2024-06-19T10:33:50.932Z

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Weiße Sportplätze bis in den März hinein gibt es in Rheinhessen selten. Teams mit Naturrasen macht das zu schaffen. 	Archivfoto: pa/Dirigo
Weiße Sportplätze bis in den März hinein gibt es in Rheinhessen selten. Teams mit Naturrasen macht das zu schaffen. Archivfoto: pa/Dirigo

Wenn der Ballermann ruft

Weil das Wetter nicht mitspielt, würden einige Vereine gerne im Juni kicken – der Verband aber nicht

Rheinhessen. Alexander Petkau findet es „zum Kotzen“. Seit drei Monaten kann der Trainer des Fußball-Bezirksligisten SV Guntersblum mit seiner Mannschaft nicht auf den Platz. Stattdessen: laufen, laufen, laufen. Was anderes lässt der Rasenplatz in Guntersblum im Moment nicht zu. An Heimspiele ist gar nicht zu denken. „Es macht keinen Spaß mehr“, sagt Petkau. „Der Kalender muss sich ändern, sonst machen die Jungs bald irgendwas anderes.“ Sein Vorschlag: „Warum schieben wir nicht alles nach hinten? Im Juni legen wir die Füße hoch.“

Vielen Teams reichen die Nachholtermine aus

Petkau ist nicht der Erste, der diesen Vorschlag vorbringt. Früher anfangen, später aufhören, länger pausieren – alles schon mal besprochen. In dieser Saison sieht der Rahmenterminkalender des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) den letzten regulären Spieltag am 27. Mai vor. Kaum ein Fußballer oder Funktionär kann sich aber daran erinnern, dass in Rheinhessen so häufig so pünktlich am Sonntagmorgen alles weiß war – und das auch noch bis in den späten März hinein.

Viele Vereine klagen dagegen nicht. Gerhard Dietz, Trainer beim TV 1817 Mainz, Dritter der B-Klasse Ost, ging mit seinem Team nach der Schneeschmelze wieder auf den Kunstrasen. Auch beim TSV Ebersheim aus der A-Klasse kommen sie mit ihren Nachholspielen an Ostern gut zurecht. „Alles okay“, sagt Trainer Matthias Jordan.

Warum aber nicht allen Eventualitäten aus dem Weg gehen und bis in den Juni spielen? „Ich spreche, glaube ich, für viele, wenn ich sage, das ist die schönste Fußball-Zeit“, sagt Timo Schmidt, Trainer des Fußball-Landesligisten TSG Bretzenheim. Auch die TSG spielte in diesem Jahr bisher nur selten (siehe Artikel links). Schmidt plädiert für Englische Wochen im Sommer und sagt: „Mit den Profis haben wir doch ohnehin nichts zu tun.“

Doch an den Profis liegt es weniger, fragt man bei den Verbandsfunktionären nach. Die Ligen auf Verbandsniveau müssten sich natürlich nach dem Terminplan des DFB richten, erläutert Franz-Josef Kolb, beim SWFV für den Spielbetrieb zuständig. „Die Kreise sind aber autark. Die können es flexibel gestalten.“ Viele Klubs seien jedoch gegen Spiele im Frühsommer. Beliebtes Argument laut Kolb: Die Mannschaftsfahrt an den Ballermann ist schon gebucht. Hinzu kämen die Pflege der Rasenplätze im Sommer, Jedermann-Turniere als Einnahmequelle für die Vereine und selbstverständlich auch sportliche Gründe. „Die Aufstiegsspiele können sich in manchen Ligen schon mal über fünf Wochen ziehen“, sagt Kolb. „Dann beginnt nach der sportlichen Qualifikation direkt wieder das Training.“

Verzerrung verhindern, Heimspiele ermöglichen

Auch Gerd Schmitt, Vorsitzender des Fußballkreises Mainz-Bingen, sieht eine Verlängerung der Saison kritisch. „Ich habe kein Problem damit, wenn im Juni noch der Sechste gegen den Siebten spielt, aber wir müssen Wettbewerbsverzerrung verhindern“, sagt er. Gleichzeitig will er sich an das Ende der oberen Ligen halten, um Klubs, die mit mehreren Teams auf Verbands- und Kreisebene spielen, weiterhin Heimspiele am selben Tag zu ermöglichen. „Sonst reißen wir das System kaputt.“ Im Falle des SV Guntersblum gibt sich Schmitt ebenfalls entspannt. Noch. „Bisher waren sie mit jedem vorgeschlagenen Nachholtermin einverstanden. Wenn die Temperaturen so bleiben, müssen sie sich aber vielleicht auch mal dazu durchringen, auf einen Kunstrasenplatz auszuweichen.“



Aufrufe: 021.3.2018, 20:00 Uhr
Frederik VossAutor