2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Akribisch an der Linie: Nieheims Coach Ufuk Basdas ist zufrieden mit dem ersten halben Jahr des FCN in der Landesliga.
Akribisch an der Linie: Nieheims Coach Ufuk Basdas ist zufrieden mit dem ersten halben Jahr des FCN in der Landesliga. – Foto: Niklas Gessat

„Waren die Wundertüte der Liga“

Wintercheck: Nieheims Trainer Ufuk Basdas zieht nach erstem Halbjahr in der Landesliga Bilanz

Frisch erholt aus dem Urlaub ist Nieheims Trainer Ufuk Basdas zurück in der Heimat und direkt voll in die Vorbereitung auf die Rückrunde eingestiegen. Mit uns hat der Übungsleiter nun im Interview über die Hinrunde, personelle Veränderungen, Meinungsverschiedenheiten im Kader und die Ziele für die Restsaison gesprochen.

FuPa: Ufuk, zur Winterpause seid ihr Fünfter, punktgleich mit Rang vier und einem Spiel weniger. Wie fällt dein Hinrundenfazit aus?
Ufuk Basdas:
Im Ganzen können wir sehr zufrieden sein. Besonders zu Beginn waren wir total unkonstant. Da waren wir die Wundertüte der Liga. Da wusste sonntags niemand, was von uns denn jetzt kommen würde. Nach der deutlichen 9:0-Packung in Beckum war es dann auch nicht so einfach zurückzukommen. Nach den beiden Siegen gegen Brakel hatten wir das Gefühl, wir wären endlich angekommen und dann kriegen wir ein 9:0. Da war es für uns einfach wichtig, dass wir uns nicht gehen lassen und unser Konzept weiter durchziehen.

FuPa: Nach der herben 9:0-Packung in Beckum habt ihr vier Siege und zwei Unentschieden geholt. Hat die deutliche Kritik vom Trainer nach dem desaströsen Auftritt gefruchtet?
Basdas:
Wir haben uns danach zusammengesetzt und alles sehr sachlich diskutiert. Da haben wir uns darauf geeinigt, dass wir unseren Plan weiter gemeinsam durchziehen. Es ist einfach wichtig, dass der Trainer und die Spieler an eine ähnliche Philosophie glauben.

FuPa: Hattest du ein so starkes erstes Halbjahr erwartet?
Basdas:
Das wir einiges an Potential in der Truppe haben war klar. Das wussten sowohl die Spieler als auch ich. Wir haben in der vergangenen Saison in der Bezirksliga nahezu alles weggepflückt. Dann sind wir im Sommer in die Landesliga gekommen und mussten schnell merken, dass die anderen Mannschaften hier auch ein richtig gutes Level haben und jeder noch so kleine Fehler viel schneller bestraft wird. Und wenn man erstmal hinten liegt, dann ist es in der Landesliga noch schwerer zurückzukommen als in der Bezirksliga. Nach dem Beckum-Spiel wollten wir erstmal defensiv gut stehen und nach vorne ein Pressing spielen, dass jedoch nicht in stumpfen Anlaufen enden sollte. Das haben wir die letzten Spiele sehr, sehr gut gemacht.

FuPa: Aufällig ist, dass bei euch sieben Spieler vier oder mehr Tore erzielt haben. Ist die Torgefährlichkeit auf vielen unterschiedlichen Positionen euer großer Pluspunkt?
Basdas:
Klar, das macht uns aus. Wir sind offensiv sehr flexibel. Auch die Jungs, die reinkommen, fügen sich da immer nahtlos ein. Mit Tobi Puhl haben wir einen sehr erfahrenen Mann vorne drin, der Leute binden, aber auch das Spiel vorne sehr stark lesen kann. Er macht viele Bälle fest, sucht immer wieder das Eins-gegen-eins und bedient dabei auch häufig seine Mitspieler. Mit vielen schnellen Jungs haben wir in der Offensive natürlich auch ein enormes Tempo.

