2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Robert Schröder geht als Vorbild, Identifikationsperson und Trainer bei Hertha 03 Zehlendorf voran.
Robert Schröder geht als Vorbild, Identifikationsperson und Trainer bei Hertha 03 Zehlendorf voran. – Foto: Kerstin Kellner

„Wollen die Tür, die wir so weit aufgestoßen haben, auch durchgehen“

Robert Schröder und Hertha 03 Zehlendorf können trotz großem Umbruch das Meisterstück in dieser Saison schaffen. Was den jungen Trainer so an seiner Mannschaft begeistert und wie Ehrgeiz er selber ist, lässt er im Interview durchblicken.

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Robert Schröder, #539

Robert, dein Vertrag wurde kürzlich um zwei Jahre verlängert. Eine Bestätigung deiner Arbeit durch den Verein und für dich nur die logische Konsequenz?

Grundsätzlich, wenn man meine Vita nachverfolgt, habe ich wenige Vereinswechsel vorzuweisen. Ich lege eine hohe Loyalität dem Verein gegenüber an den Tag. So ist es auch jetzt, ich bin bereits seit acht, neun Jahre in Zehlendorf. Ich fühle mich hier äußerst wohl, arbeite sehr gerne mit der Mannschaft, meinem Trainerteam, dem Team um dem Team und unserem Präsidenten, zusammen. Wir haben ein enges und intensives Verhältnis zueinander. Wir haben letzten Sommer gemeinsam den Weg mit der jungen Mannschaft eingeschlagen. Ich möchte hier jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und ihnen zeigen, dass ich zu dem Verein stehe und sie damit animieren, den gleichen Schritt zu gehen.

Hört sich nach einer starken Verbindung an?

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, die Geschlossenheit der Mannschaft, des ganzen Vereins, die Jugendlichkeit, es passt in diesem Jahr alles zusammen. Wir wollen uns auf höheren Ebenen messen, auch wenn wir nicht das große Geld besitzen. Ich spüre enorm viel Dankbarkeit, dass der Verein die Zusammenarbeit mit mir und meinem Team ebenfalls anerkennt und jederzeit unterstützt. Natürlich danke ich auch meiner Frau, die mich ebenfalls sehr unterstützt.

Mit dem eventuell folgenden Aufstieg, wird dein Tätigkeit dann zum Hauptjob?

Nein, hauptberuflich bin Lehrer und das wird auch so bleiben. Alles rund um Hertha 03 mache ich in meiner Freizeit, meist nachmittags und abends, manchmal auch ganz früh am Morgen.

Wie sieht es hier bei den Spielern aus?

Auch sie sind nicht Hauptberuflich angestellt. Mache arbeiten, einige studieren, das Hauptaugenmerk liegt auf anderen Themen. Wir wollen ligaunabhängig daran weiter festhalten und den Zehlendorfer Weg verfolgen. Bislang haben sich keine großen Investoren gefunden oder gemeldet, doch die Tür steht allen offen. Wir arbeiten hier an einem interessanten Projekt, befinden uns mit unseren verfügbaren Mitteln auf einem guten Weg. Unsere Verantwortlichen können mit unserem überschaubaren Budget gut haushalten und dafür sind wir sportlich sehr erfolgreich. Wir werden weiterhin das Bestes herausholen, bieten den Spielern auf andere Art und Weise ein bisschen Abwechslung und eine tolle Bühne zur Weiterentwicklung. Dennoch müssen wir auch kreativ und fleißig bleiben, dürfen was Weiterentwicklungsangebote angeht nicht stehen bleiben.

Du meinst zu dem regulären Trainings- und Spielbetrieb?

Ja genau. In regelmäßigen Abständen treffen wir uns beispielsweise zur Videoanalyse über Teams oder Zoom, manchmal erfolgt diese auch individuell. Wenn ich Schulferien habe und die Jungs Urlaub oder Semesterferien können wir Training in kleinen Gruppen auch am Vormittag anbieten.

Und die Jungs ziehen da alle mit?

Der Altersdurchschnitt ist unter 22 Jahren. Die Jungs wollen alle noch etwas erreichen. Es ist unglaublich mitzuverfolgen, wie wissbegierig, wie hungrig sie sind und mit welcher Leidenschaft und Intensität in jede Trainingseinheit gehen. Sie saugen alle Informationen, alle Inhalte auf wie ein Schwamm und haben Lust sich weiterzuentwickeln. Wenn sich das ändert, oder sie nicht mitziehen wollen, dann verlieren wir einen Teil unserer Identität.

Dann wäre die Regionalliga definitiv der richtige Schritt für die junge und weiterhin entwicklungsfähige Mannschaft?

Wir tun gut daran, im Hier und Jetzt zu bleiben. Klar, wir sind in einer guten Ausgangssituation und wollen die Tür, die wir in den letzten Wochen und Monaten so weit aufgestoßen haben, auch durchgehen. Wir wollen den letzten Schritt gehen, wir wollen aufsteigen, wir wollen hoch. Wie es anschließend aussieht, wie der Kader sich zusammensetzt, das wird die Zukunft zeigen. Doch bevor wir so weit sind, denke ich erstmal an Neustrelitz, auf die wir am Wochenende treffen. Dann kommt mit TuS Makkabi, Sparta Lichtenberg und dem SV Tasmania ein Berliner Trio, schwere Brocken, die werden uns die Punkte nicht schenken. Und auch Dynamo Schwerin und der FSV Rathenow werden von unserer Seite nicht unterschätzt. Wenn wir in den nächsten Wochen keine Leistung zeigen, dann können wir uns alle unseren Traum abschmieren.

Aber die letzten Wochen und Ergebnisse haben gezeigt, dass die Jungs weiterhin abliefern?

