2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

"Watschi" Harutjunjan: Auf einer Hochzeit verpflichtet

Watschagan Harutjunjan gilt als Torgarant für Blau-Weiß Vehlage. Vor zwei Jahren wechselte er wegen eines Versprechens von Preußen Espelkamp.

Eigentlich ist Watschagan Harutjunjan - auch „Watschi“ genannt - ein echter Espelkamper Jung. Insgesamt spielte er mehr als elf Jahre in dem Verein, doch heute kennt er dort niemanden mehr. Für „Watschi“ verändert sich der Fußball immer mehr - und das kritisiert er. Geld spielte in seiner Karriere nie eine Rolle, auch wenn er fast den Sprung in die Profi-Laufbahn geschafft hätte. Eine schwere Verletzung und zu viel Ehrgeiz verhinderten dies.

Schnelligkeit, herausragende Dribblings und immer Bock auf Fußball - das macht Watschagan Harutjunjan von Blau-Weiß Vehlage aus. Ein Stürmer, wie er im Buche steht. Seine fußballerische Karriere jedoch begann nicht im Sturm. Er spielte zunächst auf der linken Außenbahn im Jugendbereich. Im ersten Seniorenjahr bei Preußen Espelkamp kam sein Trainer, Uwe Korejtek, auf die Idee, ihn in den Sturm zu setzen und lobte ihn danach: „Ich wusste es, du bist ein Stürmer.“



Mario Ermisch wollte „Watschi“ zum SVR holen

Das war der Beginn einer einmaligen Karriere im Sturm. Aber was wäre denn so eine Karriere ohne Höhen und Tiefen? Auch „Watschi“ machte die Achterbahnfahrt der Emotionen mit. Zu seinen Highlights zählte sein erstes Jahr im Seniorenfußball bei Preußen Espelkamp. Im Sturm entwickelte sich „Watschi“ zu einer Rakete. Mit Ball war er schneller als seine Gegenspieler und erzielte Tore am Fließband. Andere Vereine und Trainer wurden auf ihn aufmerksam, unter anderem auch Mario Ermisch.

Ermisch war damals noch Trainer beim SV Rödinghausen (damals Landesliga) und er wollte den Stürmer unbedingt. Eine Chance für einen jungen Fußballer, aber der entschied sich dagegen. „Ermisch war auch richtig sauer damals. Aber was sollte ich beim SVR? Ich wollte spielen, und die hatten einen Stürmer aus der 3.Liga gekauft. Das verstand Mario nicht so wirklich und meinte nur: ,Da kennst du mich aber schlecht, denn ich stelle nach Leistung auf'“.



Der Fußballgott ist ein mieser Verräter

Wenig später wurden erneut höherklassige Vereine auf ihn aufmerksam. Diesmal kamen Scouts und Spielerberater aus der dritten Liga, die sich den Stürmer genauer ansehen wollten. Damals spielte er mit Preußen Espelkamp gegen VfB Fichte Bielefeld. Watschi wusste nicht, dass die Scouts an der Seitenlinie standen, aber dann geschah das Unglück. Genau in diesem Spiel zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Erst im Krankenhaus erfuhr er von den Scouts. Damit war sein Traum von der Profikarriere ausgeträumt. Nie wieder meldete sich ein Scout bei ihm.

Sein größter Fehler war jedoch, nach der Verletzung zu schnell wieder anzufangen. Viereinhalb Monate nach dem Unglück stand der Fußballverrückte wieder auf dem Platz. „Im Rückspiel haben mich die Gegner alle völlig verwundert angeschaut und gefragt, ob ich nicht der mit dem Kreuzbandriss aus der Hinrunde wäre“, erinnert sich Watschi. Das Knie war jedoch noch nicht ganz verheilt.

Jahre später verletzte sich "Watschi" erneut. Die Ärzte übersahen einen Innenmeniskusriss, der wurde erst viel später festgestellt. Lange Zeit spielte er mit Schmerzen. Erst durch einen Kontakt vom BW Vehlage kam er zu einem Spezialisten, der ihm helfen konnte. Und wie dankt er es Vehlage? Richtig, mit Toren wie am Fließband. In seiner ersten Saison bei Vehlage schoss „Watschi“ in 25 Spielen 17 Tore.



Auf einer Hochzeit verpflichtet

Sein Wechsel nach Vehlage wurde kurioserweise auf einer Hochzeitsfeier besiegelt. Es war die Hochzeit seines Freundes Jan-Guido Dyck (Sohn des Trainers). Dort versprach er dem Trainer von BW Vehlage, Heinrich Dyck: „Wenn ihr mit Espelkamp nicht aufsteigt diese Saison, dann wechselst du zu uns.“ Preußen Espelkamp stieg in der Saison nicht auf und "Watschi" blieb bei den Adlerträgern. Erst einige Jahre später erinnerte Dyck den Stürmer nochmal an sein Versprechen und "Watschi" wechselte tatsächlich. Diesen Schritt hat der Torjäger nie bereut.

Besonders, wenn man sich „Watschis“ Meinung zur Entwicklung des Fußballs anhört. „Geld spielt mittlerweile auch eine große Rolle im Amateurfußball. Spieler kommen nur noch, wenn das Geld stimmt. Keiner identifiziert sich mehr mit dem Verein“ sagt der Vehlager ganz offen. Für ihn ging es beim Fußballspielen nie um Geld: „Ich bin froh darüber, dass wir keinen Cent bekommen. Da gibt es keine Streitigkeiten - und wir kommen alle zum Training, weil wir Bock auf Fußball haben.“

Ein Amateurfußballer, der nur aus Liebe zum Fußball spielt. Watschagan Harutjunjan wird auch weiter die Bezirksliga Staffel 1 beglücken. Geld schießt schließlich nicht immer Tore.

Aufrufe: 013.11.2019, 17:00 Uhr
Teresa Kröger / FuPa Autor