2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines

Von Hamburg und Cottbus einst umgarnt

Alexander Eißrich lässt seine Karriere beim Kreisoberligisten Berbisdorf ausklingen. Einer Chance trauert er nach.

Eigentlich war das Testspiel zwischen dem SV Bannewitz aus der Fußball-Landesklasse Mitte und Kreisoberligist Berbisdorfer SV (2:2) eine Vorbereitungspartie wie jede andere. Doch ein Spieler zog dann doch die Blicke der Zuschauer auf sich: Alexander Eißrich. Der bullige Stürmer schießt seit fast 20 Jahren im Männerbereich regelmäßig seine Tore, sorgte immer wieder für Schlagzeilen – im positiven wie im negativen Sinn. Jetzt steht er im Kader der Berbisdorfer und schießt weiter seine Tore – so wie im Test in Bannewitz, wo er beide Treffer markierte.

Um die Laufbahn von „Alex“ Eißrich beleuchten und richtig einschätzen zu können, muss man weit zurückdenken. Schon in der Kinder- und Jugendzeit fiel Eißrich durch sein Talent zum Toreschießen auf. Sein Vater Frank führte seinen Filius einst mit gerade einmal fünf Jahren an die Pfotenhauer Straße zu Turbine Dresden und begleitete ihn während der gesamten Nachwuchszeit. „Mein Vater war immer für mich da. Auch heute noch besucht er meine Spiele“, sagt der mittlerweile 35-Jährige, und man spürt die Dankbarkeit hinter diesen Worten.

Auch Ede Geyer wollte ihn

„In der A-Jugend habe ich mal 62 Tore in nur einer Saison erzielt“, erzählt Alexander Eißrich. Logisch, dass dadurch höherklassige Vereine aufmerksam wurden. Im Jahr 2000 holte ihn Trainer Bernd Fröhlich nach Laubegast – der Beginn einer lang anhaltenden „Hassliebe“. Mit den Ostdresdnern marschierte Eißrich bis in die Oberliga, die damals u. a. mit dem FC Carl-Zeiss Jena, dem 1. FC Magdeburg und dem 1. FC Lok Leipzig sehr namhaft besetzt war.

Wie viele Tore er für die Laubegaster geschossen hat, weiß er nicht mehr: „Aber ganz sicher weit über 100.“ Ein Blick in das umfangreiche Archiv genügt und Bernd Fröhlich kann mit exakten Zahlen aufwarten: „2002 wurden wir Landesmeister, Eißrich schoss 15 Tore und gab zwölf Vorlagen. Im folgenden Oberligajahr machte er 16 Buden und wir hielten die Klasse, obwohl wir nach dem Elbehochwasser keine Heimspielstätte mehr hatten.“

Fröhlich erinnert sich gern an diese Zeit mit seinem Schützling: „Alex hat damals in Laubegast vor allem viele wichtige Treffer für uns erzielt.“ Bernd Fröhlich war es auch, der Eißrich zum Probetraining des Hamburger SV nach Vaduz (Liechtenstein) begleitete. Neben dem Erstligisten war auch der FC Energie Cottbus, damals trainiert von „Ede“ Geyer, an dem talentierten Torjäger interessiert. Die Transfers scheiterten, auch weil Laubegast, wie Eißrich berichtet, „damals eine Ablöse von 250 000 Euro gefordert hat“. Und der Routinier gibt zu: „Ein wenig trauere ich schon diesen verpassten Gelegenheiten nach. Mal Bundesliga oder zweite Liga zu spielen, wäre ein Riesenerlebnis gewesen“, sagt Eißrich. Auch Fröhlich sah durchaus reelle Chancen für seinen Zögling: „Er hatte wirklich das Zeug dazu, in den bezahlten Fußball zu kommen.“

Ein Wandervogel

Privat sei er nicht immer ganz einfach, gibt Alexander Eißrich unumwunden zu. Söhnchen Emilio (2) und Tochter Lena (9) werden das sicher ganz anders sehen. Aber auch Fröhlich kennt die Macken seines ehemaligen Schützlings, ist aber voll des Lobes über dessen Willen: „Als ich Trainer in Heidenau war, habe ich ihn aus der Stadt in die Oberliga geholt. Er hat sich dort zehn, zwölf Kilo abtrainiert und wieder sein Wettkampfgewicht erreicht. Es war eine ziemliche Schinderei, aber er hat sich durchgebissen.“

Als in Heidenau das Geld alle und der Oberliga-Abstieg damit vorprogrammiert war, verließ Eißrich den HSV und tingelte durch die Region. Weder beim BSV 68 Sebnitz oder seinem Ex-Verein Turbine Dresden wurde er sportlich richtig glücklich. Im Sommer 2015 unterschrieb er schließlich einen Vertrag bei der SG Empor Possendorf, spielte dort aber nur wenige Wochen. „Alex“ Eißrich begründete seinen Weggang damit, dass der Verein seine Zusagen ihm gegenüber nicht erfüllt hätte. Jens Wagner, Trainer der Possendorfer, sieht das erwartungsgemäß anders: „Wir haben nichts zugesagt, wollten ihm lediglich bei der Arbeitssuche helfen.“

Nun also der Berbisdorfer SV. Alexander Eißrich weiß, dass er inzwischen in Fußballerkreisen als „Wandervogel“ gilt. Aber er ist bei den gegnerischen Spielern ob seiner Torgefährlichkeit immer noch gefürchtet, flößt Respekt ein. Ganz sicher auch in der Meißner Kreisoberliga.

Aufrufe: 019.2.2016, 15:11 Uhr
Jürgen SchwarzAutor