Ja, die Jungs sind konzentriert, haben aber auch die notwendige Lockerheit. Sie freuen sich auf die Wettkämpfe, auf Trainingseinheiten, verstehen aber zwischendrin auch die Ernsthaftigkeit der Trainer. Die Mannschaft setzt konsequent um, was wir zusammen erarbeiten, das hat man in den letzten Spielen deutlich gesehen.

Du bist jetzt in deinem dritten Jahr Cheftrainer der Oberliga-Mannschaft. Hat das Team in der Zeit nochmal einen Sprung gemacht?

Im Sommer haben wir einen großen Umbruch vollzogen. Aus diesem Grund kann die aktuelle Mannschaft nicht mit den letzten Jahren verglichen werden. Wir haben uns von vielen etablierte Spieler wie Maxi Obst, Dennis Dombrowe, Louis Stüwe oder Igli Cami trennen müsse. Auch Zulu Ernst ist nicht mehr dabei, auch wenn er noch jung und nicht so lange dabei war, zählte er zum Stammpersonal. Wir haben dafür viele junge, dynamische Spieler bekommen, die vom Profil her anders sind, sich unterscheiden. Die im Training an den Tag gelegte Intensität ist eine ganze andere, die Bereitschaft in jedem Training und Spiel ist der Wahnsinn.

War der Umbruch dementsprechend notwendig, um alte Strukturen zu durchbrechen und auch neue Hierarchien zu schaffen. Aus deinen Schilderungen lässt sich ableiten, dass er richtig war?

Die Umstrukturierung im Kader war viele Konstellationen geschuldet. Einige Spieler wollten von sich aus gehen, von anderen haben wir uns getrennt. In der Nachbetrachtung bin ich der Meinung, dass der eigeschlagene Weg der richtige war. Mir als Trainer macht es mehr Spaß, mit Spielern zu arbeiten, die bereit sind immer ans Limit zu gehen. Ich kann mich nicht damit identifizieren, wenn man nicht alles gibt.

Die Mannschaft in Zehlendorf war schon immer recht jung, auch weil ihr auf den guten Nachwuchs bauen könnt. Was ist in diesem Jahr anders?

Ja, das hast du recht. Wir hatten schon immer mehrere Jugendspieler in unseren Reihen, aber im Sommer konnten wir zehn, elf Spieler für unser Oberliga-Team gewinnen, die auch regelmäßig Spielpraxis erhalten und nicht nur auf der Bank sitzen oder gar nicht im Kader stehen.

In einem früheren Interview hast du mal gesagt, die Liga wäre der ehrlichere Wettbewerb. Hätte die Saison mit einem möglichen Pokalsieg dennoch noch besser werden können?

In der Frage ist viel Konjunktiv dabei. Aber ja, die Liga ist weiterhin der ehrlichere Wettbewerb, weil länger, unter gleichen Bedingungen und ohne K.O.Feeling. Alle müssen über die 30 Spiele gemeinsam wetteifern. Ob Sommer oder Winter, Sonne, Regen oder Schnee, Rasen oder Kunstrasen. Der Pokal ist etwas Besonderes, aber es muss auch immer einen Sieger geben. Hier haben die Gastgeber mehr Möglichkeiten, ziehen für besondere Spiele mehr Zuschauer an, es gibt ein anderes Feeling. Nichtsdestotrotz hätten wir das Spiel gegen Lichtenberg 47 gerne gewonnen, es wäre auch möglich gewesen.

Erkennen die Zuschauer rund um Zehlendorf, das etwas Großes entsteht? Arbeiten im und um den Verein alle für den gemeinsamen Erfolg?

Bei unserer Spielweise würde ich mir schon mehr Zuschauerinteresse wünschen. Die Mannschaft hätte es verdient, wenn mehr Zuschauer zu den Spielen pilgern würden. Natürlich spielt das im Allgemeinen auch mit unserer Stadtrandlage zusammen, oder anderen Interessen. Leider haben wir es auch nicht geschafft, unsere Fangruppierung, die uns einige Spiele in dieser Saison phänomenal angefeuert hat, zu halten, zu binden. Deswegen kann ich nur dazu aufrufen, uns weiterhin zu unterstützen. Feiert das Team, es gibt einen zusätzlichen Push. Der Verein arbeitet sehr gut zusammen. Wir haben die Unterstützung unseres Präsidenten, der Verantwortlichen, der Jugend, alle ziehen an einen Strang. Auch die Platzwärte, das Sportamt und das Grünflächenamt machen so manches möglich, versuchen uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich kann die Frage als nur bejahen.

Abschließend, was erwartest du vom nächsten Gegner, der TSG Neustrelitz?

Ich habe die letzten Spiele verfolgt. Das Team hate immer wieder mit Personalproblemen zu kämpfen. Wenn sie aber ihr vermeintlich bestes Team auf den Rasen geschickt haben, wurden gute Ergebnisse abgeliefert. Die Mannschaft ist taktisch gut eingestellt, sie agieren robust, hat viel Erfahrung aber auch Dynamik. Nicht zu vergessen ist, dass sie zu Hause eine Macht sind und noch kein Spiel verloren haben. Aus diesen Gründen fahren wir voller Respekt nach Neustrelitz. Unsere Waffen sind, eventuell bekannt, aber vor allem schwer zu verteidigen. Deswegen werden wir uns nicht verstecken und wollen auch dieses Spiel gewinnen, wir wollen die Tabellenspitze verteidigen.

Welche Überschrift würdest du gerne am Ende der Saison lesen?

Furiose Zehlendorfer Mannschaft erreicht nächste Etappe auf dem Zehlendorfer Weg.

Aufrufe: 025.4.2024, 23:08 Uhr
Marcel PetersAutor