2024-05-16T14:13:28.083Z

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2019 noch ohne Niederlage: Die Fußballer von Kreisoberliga-Champion SVW.  F: Marcel Stieglitz
2019 noch ohne Niederlage: Die Fußballer von Kreisoberliga-Champion SVW. F: Marcel Stieglitz

Urknall zur Meisterschaft am 4. November

SV Wiesbaden sprintet nach kolossaler Wandlung unter Trainer Daniel Löbelt zum nicht mehr erwarteten Kreisoberliga-Titel

Wiesbaden. Der Fußball bietet die verrücktesten Geschichten. Es kann sogar eine Mannschaft Meister werden, die den Saisonstart im August ziemlich verpeilt und erst ab dem 4. November so richtig ins Rollen kommt. Beim SV Wiesbaden war genau das der Fall. In der Kreisoberliga deutete lange alles auf die Spvgg. Sonnenberg oder Kastel 06 als künftigen Champion hin – am Ende wurde es der Sportverein unter Trainer Daniel Löbelt, der in seiner ersten Saison im Helmut-Schön-Sportpark gleich Großes vollbrachte.

Mut zu unpopulären Entscheidungen: Der Weg dorthin war zunächst mit diversen Pleiten gepflastert. 2:5 bei Karadeniz, 0:1 gegen den Türkischen SV, 0.:2 bei Kastel 06, 0:1 gegen Sonnenberg, anschließend am 14. Oktober ein 2:4 gegen den SC Klarenthal – der sofortige Wiederaufstieg nach dem bitteren Gruppenliga-Absturz 2018 schien früh in der Saison zur puren Utopie zu werden. Bis Löbelt einschritt. „Ich habe Entscheidungen getroffen, die sicherlich dem ein oder anderen nicht geschmeckt haben. Es ging darum, eigene Befindlichkeiten hintenan zu stellen und an einem Strang zu ziehen“, sagt der Coach im Rückblick. Einhergehend hatten alle Verantwortlichen die bis dato unbefriedigende Situation eingehend analysiert.

In Naurod plötzlich ein echtes Team: Löbelts Gegensteuern zeigte an jenem 4. November in der Partie beim FC Naurod ungeahnte Wirkung. Es war die Geburtsstunde eines Teams, das endlich vorhandenes fußballerisches Potenzial mit gemeinschaftlichem Agieren verband. „Plötzlich war die Einstellung da. Jeder hat gebissen bis aufs Blut. Da war eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz. Das war der Knackpunkt. Jeder hat fortan noch ein paar Prozent draufgepackt“, schildert Löbelt.

Bier und Gürtler Galionsfiguren: Ausgerechnet der gerade zurückkehrte Nigel Bier und Kapitän Timo Gürtler trafen zum 2:1-Erfolg in Naurod. Zwei, die im zum Kollektiv gewordenen Kader Akzente setzen. Bier mit seiner Extraklasse als Vorbereiter und Torschütze, Gürtler als Co-Trainer, Kapitän und kämpferisches Vorbild.

Yildirim Sari zieht organisatorische Fäden: Überhaupt griffen ab diesem Zeitpunkt alle Rädchen ineinander. Yildirim Sari, Löbelts Vorgänger als Coach, stellte in seiner neuen Rolle als Sportlicher Leiter viele organisatorische Weichen. Der neue Geschäftsführer Aljo Varevac packte an den Spieltagen tatkräftig mit an, Vereinschef Markus Walter sowieso, während Club-Vize Eric Glatt maßgeblich zum finanziellen Fundament beitrug. Dazu kam die Garde treuer Helfer. „Wir konnten uns ganz auf Fußball konzentrieren“, weiß Löbelt das Engagement im Hintergrund sehr zu schätzen.

Absolutes Highlight gegen Kastel 06: Im Sog des Aufschwungs bot der SVW den Fans beim am 28. März unter Flutlicht im Rückspiel gegen Kastel 06 eine Sternstunde. Ein famoses Match beider Teams, das nach Treffern von Mokhtar Arian und Bier mit 2:1 an den Sportverein ging, der sich an Kastel und Sonnenberg herangepirscht hatte. Auch das 3:3 auf dem Sonnenberger Spitzkippel am 12. April vor 400 Zuschauern besaß Eventcharakter. Mohammad Sanandajizadeh glich in letzter Minute per Strafstoß aus. Ein Punkt, der Gold wert war. „Wenn der SC Klarenthal und der SV Erbenheim nicht gegen Sonnenberg und Kastel gepunktet hätten, wären wir wohl nicht mehr herangekommen“, weiß Walter um die wertvolle Schützenhilfe im Finish.

Eingespieltes Team plus punktuelle Zugänge: Mit eingespielter Truppe sowie den Zugängen Tim Maurer (SG Rauenthal/M.), Torhüter Felix Marczinke (FV Delkenheim), Jonny Budde (TuS Hahn), Ioannis Surlis (SG Amöneburg/Kostheim 12) und Egzon Sula (Fortuna Mombach) will sich der SVW nun schnell in der Gruppenliga etablieren – und vom ersten Spieltag an Teamwork an den Tag legen.

Eigengewächs Hamdy Khalifa, der als Stürmer eine starke Runde spielte, wird fehlen. Er hört aufgrund von Beruf und Studium zunächst auf. Ansonsten bleibt der Stamm beisammen – inklusive der Achse um Keeper Timo Nietsch, Abwehrchef Gürtler, Mittelfeldspieler Yama Afghanyar und Goalgetter Bier.

Nische neben Zweitligist Wehen Wiesbaden finden: Daneben hat Steuermann Walter die Gesamtentwicklung im Blick: „Wir haben künftig einen Zweitligisten als unmittelbaren Nachbarn. Da gilt es, eine eigene Nische zu finden. Elementar wichtig ist für uns der für 2020 geplante Bau eines Funktionsgebäudes.“ Ferner erhofft sich Walter für die zweite Mannschaft unter Trainer Timo Wagner und in der Nachwuchsabteilung mithilfe von Dragan Mitic Impulse. Mit mittlerweile zwei Schulen arbeitet der SVW zusammen.

Der Meisterkader des SVW: Timo Nietsch (26 Spiele / 0 Tore / 26 Jahre), Giovanni Bouffone (4/0/28), Shad Jalili (1/0/18); Bedran Arici (18/0/26), Seny Diop (25/7/27), Timo Gürtler (21/4/28), Mateusz Kisiel (24/1/26), Daniel Löbelt (3/0/38), Rafael Ruiz Gonzalez (10/0/28), Erkut Sarikaya (10/0/26), Prince Smith (23/0/27), Yama Afghanyar (24/3/26), Benjamin Garnell (2/0/19), Marco Knabe (18/12/29), Mert Külekci (25/3/19), Björn Reichel (18/2/20), Alessio Riggio (17/2/19), Mohamed Sanandajizadeh (28/14/26), Mokhtar Arian (23/13/25), Nigel Bier (17/22/26), Hamdy Khalifa (19/12/20), Aaron Krüger (6/4/30).

Aufrufe: 04.6.2019, 10:00 Uhr
Stephan NeumannAutor