von Tasmania, Greifswald aber auch Staaken und Stahnsdorf einen guten Job machen.

Eine Entscheidung steht kurz bevor. Denkst du, es wird noch in diesem Jahr gespielt? Kannst du die Spiele ohne Zuschauer vorstellen?

Wenn ich ehrlich bin: nein. Man kann von Corona halten was man möchte. Fakt ist aber: die Infektionszahlen sind hoch, die Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern werden immer mehr ausgeschöpft. Darüber hinaus bangen viele Restaurants, Cafes, Clubs und andere Kultureinrichtungen um ihre Zukunft. Ich weiß nicht ob es da gerecht wäre, wenn wir wieder spielen. Ich verstehe die Argumentation der geringeren Infektionswahrscheinlichkeit an der frischen Luft, doch trotzdem müssen die Spieler irgendwie zum Training kommen, sich duschen und umziehen. Und bevor wir jetzt wieder alles starten, um dann im Dezember noch ein, zwei Spiele zu machen, um dann wieder zu pausieren, wäre mir eine klare Regelung lieber: Pause bis Anfang/Mitte Januar, Spiele ab Februar, dann nur die Hinrunde mit anschließendem Playoff und Playdown. Das macht auch trainingswissenschaftlich mehr Sinn. Die Trainingsressourcen auf den Fußballplätzen bekommen die Kinder und Jugendlichen, gerade jetzt wenn in vielen Schulen, der Sportunterricht ausfällt. Man muss da auch die Gesundheit der Spieler bedenken. Vier Wochen kein reguläres Training, dann nach 10-14 Tage wieder Wettkampfbelastung auf ggf. hartem Kunstrasen. Das ist alles schon riskant. Aber ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss.

Zu den Zuschauern: Natürlich sind Spiele mit Zuschauern immer besser als ohne. Ich weiß aber auch, was es für Vereine wie Zehlendorf für immense Aufwände mitbringt, ein Hygienekonzept auf die Beine zu stellen und die Humanpower zu stellen, das auch umzusetzen.

Welche Zukunftspläne hegst du für deine weitere Karriere. Kehrst du nochmal zurück auf den Platz oder wird die Trainerkarriere jetzt forciert?

Erstmal hoffe ich, dass wir alle, Funktionäre, Spieler*innen, Vereine, Restaurants, Cafes, Clubs usw. gut durch diese Zeit kommen und sich das alles wieder normalisiert.

Wie weit das mit der Trainerkarriere geht hängt natürlich am Erfolg, aber ist auch an die Vereinbarkeit von Familienleben und Beruf geknüpft. Ich bin da auch meiner Frau sehr dankbar, die mir stets den Rücken frei hält. Fußball macht mir extrem Spaß, aber ich verbringe auch gern Zeit mit meiner Frau und meiner Tochter. Daher gibt’s da noch keinen klaren Plan.

Das aktive Fußballspielen ist aber vorbei. Wenn ich Glück habe, schaffe ich es im neuen Jahr in den Kader der Lehrermannschaft an meiner Schule oder die Freizeitmannschaft von Hertha 03 braucht einen Ersatz falsche Neun, aber das wars dann auch.

Aufrufe: 023.11.2020, 08:33 Uhr
Marcel PetersAutor