2024-06-14T14:12:32.331Z

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Daniel Deli (r.) ,Trainer beim Kreisligisten TSV Bernbeuren, sieht ein zu hohes Risiko für  kleine Vereine. 
Daniel Deli (r.) ,Trainer beim Kreisligisten TSV Bernbeuren, sieht ein zu hohes Risiko für  kleine Vereine. 

Testspiele: „Kein Verein weiß, wie er sich zu verhalten hat“

Vereine wünschen sich BFV-Vorgaben

Testspiele sind jetzt doch wieder erlaubt. Die Stimmung bei vielen Fußball-Vereinen im Landkreis Weilheim-Schongau ist zwiegespalten.

Landkreis – Einerseits begrüßen sie die Entscheidung des bayerischen Innenministeriums, nun doch Testspiele zuzulassen. Andererseits sehen sie hinsichtlich des Ablaufs der Begegnungen noch viele ungeklärte Fragen, wie eine Umfrage am gestrigen Vormittag ergab. Ob die für die kommenden Tage angesetzten Partien alle stattfinden, war bis Redaktionsschluss noch nicht sicher.

SV Wielenbach: Offene Fragen bei Zuschauern und Schiedsrichtern

Rein am Sportlichen „scheitert es sicher nicht“, sagt Christoph Wiedemann, Abteilungsleiter des SV Wielenbach. Der A-Klassist – seit einer Woche im Training – hätte am Sonntag den SC Böbing zu Gast. Als problematisch sieht Wiedemann eher das Drumherum an. Zuschauer sind bei den Partien nicht erlaubt. „Vom Sportgelände kann ich sie verweisen. Aber wenn sie in der Wiese nebenan stehen – ist das dann mein Problem?“, fragt der Spartenchef.

Er wisse auch noch nicht, „wie es mit den Schiedsrichtern aussieht“. Viele Unparteiische, die in unteren Ligen pfeifen, sind im fortgeschrittenen Alter. „Die Frage ist, ob die sich das mit Blick auf Corona antun“, so Wiedemann. Gemäß einer Mitteilung des Bayerischen Fußballverbands soll „in den kommenden Tagen ein handhabbares Hygienekonzept“ präsentiert werden. Wenn dieses bis Sonntag fehle – „dürfen wir dann überhaupt spielen?“, so Wiedemann.

Daniel Deli: Was-wäre-wenn-Szenarien „hätten dem BFV gut zu Gesicht gestanden“

Auch Daniel Deli, Trainer des Kreisligisten TSV Bernbeuren, vermisst speziell auf Test- und Punktspiele zugeschnittene Vorgaben seitens des BFV. Er hofft, dass derlei baldmöglichst kommt. Denn „kein Verein weiß, wie er sich zu verhalten hat“, sagt der Coach. Schon als es hieß, am 1. September solle die Saison fortgesetzt werden, hätten entsprechende Konzepte oder zumindest Was-wäre-wenn-Szenarien „dem BFV gut zu Gesicht gestanden“, sagt Deli.

Ein Klub in der Größenordnung des TSV Bernbeuren „kann sich doch nicht anmaßen, ein eigenes Konzept auf die Beine zu stellen“. Das Risiko, da etwas zu übersehen, ist dem Coach zufolge für die Vereine einfach zu groß. Deli hat auf der anderen Seite auch Verständnis dafür, dass Entscheidungen in Corona-Zeiten nicht leicht zu fällen sind und Vorgaben schnell überholt sein können. Sollte der BFV also doch schon ein Konzept erstellt haben, „nehme ich meine Kritik zurück“.

Bernbeurens Testspiel gegen SV Ohlstadt unsicher

Ob der TSV wie geplant am Sonntag gegen den SV Ohlstadt antritt, konnte Deli am Donnerstag noch nicht sagen. Er gehe davon aus, „sofern ich vom Gegner oder von meiner Mannschaft nichts anderes höre“. Klar ist für ihn aber auch: Wenn es nötig sein wird, „noch zu warten, dann werden wir in den sauren Apfel beißen“, sagt Deli. Fußball sei eine schöne Sache, aber nicht das Wichtigste – zumal in Corona-Zeiten. Als Unternehmer bekomme er viel von wirtschaftlichen Problemen und Sorgen der Menschen hinsichtlich ihres Arbeitsplatzes mit.

Helmut Karg, Abteilungsleiter beim Kreisligisten SV Polling, ist guter Dinge, dass das Testspiel am Samstag gegen den FC Penzing über die Bühne geht. „Zu 99 Prozent findet es statt. Der Trainer und die Spieler – alle wollen spielen“, sagt Karg. Die Vorgaben einzuhalten, werde nicht einfach. Doch für den Fußball „machen wir ja alles“, sagt Karg mit einem Schmunzeln. Er setzt hinzu: „Wir dürfen es aber auch nicht mit Gewalt durchziehen. Mit dem Virus sind wir noch längst nicht durch.“ In Corona-Zeiten gilt: „Alles, was nicht sein muss, muss nicht sein.“ Karg hofft, dass die Verbandsoberen nun die Testspiele ganz genau beobachten, um zu sehen, was machbar ist und wo es hakt. Er sieht das Ganze auch als Chance. „Einen Probelauf muss man mal machen.“

SV Raisting hat endlich wieder ein Ziel vor Augen

Das neue Sportheim des SVP bietet optimale Bedingungen: „Wir haben vier Kabinen, da können wir gut zwei Mannschaften unterbringen.“ Schwieriger wird es da schon, Zuschauer auszusperren. Die Gaststätte im Sportheim besitzt einen Balkon. Und auf dem können – mit gebotenem Abstand untereinander – Gäste Platz nehmen und aufs Feld schauen. „Die sind ja offiziell keine Zuschauer“, sagt Karg. Er appelliert „an die Vernunft aller Beteiligten“. Offiziell sind Zuschauer nicht zugelassen, die Fans müssten sich eben auch daran halten. „Das gehört dazu“, so der Spartenchef. “

Froh, dass wieder gespielt werden kann, ist Johannes Franz, Trainer des Bezirksligisten SV Raisting. „Gefühlt war es eine Ewigkeit an Pause. Das zehrt schon auch an der Motivation fürs Training“, so der Coach. Umso besser ist es nun, dass „wir wieder ein Ziel vor Augen haben – zumindest mit Testspielen“. Am Samstag (16 Uhr) treten die Raistinger zu Hause gegen den TSV Ziemetshausen an. Das Team aus der Nähe von Thannhausen führt im Kreis „Donau“ die Kreisliga West an.

Vor Anpfiff am Samstag „noch einiges zu tun“

Die Raistinger gehen „weitestgehend komplett“ in die Partie. Auf dem Sportgelände ist vor dem Anpfiff „noch einiges zu tun“, sagt Franz schmunzelnd. Bis dato fehlte die Spielfeldmarkierung, die Tornetze müssen noch angebracht werden. Was die Maßnahmen gegen Corona angeht, „weiß ich noch nicht genau, wie es läuft“, sagt der Coach. Bei einem Treffen mit den Vereinsfunktionären soll alles Erforderliche abgeklärt werden. Die Testpartien hat Franz schon vor Wochen ausgemacht. Jetzt ist die Erlaubnis da – „und dann spielen wir auch“, betont er.

(Paul Hopp)

Aufrufe: 031.7.2020, 09:32 Uhr
Schongauer Nachrichten / Paul HoppAutor