2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Ertac Caliskan, Trainer der Spvgg. Leusel, zieht eine erste Zwischenbilanz. 	Foto: Raab
Ertac Caliskan, Trainer der Spvgg. Leusel, zieht eine erste Zwischenbilanz. Foto: Raab

Wechselbad der Gefühle

GL GI/MR: +++ Leusel war schon dreimal Tabellenführer, zuletzt aber nur Zehnter / Ertac Caliskan spricht Klartext +++

Leusel. Die Spvgg. Leusel spielt bisher eine „interessante“ Saison in der Fußball-Gruppenliga. Neben glanzvollen Auftritten – wie dem Heimsieg gegen den Tabellenzweiten MTV Gießen oder dem souveränen Auswärtserfolg beim aktuellen Rangdritten Kesselbach/O/A –, gab es aber auch herbe Enttäuschungen. Vorneweg sei hier die Heimpleite gegen den Drittletzten Biedenkopf (2:3 nach 2:0-Pausenführung) genannt oder der schwache Auftritt in Burgsolms (0:4). Wohin führt der Weg der Grün-Weißen in dieser Saison denn nun, die seit Rundenbeginn zwischen Tabellenplatz eins und zehn pendeln? Nachgefragt bei Trainer Ertac Caliskan.

Fünf Siege, vier Niederlagen, zwischenzeitlich sogar Tabellenführer – wie fällt ihre Bilanz nach gut der Hälfte der Vorrunde denn aus?

Ertac Caliskan: Wenn man das Gesamtbild betrachtet, bin ich – in Anführungsstrichen – zufrieden. Wenn man ins Detail geht, hätten wir die eine oder andere Niederlage vermeiden können. Wir haben ein, zwei Niederlagen zu viel kassiert.

Da meinen sie sicherlich die Niederlagen in Burgsolms oder gegen Biedenkopf, nach denen sie die Mannschaft doch recht deutlich kritisiert haben.

So wie wir uns in Burgsolms und in der zweiten Halbzeit gegen Biedenkopf präsentiert haben, kann man nicht auftreten. Natürlich kann man verlieren, aber es kommt immer auch auf die Art und Weise an. Wenn ich sehe, dass meine Mannschaft alles gibt und wir dennoch verlieren, dann bin ich damit einverstanden. Aber nicht, wenn man die Grundtugenden wie Bereitschaft und Einsatzwillen vermissen lässt. Und das war in Burgsolms und nach der Pause gegen Biedenkopf, wo wir uns den Schneid haben abkaufen lassen, nicht der Fall. Dann habe ich ein Problem und das kann ich so auch nicht stehen lassen. Das habe ich der Mannschaft dann auch gesagt.

Und war die Reaktion der Mannschaft beim Sieg in Braunfels wie erhofft?

Auf jeden Fall, nach diesem Spiel bin ich positiv gestimmt. Wenn man sieht, wer alles gefehlt hat, dann muss ich sagen, dass wir das, was wir uns vorgenommen hatten, top umgesetzt haben. Das war eine wirklich gute Leistung und die richtige Antwort.

Nach drei Auftaktsiegen war Leusel zwischenzeitlich sogar Tabellenführer, fiel zuletzt aber bis auf Rang zehn ab. Warum diese Schwankungen?

Wir haben in der Tat einen sehr guten Kader beisammen, der allerdings leider in der Breite nicht so aufgestellt ist. Ich bin kein Trainer, der bei Ausfällen herumjammert, aber zuletzt hatten wir eben einige Ausfälle zu viel. Am Samstag, beim Sieg in Braunfels, musste zum Beispiel mein Sohn Dogan nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder aushelfen. Eigentlich hatte ich gehofft, ihn noch einige Wochen schonen zu können. Aber ich hatte keine Alternativen.

Dabei schien es vor Rundenbeginn doch so, als ob das Team nicht nur in Sachen Qualität, sondern auch Quantität besser aufgestellt wäre?

Aber dann hat uns Felix Dickhaut aus beruflichen Gründen kurzfristig verlassen (als Lehrer nach Thüringen, Anm. der Redaktion). Lorenz Hoss steht, das war aber von Beginn an klar, nicht mehr zur Verfügung (der 18-Jährige erhielt ein Stipendium in den USA) und dann hat uns Julian Schaub überraschend wieder verlassen. Dazu kamen einige verletzte Spieler – wie zum Beispiel Maxi Bornmann. Der hat am Wochenende zwar wieder gespielt und seine Sache gut gemacht, aber nach der langen Pause konnte er natürlich noch nicht wieder richtig Vollgas geben. Und so mussten wir zuletzt viel improvisieren bei der Aufstellung.

Wie läuft die Integration der Neuzugänge?

Mit deren Leistungen bin ich durchweg zufrieden, das sind alles gute Spieler, die uns weiterhelfen und das hat man sehr schnell gemerkt. Bedingt durch ständig wechselnde Aufstellungen fehlt uns allerdings noch immer etwas die Eingespieltheit und so konnten wir auch im taktischen Bereich nicht immer das Umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten.

Und jetzt haben sie die Ausfälle der Neuzugänge Jannis Lerch und Serkan Eidem – beides ja als Leistungsträger für die Defensive und den Angriff eingeplant – noch gar nicht angesprochen.

Jannis ist jetzt noch ein Spiel gesperrt, steht uns dann nach seiner Roten Karte wieder zur Verfügung. Dass Serkan Eidem noch fehlt, diesen Schuh muss ich mir anziehen. Er war nach seinem Muskelfaserriss wohl noch nicht richtig fit, ich habe ihn zweimal eingesetzt und danach hat sich die Sache verschlimmert. Jetzt lassen wir die Sache in Ruhe ausheilen, bis er zu 100 Prozent wieder fit ist. Nach längerer Pause ist er jetzt ins Training eingestiegen, ich hoffe, er ist bald wieder dabei.

Wie bewerten Sie die Liga in dieser Saison?

Man sieht es ja bei einem Blick auf die Tabelle: Mit zwei Siegen bist zu gleich wieder ganz vorne dabei, vergeigst du zwei Spiele, steckst du im Abstiegskampf. Die Liga ist sehr ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen. Gerade am Wochenende gewinnt Heuchelheim gegen Steinbach II – damit konnte man nicht rechnen. Aber man sieht eben, in dieser Liga ist alles möglich. Es wird sicherlich noch vier, fünf Spieltage dauern, bis sich ein klareres Bild abzeichnet.

Wo steht Leusel dann?

Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz und daran hat sich nichts geändert. Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel, aber ich denke schon – wenn weitgehend alle Mann an Bord sind – dass wir unter die ersten acht Teams kommen können.

Vor dem nächsten Liga-Spiel in Burg am Samstag – das vierte Auswärtsspiel binnen fünf Wochen – steht am Mittwoch noch das Kreispokalduell in Mücke an. Wie ernst nehmen sie den Pokal?

Den nehmen wir auf jeden Fall ernst und wollen unbedingt eine Runde weiterkommen.



Aufrufe: 024.9.2019, 06:00 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor