2024-04-29T14:34:45.518Z

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Helmut Dolderer: Großer Ärger droht, wenn Mannschaften zurückziehen Foto: Priestersbach
Helmut Dolderer: Großer Ärger droht, wenn Mannschaften zurückziehen Foto: Priestersbach

Klare Absage an das "Norweger Modell"

Beim Staffeltag der Vereine im Bezirk Böblingen/Calw wird auch der Relegationsmodus nicht angetastet

„Ich erlaube es nicht“, machte Bezirksspielleiter Helmut Dolderer beim fünften gemeinsamen Staffeltag des Fußballbezirks Böblingen/Calw unmissverständlich klar – und erteilte dem sogenannten „Norweger Modell“ eine klare Absage. Dieser beim Verbandstag beschlossene sogenannte „flexible Modus“ sieht vor, dass in den untersten Ligen mit verringerter Spieleranzahl und auf einem verkleinerten Spielfeld gespielt werden kann.

Bezirkschef Richard Armbruster sieht das „Norweger Modell“ ähnlich skeptisch. Wie er in der Jettinger Willy-Dieterle-Halle deutlich machte, hatten die Bezirke, die es ausprobierten, „sich daran die Zähne ausgebissen“. Deshalb ist Armbruster überzeugt: „Wir müssen schauen, dass wir es mit elf Spielern schaffen, sonst läuft es aus dem Ruder und wir tragen den Fußball zu Grabe.“

Richard Armbruster: Plädoyer für das Spiel "Elf gegen elf" Foto: Priestersbach

„Keine Experimente“ lautet das Motto im hiesigen Bezirk ebenso in Sachen Relegation. Nach einer Satzungsänderung beim Verbandstag können die Bezirke künftig selber bestimmen, mit welchem Modus die Relegationsrunde ausgetragen wird. Wenn beispielsweise drei Staffeln einer höheren Liga untergeordnet sind, wäre es nun möglich, dass mit allen drei B-Ligisten und dem betroffenen A-Liga-Club eine Finalrunde mit zwei Halbfinalspielen und einem Endspiel ausgetragen wird. Somit könnten alle Ligen am selben Wochenende ihre Spielrunden beenden. Bislang verhielt es sich im Bezirk Böblingen/Calw so, dass die B-Ligen wegen ihren Qualifikationsspielen eine Woche früher als die A-Liga ihre Runde beendeten. Damit gestaltete sich die Spielpause des A-Ligisten bis zum entscheidenden Relegationsspiel etwas kürzer.

4.300 Zuschauer in neun Relegationsspielen

Allerdings hat sich die Relegation in der bisherigen Form zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt. Wie Dolderer berichtete, wurden alleine in den letzten neun Relegationsspielen im Bezirk insgesamt 4 300 Zuschauer gezählt. „Für mich persönlich ist der bisherige Modus besser und die Relegationsspiele sind immer ein Highlight“, unterstrich der Bezirksspielleiter. Trotzdem wollte er jetzt beim Staffeltag ein Stimmungsbild einfangen – und der Öschelbronner Fußball-Chef Uli Lehrer brachte die Meinung der Vereine mit den Worten „beibehalten, schon wegen der Zuschauer“ auf den Punkt.

Sperre wird nach Anzahl der Spiele fällig

Einige Änderungen bringt die neue Saison dennoch mit sich: So fallen künftig die Zeitsperren weg – und die Sperren nach Feldverweisen werden nach einer vom Sportgericht festgelegten Anzahl von Spielen festgelegt. Wie Helmut Dolderer ergänzte, seien die für Punkt- und Pokalspiele gesperrten Spieler bei Freundschaftsspielen oder Hallenturnieren trotzdem einsetzbar. Aber wenn ein Kicker direkt vor der Winterpause eine Sperre von vier Spielen aufgebrummt bekam, muss er diese Sperre im März noch absitzen.

Spielverlegung: Nur die Vereine müssen sich einig sein

Spielverlegungen sind künftig unter erleichterten Voraussetzungen möglich und erfordern grundsätzlich nur noch die Zustimmung des Spielgegners, soweit Wettbewerbsbelange dem nicht entgegenstehen. Einigen sich die beteiligten Vereine auf die Verlegung, hat der Staffelleiter künftig sein Okay zu erteilen.
Endgültig Vergangenheit ist der Spielerpass in Papierform. Seit Anfang dieses Monats ist der Spielerpass online verpflichtend. Bei dieser Gelegenheit machte der Bezirksspieleiter deutlich, dass ein Smartphone von den Schiedsrichtern bei der Spielberechtigungsprüfung nicht mehr akzeptiert wird. „Da ist mindestens ein iPad erforderlich“, so Dolderer.

Schiedsrichter sind Mangelware

„Das war gelinde gesagt eine schwierige Saison“, rief er in seiner Rückschau in Erinnerung. So machte das Wetter den Staffelleitern bereits im November einen dicken Strich durch die Rechnung und sorgte für zahlreiche Spielausfälle. So wurden in der Saison 2017/18 unterm Strich 1 543 Spiele im Bezirk absolviert – und die Verlegungen lagen mit 337 Spielen bei rekordverdächtigen 22 Prozent. Gleichzeitig steige Jahr für Jahr die Zahl der Spiele ohne Schiedsrichter, und Dolderer betonte: „Dem müssen wir entgegenwirken.“

Rückzug von Croatia beeinflusste die Meisterschaftsfrage

Sorgen bereitetet es dem Bezirksvorstand zudem, wenn sich Mannschaften während der Saison aus dem Spielbetrieb zurückziehen. So hatte der Rückzug von NK Croatia Sindelfingen wegen Spielermangels die Meisterschaftsfrage in der Kreisliga A II noch wesentlich beeinflusst. „Dann wird es einfach schwierig und der Ärger ist groß“, erklärte Helmut Dolderer und plädierte dafür, dass solche Mannschaften künftig ein Jahr Zwangspause absolvieren müssten.

Zuschauer haben sich immer weniger im Griff

Erfreulich fand der Bezirksspielleiter dagegen den neuerlichen Rückgang bei den Urteilen des Sportgerichts. So wurden in der letzten Saison 291 Urteile gefällt, nach 324 im Vorjahr. Die Zahl der Nichtantritte war von 96 auf 53 zurückgegangen. Zunehmen würden allerdings die Strafen für das Fehlverhalten von Zuschauern – und da gebe es bei manchen „keine Gürtellinie mehr“, so Dolderer.
Gleichzeitig wies er die in Jettingen versammelten Vereinsvertreter darauf hin, dass es bei 130 Mannschaften in zwölf Staffeln klar sei, dass nicht jeder Vereinswunsch erfüllt werden kann. So wünschte er sich mehr Rücksicht auf andere Vereine – und „weniger unqualifizierte Anrufe“.

Zehn Clubs fehlten unentschuldigt

Die Kür der Staffelleiter stand ebenfalls auf der Tagesordnung: Dabei wurden Walter Gohl (Bezirksliga und B V), Zeljko Klinec (A I, B I und B III), Hans-Jürgen Mayer (B II und B IV), Rainer Winkler (A II und B VI) sowie Gabi Walter (Frauenfußball) einstimmig wiedergewählt. Die Poolungskasse der Bezirksliga wird weiterhin von Daniel Schneck geführt. Insgesamt wurde der Staffeltag von 135 Vereinsvertretern besucht. Immerhin 78 Vereine holten sich die Informationen zum Spielbetrieb aus erster Hand ab, zehn Clubs fehlten unentschuldigt.

Kayh: Bewerbung um den Herberger-Preis

Eine besondere Geste gab es noch für die Sportfreunde Kayh: Richard Armbruster überreichte Michael Boos einen Spielball für die Bewerbung des Gäuclubs um den Sepp-Herberger-Preis. Die Kayher hatten sich mit ihrem Projekt des Online-Marketings beworben. Auf ihrer Facebook-Seite setzen sich die Kicker aus der B-IV-Liga auf meist humorvolle und kreative Art und Weise mit der eigenen sportlichen Leistung und dem Amateurfußball allgemein auseinander. Die mit den Aktivitäten im Netz verbundenen Aufgaben werden auf viele Schultern und ein junges Team verteilt. Die SF Kayh hatten ihr Social-Media-Projekt auch schon auf einem Info-Tag den Bezirksvereinen vorgestellt. Richard Armbruster: „Da Kayh allerdings beim Sepp-Herberger-Preis nicht ausgelobt wurde, gab es den Ball nun als Trostpreis.“

Richard Armbruster und Michael Boos (rechts): Spielball geht an die SF Kayh für das „digitaleEngagement“ Foto: Priestersbach

Aufrufe: 025.7.2018, 07:30 Uhr
Uwe Priestersbach, GäuboteAutor