2024-05-17T14:19:24.476Z

Spielbericht
TuS Wörrstadt hat sich zum zweiten Mal in Folge den Südwestpokal gesichert.	Foto: Michael Wolf
TuS Wörrstadt hat sich zum zweiten Mal in Folge den Südwestpokal gesichert. Foto: Michael Wolf

TuS Wörrstadt erneut Pokalsieger

Jessica Wissmann überrascht im Finale Schott Mainz mit Rehhagel-Taktik

WÖRRSTADT. Die Fußballerinnen von TuS Wörrstadt hatten ganz fest dran geglaubt. Sie würden den Südwestpokal gewinnen – selbst wenn der Gegner im Endspiel Schott Mainz heißt. Also die Mannschaft, die in der vergangenen Runde noch in der Zweiten Liga spielte. Die Mannschaft, die den direkten Wiederaufstieg anstrebte und das Ziel knapp verfehlte.

Und dann hieß der Gegner tatsächlich Schott Mainz. Und TuS Wörrstadt setzte den Plan in die Tat um. In Heltersberg, 100 Kilometer von daheim entfernt. Dort lieferten sie dem Lokalrivalen ein unglaubliches Spiel. Während der ersten 90 Minuten lagen sie zweimal zurück und zwangen die Kontrahentinnen trotzdem in die Verlängerung. Auch die überstanden sie dank ihrer Torhüterin Josephine Rothmann schadlos. Im Elfmeter-Krimi hatten sie dann die besseren Nerven. Alina Wagner, die möglicherweise in die Zweite Liga wechselt, verwandelte den Strafstoß zum entscheidenden 7:5 so cool, wie James Bond seit Jahrzehnten die Welt rettet.

TuS Wörrstadt verteidigte den Südwestpokal. „Diesmal aber“, sagt die Trainerin Jessica Wissmann, „war er viel schwerer zu gewinnen als im Vorjahr.“ Im Vergleich zu Schott hatte das Neuborn-Team das viel schwierigere Vorprogramm. Wormatia Worms und der FC Speyer waren Stolpersteine, die erst einmal weggeräumt sein wollten.

Fürs Finale wälzte Jessica Wissmann verstaubte Fußball-Literatur. Wie hatte Otto Rehhagel das damals gemacht, das EM-Finale mit Griechenland zu gewinnen, fragte sie sich. Nachdem sie fündig wurde, hatte sie das Rezept, wie die klar favorisierten Mainzerinnen besiegt werden könnten. Sie baute auf eine Fünfer-Kette in der Abwehr. „Ich glaube, davon war Schott völlig überrascht. Die haben ja überhaupt nicht gewusst, was sie mit uns anstellen sollten“, frohlockte die Spielertrainerin, während der Rest ihrer Mannschaft ausgelassen den Erfolg feierte. Einmal hatte sie diese taktische Grundordnung trainiert. Am Freitag vorm Finale.

In der Tat fand Schott Mainz in der ersten Hälfte überhaupt nicht statt. Wohl aber boten sich TuS zwei hundertprozentige Chancen, das 1:0 vorzulegen. Alina Wagner vergab einmal genauso aussichtsreich wie später die tapfer ackernde Lisa Rebholz.

Sechs Minuten nach dem Wechsel schaffte Alina Wagner mit einem klugen Heber das 1:0. Erst danach kam Schott ins Spiel. Jessica Kierek (57.) und Elisabeth Scherzberg (59.) drehten die Partie mit ihrem Doppelschlag. Xueer Cher (67.) egalisierte wiederum. Als aber die Schornsheimerin Lisa Gürtler (80.) das 3:2 markierte, schien dieses intensiv geführte Finale entschieden. Doch auch dieser Eindruck war falsch. Drei Minuten vorm Schlusspfiff schaffte Loreana Liebetanz das 3:3 und bescherte den 150 Zuschauern auf der herrlich gelegenen Anlage in Heltersberg eine spannende Zugabe.

Dass die Verlängerung torlos endete, hatte TuS Wörrstadt Josephine Rothmann zu verdanken. Sie parierte zwei fast unmöglich zu haltende Bälle. Wobei es schon eine Überraschung war, dass sie überhaupt zwischen den Pfosten stand. Offiziell hat sie ihre Laufbahn bereits beendet. Aber wenn Not am Mann – sorry: an der Frau – ist, hilft sie gerne aus. So wie für dieses Finale: „Jessy, die Trainerin, rief mich vergangenen Montag an. Da brauchte ich nicht lange überlegen, sagte ganz spontan zu“, erzählt sie von dem Telefonat im Fitnessstudio. Sie zeigte in Heltersberg, dass sie nichts von ihrer Qualität verloren hat. Komplimente aber wiegelte sie ab und sagte stattdessen: „Wahnsinn, dass die Mannschaft bei dieser Hitze nach zwei Rückständen wieder zurückkam. Das ist Wörrstadt, das macht Wörrstadt aus“.



Aufrufe: 03.6.2019, 08:30 Uhr
Claus RosenbergAutor