2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
In Vertretung des verletzten Piero Marchese war Cenk Güvenc (rechts) zuletzt Kapitän von Vatan Spor Aschaffenburg.
In Vertretung des verletzten Piero Marchese war Cenk Güvenc (rechts) zuletzt Kapitän von Vatan Spor Aschaffenburg. – Foto: Ernst Blank

Vatan Spor: Endlich angekommen, um langfristig zu bleiben

Ilker Colak, Sportlicher Leiter von Vatan Spor Aschaffenburg, im Interview.

Nach acht Niederlagen zum Auftakt der Saison stand der Aufsteiger gefühlt schon als Absteiger fest. Doch Vatan Spor Aschaffenburg hat all die negativen Stimmen Lügen gestraft. In den vergangenen drei Partien holten die Unterfranken starke sieben Punkte, schlugen dabei die Topteams Neumarkt und Vilzing. Ilker Colak, Sportlicher Leiter von Vatan, erklärt im FuPa-Interview den Wandel der Mannschaft...

Ilker, nach acht Pleiten zum Auftakt hat Vatan Spor in den vergangenen drei Partien sieben Punkte geholt - darunter zwei Siege gegen die Topteams Neumarkt und Vilzing. Wie erklärst Du Dir diese unterschiedlichen Gesichter der Mannschaft?
Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen. Die Vorbereitung haben wir mit der kompletten Mannschaft gestartet. Die kurze Zeitspanne bis zum Auftakt der Saison in Verbindung mit der langen, langen Pause zuvor haben dazu geführt, dass wir ziemlich schnell 6,7 verletzte Stammkräfte hinnehmen mussten. Wichtige Korsettstangen sind weggebrochen. Uns ist dadurch nicht nur Qualität verloren gegangen, sondern auch das Gleichgewicht innerhalb des Teams. Es kamen noch weitere Verletzungen hinzu, eine rote Karte. Das Selbstvertrauen ging immer mehr verloren.

Die berühmt-berüchtigte Abwärtsspirale.
Genau. Den jungen Spielern fehlten die Leitplanken. Teilweise mussten wir sogar Akteure unserer 3. Mannschaft einsetzen, um überhaupt antreten zu können. In der Bayernliga, im ersten Jahr in dieser Spielklasse war das natürlich ein alles andere als guter Start für uns.

Das wahre Leistungsvermögen der Truppe sieht man also erst seit dem Vilzing-Spiel?
So ungefähr. Wir sind wohl erst mit diesem Spiel in der Bayernliga angekommen. Nach und nach kehren die erfahrenen Leute in den Kader zurück. Die Mannschaft findet sich wieder. Auch wenn die Rückkehrer noch nicht bei 100 Prozent sind, sieht man doch, dass wir Qualität haben. Es ist aber nach wie vor so, dass einige wichtige Spieler fehlen.

Wie groß waren die Zweifel während der Niederlagen-Serie nach dem Saisonbeginn - an der Qualität der Mannschaft, an der Qualität des Trainers?
Rund um den Verein wurden natürlich einige entsprechende Stimmen laut. Wir mussten mit der Situation erst einmal zurecht kommen. In den vergangenen vier Jahren haben wir keine zwei Spiele hintereinander verloren - und nun gleich acht. Die, die intern dabei sind, wussten aber immer, was Sache ist. Fast eine komplette Mannschaft zu kompensieren, ist unmöglich. Vilzing war dann der Befreiungsschlag. Wir haben nicht nur die ersten Punkte geholt, sondern auch Selbstvertrauen getankt.

Habt Ihr anfangs den Abgang von Alleskönner Peter Sprung unterschätzt?
Das konnte man nicht unterschätzen. Uns war nämlich bewusst, welche Rolle Peter Sprung bei uns eingenommen hat. Unser Spiel war auf ihn zugeschnitten. Er war der wichtigste Spieler. Irgendwie war sein Abgang auch eine Chance, die Mannschaft neu aufzustellen, die Verantwortung auf mehrere Schulter zu verteilen - und uns unabhängiger von einem Akteur zu machen.

Wie bewertest Du das Niveau der Bayernliga Nord?
Wie erwartet. Es gibt keine Übermannschaft in der Bayernliga Nord. Jeder hat gegen jeden Möglichkeiten, zu gewinnen, was die Liga sehr interessant macht. Uns gefällt es in dieser Spielklasse und wir möchten gerne längerfristiger bleiben. Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.

Ist die Bayernliga auf Dauer für Euch stemmbar - sportlich, infrastrukturell und wirtschaftlich?
Wir wussten, was auf uns zukommt. Wir haben noch Nachholbedarf, vor allem in Sachen Infrastruktur. Das ist uns bewusst. In diesem Bereich sind wir nicht soweit, wie wir sein müssten. Sportlich kommen wir immer besser in Schwung. Und wirtschaftlich stellen wir uns auch nach und nach breiter auf.

Am Samstag geht's gegen Spitzenreiter Eintracht Bamberg. Wie geht Ihr dieses Spiel an? Gibt's den nächsten Sieg?
Wir fahren nach Bamberg, um zu punkten. Wir werden und wollen uns nicht verstecken. Der Gegner hat eine klasse Mannschaft - nicht umsonst stehen sie auf Rang 1.

Vielen Dank für das Gespräch.
Aufrufe: 013.9.2021, 13:50 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor