2024-05-02T16:12:49.858Z

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Stockheims Noah Michel absolviert einen Trainingsabschnitt in den eigenen vier Wänden. Sonst geht er für den Fußball-Hessenligisten TG Friedberg auf Torejagd	Foto: Michel
Stockheims Noah Michel absolviert einen Trainingsabschnitt in den eigenen vier Wänden. Sonst geht er für den Fußball-Hessenligisten TG Friedberg auf Torejagd Foto: Michel

Training allein zu Hause

CORONA: +++ Fußballer-Duo und Gedern/Niddas Drittliga-Handballerin in „Heimarbeiter“-Rollen +++

Nidda/stockheim/Oberau (flo). Eine Botschaft liegt Noah Michel ganz besonders am Herzen. „Die Gesundheit aller steht auf jeden Fall im Vordergrund“, betont der Stockheimer. „Das Wichtigste ist zurzeit, die Lage in den Griff zu bekommen.“ Zweifelsfrei wahre Worte des 24-jährigen Fußballers. Dennoch: Irgendwie muss es weitergehen – auch in sportlicher Hinsicht. Um sich in der in ihrer Länge unbekannten Corona-Pause auf den Tag X der Wiederaufnahme des Spielbetriebs vorzubereiten. Von dem jedoch niemand weiß, ob und wann dieser sein wird. Wie also halten sich die heimischen Sportler fit? Nachgefragt bei Handballerin Kirsten Schindler sowie den beiden Fußballern Noah Michel und Maximilian Fischer.

Eine schwierige Situation sei das, wohlgemerkt für alle Sportler, meint der Stockheimer Michel. „Weil man nicht dem nachgehen kann, was man sonst jeden Tag macht. Da fehlt einfach irgendwas.“ Und das, obwohl der schnelle Angreifer, der im Winter aus beruflichen Gründen vom Fußball-Regionalligisten FC Gießen zum Hessenligisten Türk Gücü Friedberg gewechselt war, trotz der ungewollten Pause nahezu täglich trainiert. Zum einen mit dem Laufplan, den Trainer Carsten Weber (ehemals Viktoria Nidda) seinen Schützlingen zukommen lassen hat, zum anderen mit individuellen Fitnesseinheiten.

„Wir müssen vier Mal pro Woche laufen gehen und haben klare Vorgaben, mit welcher Intensität wir das machen und ob es Intervall- oder Dauerläufe sein sollen“, erzählt Michel. Die Umsetzung wird überprüft, denn die Friedberger Spieler müssen alle Läufe in eine App einstellen, auf die Trainer Weber Zugriff hat. Über diesen Pflichtteil hinaus streut Michel aber noch weitere Trainingseinheiten ein. „Zuhause mache ich mein Kraftprogramm, das ich sonst auch mache. Das ist ein Workout für Bauch, Brust und Oberarme, vereinzelt mache ich auch Übungen an meiner Hantelbank“, schildert der Stockheimer, der bis Sommer 2018 drei Jahre lang für Viktoria Nidda auflief. Das alles mit dem Ziel, „dass ich jederzeit bereit bin, wieder auf dem Platz zu stehen“. Denn genau das fehlt derzeit. „Es ist etwas anderes, vier Mal pro Woche laufen zu gehen als vier Mal mit den Jungs auf dem Platz zu stehen“, sagt Michel. Ob er an eine Fortsetzung der Saison glaube? „Man liest und hört viel, aber ich kenne mich zu wenig aus. Ich hoffe einfach, dass es irgendwann weitergehen kann.“

Diese Hoffnung ist bei Kirsten Schindler mittlerweile erloschen. Genauer gesagt: Seit Mitte der vergangenen Woche und der Mitteilung, dass auch die 1. und 2. Handball-Bundesliga der Frauen die Saison abgebrochen haben. „Das war für mich das Signal, dass auch der der Deutsche Handballbund (zuständig für die 3. Liga; d. Red.) die Saison beenden wird. Es würde aus meiner Sicht keinen Sinn machen, wenn im Damenbereich nur noch wir spielen“, sagt das Eigengewächs des Drittligisten HSG Gedern/Nidda. Doch solange nichts fix ist, gilt die Vorgabe von Trainer Christian Breiler, sich individuell in Form zu halten.

Ob das unter diesen Gegebenheiten schwerfalle? „Es ist momentan echt schwierig, weil man gar nichts weiß“, gesteht die 22-Jährige. „Wenn man nur das Ziel, sich für die Saison fit zu halten, im Kopf hat, wird es dann wirklich schwer. Mir fällt es leicht, weil ich mich bewegen möchte und auch für mich selbst Sport mache.“ Und so wechseln sich in Schindlers sportlichen Corona-Alltag derzeit Ausdauer- und Krafteinheiten ab. „Wir haben ein nahegelegenes Feld, da kann man mal schnell joggen gehen, an einem Tag war ich auch einfach mal zwei Stunden mit dem Fahrrad unterwegs.“ Das Kräftigungstraining absolviert die Niddaerin mit Workouts – bevorzugt im eigenen Garten.

Aber: „Wenn man es gewohnt ist, im Team Sport zu machen, ist es jetzt schon schwierig, das weitgehend alleine zu machen. Man spielt Handball, um sich gemeinsam zu quälen, um ab und an gemeinsam über seine Grenzen zu gehen. Momentan fühlt sich das eher wie die Wochen vor der Vorbereitung an“, erklärt die Studentin der Wirtschaftswissenschaften, deren für die vorlesungsfreie Zeit geplante Klausuren verlegt wurden. Wie also die ungewohnt ausgiebige Freizeit nutzen? „Ich fange an, wieder Spiele zu spielen, Filme zu schauen oder im Garten zu helfen. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mich sozial zu engagieren, irgendwie der Gesellschaft zu helfen. Denn nur zuhause sitzen ist nicht meine Sache, ich brauche eine Aufgabe.“

Die Aufgabe von Maximilian Fischer wäre es normal, mit Toren zum Klassenerhalt der Sportfreunde Oberau in der Fußball-Gruppenliga beizutragen. Der Stürmer, der aufgrund einer Schultereckgelenkssprengung zehn Monate pausieren musste, war einer der großen Hoffnungsträger des heimischen Kreisvertreters. Doch nach nur einem Pflichtspiel (0:2-Niederlage gegen die SG Bruchköbel) ruht der Betrieb nun schon wieder. „Für mich persönlich“, sagt der 30-jährige Fußballer, „ist das natürlich nicht so dolle. Um die richtige Fitness zu bekommen, wäre es schon besser, mit der Mannschaft zu trainieren. Aber es ist wie es ist.“

Stattdessen trainiert Fischer nun individuell. „Wir haben von unserem Trainer die Bitte bekommen, zwei bis drei Mal pro Woche laufen zu gehen.“ Das setzt Oberaus vereinstreuer Torjäger um, arbeitet zusätzlich in den eigenen vier Wänden an seiner körperlichen Konstitution. „Ich mache ein paar Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht.“ Aufgrund der aktuellen Ungewissheit findet es Fischer zwar „schon schwierig, sich selbst zu motivieren. Aber ich mache es für mich, um meine Fitness zu bekommen und bei 80 bis 90 Prozent zu sein, wenn es wieder los geht“.

Zumindest mit dem Mannschaftstraining. Denn: „Dass wir die Runde zu Ende spielen werden, glaube ich Stand jetzt nicht mehr. Die ganzen ausgefallenen Spiele kann man nicht mehr nachholen. Da sollte man vernünftig sein und lieber im August oder September die neue Runde starten.“ Foto: sen/Archiv



Aufrufe: 025.3.2020, 08:00 Uhr
Kreis-AnzeigerAutor