Trainerwechsel sind oftmals der letzte Ausweg bei einer sportlichen Misere. Doch sind sie - gerade im Amateurbereich - zielführend? Eine Analyse.
München - Mark van Bommel, Pál Dardai und Jesse Marsch hat es in der Bundesliga schon erwischt. Alle drei Trainer wurden aufgrund von Erfolglosigkeit bereits in der Hinrunde entlassen. Der Erfolg ihrer Nachfolger ist dabei unterschiedlich.
Florian Kohfeldt konnte nach einem guten Start beim VfL Wolfsburg die Talfahrt nicht stoppen und steht derzeit auf dem 14. Tabellenplatz. Übernommen hatte er den VfL auf dem neunten Rang. Domenico Tedesco hingegen stabilisierte RB Leipzig zuletzt und holte aus seinen ersten fünf Bundesligaspielen mit Rasenball zehn Punkte. Doch wie sieht das Thema Trainerwechsel im Amateurbereich aus?
Finanzielle Engpässe und mangelnde Alternativen schrecken Amateurvereine generell noch viel mehr von einer Trainerentlassung als im Profibereich ab. Dazu kommt, dass in den unteren Ligen der Trainer oft ein Einheimischer oder langjähriger Wegbegleiter ist. Trennungen sind dadurch schwieriger.
Dennoch kommt es gerade im gehobenen Amateurbereich zu Trainerwechseln unter der Saison. Doch wie sieht die Erfolgsbilanz dieser Ultima Ratio aus? Bringt ein neuer Trainer wirklich frischen Wind in die Mannschaft? Wir haben uns einige Trainerwechsel im oberbayrischen Amateurbereich ab der Bezirksliga aufwärts angeschaut und sehen eine überraschend eindeutige Tendenz.
Andreas Thomas musste beim Regionalligisten nach sieben Niederlagen aus den letzten acht Spielen den Hut nehmen. Sein Nachfolger wurde Andy Pummer. Durch einen starken Start des 39-Jährigen beim Aufsteiger überwinterte Pipinsried auf einem Nichtabstiegsplatz. Fazit: Trainerwechsel geglückt.
In der Bayernliga trat Benjamin Flicker Anfang Oktober zurück, obwohl der VfR Garching einen positiven Trend zeigte. Differenzen im Team und Umfeld nannte der 35-Jährige als Grund. Nico Basta übernahm und führte den Regionalliga-Absteiger aus der Abstiegszone. Fazit: Trainerwechsel geglückt.
Gediminas Sugzda wurde beim VfB Hallbergmoos nach 16 Spielen freigestellt. Co-Trainer Peter Beierkuhnlein übernahm interimsweise und gewann die letzten drei Spiele vor der Winterpause. Der Lohn: ein Relegationsplatz und Tuchfühlung zu den direkten Nichtabstiegsplätzen. In der Rückrunde übernimmt trotzdem ein Trainer-Trio um Matthias Strohmaier. Beierkuhnlein wechselt zum SV Pullach. Fazit: Trainerwechsel geglückt.
Niki Wiedmann trat beim TSV 1880 Wasserburg nach zwölf Spielen ohne Sieg zurück. Dominik und Matthias Haas übernahmen interimsweise für zwei Spiele und holten vier Punkte. Der neue Chefcoach Matthias Pongratz holte einen Punkt in seinen ersten beiden Partien. Fazit: Trainerwechsel bedingt geglückt.
Beim SB Chiemgau Traunstein war nach nur einem Punkt aus den ersten vier Spielen Schluss für Rainer Elfinger. Danach übernahmen die internen Lösungen Jochen Reil und das Duo Ulrich Habl/Bastian Buchner. Kurz vor Winterpause wurde Danijel Majdancevic als neuer Übungsleiter vorgestellt, der seine ersten beiden Partien gewinnen konnte. Fazit: Trainerwechsel geglückt.
Florian Stenzel bat im Oktober um die Aufhebung seines Vertrages beim SV Waldperlach. Florian Koop übernahm erst interimsweise, dann für die ganze Saison. Waldperlach verbesserte sich vom zwölften auf den siebten Tabellenplatz. Fazit: Trainerwechsel geglückt.
Florian Lanz legte sein Amt beim SVN München nach 13 Spielen nieder, da es ihm „keinen Spaß“ mehr machte. Michael Runge übernahm und holte aus seinen ersten fünf Spielen neun Punkte. Neuperlach stand vor und nach dem Trainerwechsel im gesicherten Mittelfeld. Fazit: Trainerwechsel bedingt geglückt.
Beim Blick auf die Statistiken fällt auf: Alle Vereine konnten nach dem Wechsel auf der Cheftrainer-Position einen höheren Punkte-Schnitt einfahren und stehen zur Winterpause auf einem besseren Tabellenplatz als zuvor. Dass ein Trainerwechsel nicht immer sportlichen Erfolg verspricht, steht dennoch außer Frage. Ein gewisser Effekt ist aufgrund der Statistiken aber nicht zu leugnen. Auch, wenn die Eindeutigkeit der Zahlen in der Vorrunde wohl zu einem gewissen Teil dem Thema Zufall zuzuschreiben sind. (kk)