2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Weil die Stadt Ravensburg nur Sitzplätze genehmigt hat, die bestellten Schalensitze aber nicht rechtzeitig kamen, musste der FV Ravensburg kurzfristig Klappstühle aufstellen.
Weil die Stadt Ravensburg nur Sitzplätze genehmigt hat, die bestellten Schalensitze aber nicht rechtzeitig kamen, musste der FV Ravensburg kurzfristig Klappstühle aufstellen. – Foto: Foto: Thorsten Kern
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Viel Aufwand im Ehrenamt

Seit Wochen bereiten sich der FV Ravensburg und der FC Leutkirch auf die Fußballpokalspiele vor. Die Amateurclubs müssen dabei viel investieren – je nach Stadt unterschiedlich, aber immer im Ehrenamt.

Ravensburg / sz - Wenn am Samstag ab 15.30 Uhr in der Ravensburger Cteam-Arena und im Leutkircher Stadion der Fußball im Verbands- und Bezirkspokal wieder rollt, können sich viele in den Vereinen zurücklehnen – und sich auch auf die Schultern klopfen. Seit Wochen waren sie dabei, alles zu organisieren, das strenge Hygienekonzept des Württembergischen Fußballbundes zu erfüllen und durch einige Zuschauer wenigstens ein paar Einnahmen zu bekommen.

Zwölf Seiten lang ist das Hygienekonzept der baden-württembergischen Fußballverbände. Einiges ist verständlich, manches aber schlicht schwer umzusetzen. Beispiel Kabinen: Der FV Ravensburg muss Gastvereinen drei Kabinen zur Verfügung stellen, damit sich nicht zu viele Personen auf einmal in einem geschlossenen Raum aufhalten. "Wir haben sechs Kabinen, bei uns funktioniert das", sagt FV-Manager Fabian Hummel. Viele kleinere Vereine schaffen das nicht. "Beim Testspiel mit der U23 bei Ehingen-Süd mussten wir uns in drei Gruppen nacheinander umziehen", meint Hummel.

Dazu gibt es von Stadt zu Stadt verschiedene Vorgaben. Während am Samstag zum Pokalfinale im Bezirk Bodensee 500 Menschen ins Stadion des FC Leutkirch dürfen, darf der FV im Verbandspokal-Viertelfinale gegen den SSV Ulm nur 356 zahlende Gäste reinlassen. Leutkirch darf Stehplätze ausweisen, Ravensburg nur Sitzplätze. Weil auf der Tribüne – mit Abstand – nur 100 Zuschauer Platz haben, hat der Verein Schalensitze bestellt, um sie rund um den Platz auf die Steintribünen zu schrauben. Die Sitze wurden jedoch nicht rechtzeitig geliefert. So stellte der FV am Freitag kurzfristig Klappstühle auf.

Dazu muss es mehrere Eingänge geben, es herrscht Maskenpflicht bis zum personalisierten Sitzplatz. "Ein brutaler Aufwand", gibt Hummel zu. Kann es so im Viertelfinale überhaupt ein finanzielles Plus geben? Fabian Hummel schüttelt nur den Kopf, FV-Präsident Roland Reischmann sagt: "Auf gar keinen Fall!" Den Aufwand (Reischmann: "Das geht nur, weil die Truppe um Hummel im Ehrenamt sensationell arbeitet.") betreibt der FV aber auch mit Blick auf die Hinrunde in der Oberliga. "Mindestens dieses Jahr wird uns das Thema Corona noch beschäftigen", glaubt Hummel. Und auf lange Sicht lohnen sich dann auch Investitionen wie die Sitzschalen – die nun kommende Woche eingebaut werden. "Wichtig wäre nur, dass es einheitliche Regeln gibt", meint Reischmann.

Dass es derzeit nicht so ist, sieht man im selben Landkreis. 500 Menschen dürfen sich am Samstagnachmittag im Leutkircher Stadion einfinden. Der FC Leutkirch freut sich, dass trotz geltender Corona-Regeln endlich wieder Fußball mit Zuschauern geschaut werden kann, andererseits macht das natürlich viel Arbeit – vor und während der Partie. Etwa zwei Dutzend Helfer, dazu je fünf von beiden Endspielteilnehmern, sollen dafür sorgen, dass alles klappt. Auf der Haupttribüne hat das Organisationsteam mit rot-weißem Absperrband die Bänke so abgeklebt, dass bis zu drei zueinander gehörende Zuschauer zusammensitzen können und gleichzeitig auf beiden Seiten eineinhalb Meter Abstand bleiben. Etwa 200 Besucher sollen hier Platz finden, der Rest soll sich im weiten Rund verteilen. Auf der Gegengerade werden Zettel aufgehängt sein, die auf die Corona-Regeln hinweisen.

"Wichtig ist, dass alle mithelfen, die Hygienevorschriften einzuhalten", sagt Jugendleiterin Silke Halwachs bei einer Begehung am Donnerstagabend, zu der auch Andreas Koch und Berthold Dobelmann aus dem Organisationsteam gekommen sind. Sie und viele weitere Vereinsmitglieder sind seit Tagen damit beschäftigt, alle Maßnahmen zu treffen, dass das Bezirkspokalendspiel funktioniert. Dem FCL zur Seite stehen wird ein WFV-Vertreter, der das vom Verband ausgearbeitete Hygienekonzept verinnerlicht hat. Es sieht unter anderem vor, dass nur sechs Spieler in eine Kabine dürfen. Auch in den Duschen ist der Mindestabstand einzuhalten. Weil die Kapazitäten im neuen Stadion in Leutkirch nicht ausreichen, weicht eine der beiden Mannschaften ins alte Stadion aus, das nur wenige Minuten entfernt ist.

Eine knifflige Stelle für den Samstag ist der Eingangsbereich. Hier befindet sich die einzige Kasse, direkt daneben ist der Kiosk, der Kabinenbereich ist auch nicht weit. "Wir werden für die Mannschaften einen Bereich absperren, in den kein Zuschauer darf", erklärt Halwachs. Überhaupt wird viel Absperrband dafür sorgen, dass die Zuschauer die richtigen Wege gehen und sich etwa vor der Kasse oder vor dem Kiosk keine Menschentraube bildet. Vor dem Stadion werden Stehtische aufgebaut, an denen die Zuschauer ihre persönlichen Daten eintragen können, weil nur dann der Einlass gewährt werden darf. Ideal wäre, sagt Halwachs, wenn sich alle ein extra dafür vorbereitetes Formular auf der Homepage des FCL herunterladen würden und es ausgefüllt mitbringen. Darüber hinaus hat Halwachs eine große Bitte: "Möglichst früh ins Stadion kommen, damit sich kurz vor Spielbeginn nicht alles staut." Diese Sorgen hat Hummel generell, wenn Vereine nicht über den Vorverkauf gehen.

Ganz anders macht es dagegen der Bezirk Riß. Hier sind beim Pokalfinale in Biberach gar keine Zuschauer zugelassen. Das hat nicht überall Zustimmung gefunden. "Etwa 100 Zuschauer für jeden Verein zuzulassen, wäre aus meiner Sicht machbar gewesen", sagte Oliver Wild, Spielertrainer des SV Dettingen.

Aufrufe: 031.7.2020, 20:00 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor