2024-04-25T14:35:39.956Z

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TSV-Trainer Martin Schmickl war nach dem unnötigen 2:2-Remis in Schönaich nicht gut auf sein Team zu sprechen Foto: Gauß
TSV-Trainer Martin Schmickl war nach dem unnötigen 2:2-Remis in Schönaich nicht gut auf sein Team zu sprechen Foto: Gauß

TSV Hildrizhausen: Gelingt der Neuaufbau in der B 5 ?

Schönbuchteam gibt drei sicher geglaubte Punkte beim 2:2 gegen den TSV Schönaich 2 noch aus der Hand

Nach 14 Jahren in überregionalen Spielklassen bis zur Saison 2010/11 begann der langsame, aber stetige Abstieg des TSV Hildrizhausen von der Landesliga bis zur Kreisliga B. Der Club versucht nun einen kompletten Neuanfang in der B V-Staffel des Bezirks, einer Reservestaffel.

"Wir haben’s verkackt!“ Martin Schmickl war am vergangenen Donnerstagabend nach dem Abpfiff des B-Ligaspiels beim Schönbuch-Rivalen TSV Schönaich II nicht gut auf sein Team zu sprechen. Der Trainer des TSV Hildrizhausen hat im Vorfeld eindringlich vor den gefährlichen Standardsituationen des Gegners gewarnt – und dann rauscht aus 48 Metern Torentfernung ein Freistoß von Axel Schlecht, der nochmal tückisch aufsetzt im Hausemer Fünfmeterraum, zum 2:2-Endstand ins Netz. In der 87. Minute. Drei Minuten vor dem Ende eines Spiels, in dem Hildrizhausen beim 2:0 nach gut 75 Minuten schon wie der sichere Sieger aussah.

Warnschuss bereits in der 60. Minute

Die Elf hätte gewarnt sein müssen, denn schon in der 60. Minute hatte Schönaichs Dominik Becker aus gut 25 Metern einen Freistoß in den Strafraum der Hildrizhausener hereingegeben, der an Freund und Feind knapp ins Toraus segelte. Willkommen in der Kreisliga B.

Von wegen "gesunde Härte"

Vor allem nach dem Schönaicher Anschlusstreffer – ein Sonntagsschuss von Christoph Hertfelder zum 1:2 (77.) – wurde von der einen zur anderen Minute deutlich: Die Zeit der Verunsicherung ist beim Team des TSV Hildrizhausen noch nicht vorbei. Wie auch, denn David Schosda & Co. spielten vor drei Jahren noch in der Bezirksliga. Der sportliche Absturz hat allen zugesetzt. Wobei sich die jungen Spieler nach Kräften bemühen. Etwa die Innenverteidigung mit Marc Schrade und Andreas Vidmar, die fast keinen Spielzug unkommentiert lassen, immer wieder ihren Mitspielern Mut zusprechen. Auch David Schosda, ein Akteur mit Landesligaformat, bemüht sich nach Kräften auf dem etwas seifigen Schönaicher Kunstrasenplatz um Struktur im Spiel der Gäste. Er geht auch engagiert in die Zweikämpfe. Da wird dann schon mal ein sachtes Tackling von hinten vom Gegenspieler mit „Du schlägst mir ja dauernd hinten in die Beine“ kommentiert. Schosda schaut ganz verdutzt: Zwei Klassen höher würde das als „gesunde Härte“ durchgehen, wegen so einer Lappalie hätte sich keiner seiner Gegenspieler aufgeregt. Willkommen in der Kreisliga B.

Quartett entscheidet über den Wechsel in die B 5

Die seit Frühjahr 2016 verantwortlichen Kräfte in der Fußballabteilung des TSV Hildrizhausen, als der langjährige Abteilungsleiter Dirk Graf das Amt abgab, sind Matthias Schmickl und Mathias Steinhübel in der Abteilungsleitung. Damals schon mit im Boot war Co-Trainer Rüdiger Klinger, dem das Team sichtlich am Herzen liegt. Seit Sommer ist nunmehr Martin Schmickl, der ältere der beiden Schmickl-Brüder, als Trainer der Vierte im Bunde. Alle vier haben sich im Juni, als der Abstieg in die unterste Spielklasse nach der verlorenen Relegation gegen den B 4-Zweiten TSV Öschelbronn endgültig feststand, bewusst für die Eingruppierung in die Reservestaffel der B 5 entschieden. Denn ursprünglich hatte Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) das einstige Fußball-Aushängeschild des Bezirks in die Gäu-Staffel der B IV eingruppiert. Mathias Steinhübel: „Unser Ziel ist es, vorne mitzuspielen und dass das Team neues Selbstbewusstsein sammelt.“ Der Coach pflichtete ihm bei: „In der Gäuliga wären sie gegen uns mit großem Ehrgeiz angetreten.“ Doch mit dem einstigen Landesligaclub hat Hildrizhausen nichts mehr zu tun. Martin Schmickl: „Wir wollen in der B-Liga einen Neuaufbau starten.“

Club steht ohne Reserveteam da

Ob die B 5-Staffel dazu der rechte Ausgangspunkt ist, wissen die TSV-Verantwortlichen selbst noch nicht. Denn in den letzten beiden Jahren haben der TV Altdorf und die Spvgg. Aidlingen zwar nach einem kurzen Intermezzo in der B V-Liga kurzfristig die Rückkehr in die A-Liga geschafft. Aber seit diesem Jahr sind beide wieder in der Sicherheitsliga gelandet und das Rauf und Runter hat seine Spuren hinterlassen: Beide Reserveteams wurden von den Clubs inzwischen abgemeldet. Dies hat in Hildrizhausen noch der ehemalige Abteilungsleiter nach dem Spieljahr 2014/15 erledigt. Die Mannschaft ist in den letzten drei Jahren aber damit gut zurechtgekommen, meint Klinger: „Die Jungs haben zur Stange gehalten.“

Spieler kommen aus dem Ort

Das ist ganz im Sinne von Matthias und Martin Schmickl, die beide betonen, dass im Verein die AH-Sparte, die Aktiven und die Jugend wieder zusammengewachsen sind, sich als eine Abteilung begreifen. Auch das einst so treue Stammpublikum hat seinen Frieden mit der inzwischen gebotenen Fußball-Magerkost gemacht. Denn Spieler aus den eigenen Reihen wie Marcus Notter, Dennis Langstein, Mirko Topeters, Michael Günkel oder Marc Schrade sind Identifikationsfiguren. „Echte Hausemer“ wie Leichtathletik-Abteilungsleiter Roland Pflieger zu sagen pflegt, der immer noch tapfer die Spiele anschaut. Zuletzt beim Auswärtsspiel bei der Rohrauer Zweiten sonntags um 13 Uhr waren gut 40 TSV-Anhänger auf dem Sportplatz und der Gastgeber musste vor dem Hauptspiel in der Bezirksliga verdutzt noch Rote Würste nachordern, weil er mit einem solchen Andrang nicht gerechnet hatte.

Vom Hildrizhausener Weg abgekommen

Für Matthias Schmickl ist es wichtig, dass man den jungen Spielern auch nicht mehr die glorreiche Vergangenheit als Wunschtraum vorsetzt. Er weiß, wovon er redet. Hat er doch die Zeit miterlebt, als Willi Zimmermann in drei Trainerjahren von 2008 bis 2010 im Verbund mit dem neu gewählten Abteilungsleiter Dirk Graf alles umkrempelte, was bislang den Hildrizhausener Weg ausgemacht hatte. Schmickl: „Früher haben wir pro Saison höchstens zwei, drei Neue integrieren müssen, plötzlich sind neue Spieler im Dutzend auf dem Sportplatz aufmarschiert.“ Die Landesliga wurde mühsam gehalten. Als es schrittweise eine Klasse um die andere tiefer ging, drehte sich das Personalkarussell immer noch heftig.

Nun scheint aber die Zeit der sinnvollen Verstärkungen angebrochen zu sein. Mit den beiden Neuzugängen Jan Egeler (TSV Kuppingen) und Lukas Frolik (TSV Ehningen) zu dieser Runde hat das Team im Angriff an Durchschlagskraft gewonnen. Jetzt müssen nur noch die Freistoßbälle des Gegners gestoppt werden. Irgendwie.

Grafik: Der Abstieg des TSV Hildrizhausen

Nach Jahren der Kontinuität begann nach 2010/11 der langsame Abstieg des TSV Hildrizhausen in die Kreisliga B. Siehe dazu die Grafik: Datei

Aufrufe: 014.10.2017, 08:17 Uhr
Andreas Gauß, GäuboteAutor