Leistungsträger beim FCN: Angreifer Tobias Puhl (l.) ist mit sieben Treffen bester Torschütze der Nieheimer, arbeitet laut Trainer Basdas jedoch auch "extrem viel fürs Team."
Leistungsträger beim FCN: Angreifer Tobias Puhl (l.) ist mit sieben Treffen bester Torschütze der Nieheimer, arbeitet laut Trainer Basdas jedoch auch "extrem viel fürs Team." – Foto: Aaron Reineke

FuPa: Besonders eure Youngster voll durchgestartet. Wie siehst du die Entwicklung deiner jungen Wilden?
Basdas:
Die jungen Spieler wie Lars Thorenmeier, Giovanni Ovenhausen-Martinez oder Jonathan Kros haben in der letzten Saison nicht immer gespielt und wurden jetzt eine Liga höher von mir ins kalte Wasser geschmissen. Die haben das richtig klasse gemacht, die Entwicklung bei der gesamten Truppe ist wirklich positiv.

FuPa: Du hast Mitte der Hinrunde auch mal gesagt, dass einige Jungs ihr eigenes Ding machen und nicht den gemeinsam erarbeiteten Matchplan befolgen würden. Zudem heißt es von außen immer wieder, dass besonders die Paderborner Fraktion im Team unzufrieden sei. So saß beispielsweise Aufstiegskapitän Roland Sitnikov immer wieder mal auf der Bank. Wie bewertest du das?
Basdas:
Die Mannschaft und der Verein müssen immer an erster Stelle stehen. Der Erfolg des Teams steht über allem. Da spielen persönliche Interessen dann erstmal keine große Rolle. Da hatten wir zu Beginn ein paar Dinge, die diskutiert werden mussten. Anfangs standen bei dem ein oder anderen ab und an die persönlichen Interessen im Vordergrund. Es gibt immer mal wieder unzufriedene Spieler, das ist im Fußball völlig normal. Aber wir haben einen kleinen Kader und mussten so dann auch mal improvisieren. So sind die Jungs dann auch mal auf neuen Positionen zum Einsatz gekommen. Generell ist zu sagen, dass ich gewisse Prinzipien habe. Wenn jemand, wie es bei Robert Wezorke der Fall war, die ganze Woche gar nicht oder nur unregelmäßig trainieren kann, dann kann er am Wochenende auch nicht von Beginn an spielen. Dafür haben wir in der Landesliga zu viele gute Jungs, die Fußball spielen können und immer beim Training sind. Dann würde ich mich vor denen unglaubwürdig machen. Man hat aber in den letzten Spielen gesehen, dass hier alle an einem Strang ziehen und wir uns als Einheit die Punkte geholt haben.

FuPa: Wie sieht es mit Abgängen oder Neuverpflichtungen aus?
Ufuk Basdas:
Mit Robert Wezorke und Emanuel Yanik haben uns zwei Spieler verlassen. Auf der ansderen Seite konnten wir mit Muhammet Ali Özel einen Defensivmann vom VfB Fichte Bielefeld holen, der sowohl im Abwehr- als auch im Mittelfeldzentrum einsetzbar ist. Zudem ist James Ndubueze aus Amerika zurück und steht uns wieder zur Verfügung.

FuPa: Was sind eure Ziele für die Rückrunde und wen siehst du am Ende ganz oben?
Ufuk Basdas:
Espelkamp wird zum Schluss ganz oben stehen, denke ich. Wir haben das Hinspiel in Unterzahl mit ganz viel Willen 1:0 gewonnen. Jetzt haben wir sie direkt zum Start, wollen wir dort was holen, dann braucht es schon 140 Prozent von uns. Vielleicht ist es ein Vorteil für uns, dass Espelkamp durch die Winterpause auch keinen Rhythmus mehr hat. Wir wollen in der Rückrunde jedes Spiel gewinnen. Es soll mindestens genauso viele Punkte geben wie in der Hinrunde. Unsere Vorbereitung läuft aktuell sehr schleppend und wir haben meist nur neun oder zehn Mann beim Training. Aber unterm Strich zählen in der Rückrunde wieder nur die Ergebnisse. Punkten wir trotz der mäßigen Vorbereitung weiter so konstant, dann kann nehmen wir das gerne so mit. Zudem wollen wir im Kreispokal unseren Titel verteidigen.

Aufrufe: 030.1.2020, 18:00 Uhr
Aaron ReinekeAutor