2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau
F: Zeller
F: Zeller

»Uns erwartet ein Highlight-Spiel«

HESSENLIGA: +++ Kassels Trainer Tobias Cramer über den FC Gießen, Mahir Saglik und die KSV-Ziele +++

giessen . Dass der KSV Hessen Kassel in der Hessenliga nur Verfolger Nummer zwei des FC Gießen ist, liegt nicht nur an der Stärke des FC Bayern Alzenau, sondern auch an strukturellen Problemen des nordhessischen Traditionsclubs, der gleich fünf Zähler wegen Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls einbüßte. 46 Punkte hätte der KSV ansonsten. Bei noch einem Spiel gegenüber der Elf von Daniyel Cimen in der Hinterhand könnte die Mannschaft von Tobias Cramer auf dann 49 Zähler kommen und läge nur sieben Punkte hinter dem Tabellenführer. Schon hätte man heute Nachmittag ein echtes Spitzenspiel im Auestadion, das die Titelfrage noch einmal spannend machen könnte.

Hätte, wenn und aber – das ist nicht das Metier von Kassels Trainer Tobias Cramer. „Unsere Prämisse ist, dass uns ein Highlight-Spiel erwartet. Mit dem FC Gießen kommt ein Spitzenteam mit gehöriger Qualität. Und ich bin lange genug dabei, um sagen zu können: mit Regionalligaqualität.“ Und nach dem Lob für die Gäste folgert Cramer, dessen im Sommer auslaufender Vertrag sich nicht verlängert: „Diesmal werden wir nicht als Favorit, sondern als Underdog auflaufen.“

Ein Underdog einer besonderen Gewichts- und Güteklasse freilich. Zudem mit einer blitzsauberen Rückrundenbilanz, die 15 Punkte aus fünf Spielen sowie 16:2 Tore aufweist, was zu Cramers Einschätzung führt, dass „wir Gießen schon sehr stark ärgern und unsere Heimstärke auf den Platz bringen wollen.“ Dafür habe man unter der Woche mit dem Trainerstab hart gearbeitet, denn im Hinspiel „haben wir unsere Qualität nicht auf den Platz bringen können, da hatten wir keinen Zugriff und mussten am Ende die 1:3-Niederlage akzeptieren. Die war verdient.“

Der KSV Hessen Kassel wäre aber nicht der KSV Hessen Kassel, wenn er das auf sich sitzen lassen würde. Höhere Ziele sind in Nordhessen quasi genetisch verankert, immerhin hat das Auestadion auch schon Zweitliga-Begegnungen und echte Pokalkracher erlebt. Cramers Abschied hängt laut eines Artikels der „HNA“ mit dessen Ambitionen, den Fußball-Lehrer-Lehrgang zu absolvieren, ebenso zusammen wie mit einer angestrebten Professionalisierung der ohnehin schon recht professionellen Strukturen. So gilt Ex-Profi Mirko Dickhaut als ein möglicher Nachfolger.

Mit Mahir Saglik, ehedem Torschützenkönig der 2. Bundesliga und mit acht Treffern 2009 beim VfL Wolfsburg auch an der Deutschen Meisterschaft nicht unerheblich beteiligt, ist aus der dritten türkischen Liga zum KSV gewechselt. Und ist heute eine Option. „Natürlich kann Mahir uns weiterhelfen“, weiß sein Trainer, „er hat enorm viel Qualität und ihm fehlen bei seinem derzeitigen Fitnesszustand nur noch 10, 15 Prozent.“ Der 36-Jährige ist mit all seiner Erfahrung sozusagen das KSV-Gegenstück zum 37-jährigen Michael Fink in Reihen des FC Gießen, den Trainer Cramer zu 90 bis 95 Prozent als Meister sieht. Vorher will der KSV den FC aber noch ärgern – und „noch Zweiter werden.“



Aufrufe: 09.3.2019, 09:03 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor