2024-04-29T14:34:45.518Z

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SV Hinterzarten: Langes Warten auf den Clubhausbau

Jetzt soll ein Neubau den maroden Teil ersetzen +++ Die Kosten dafür werden auf rund 500 000 Euro geschätzt

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Der Sportverein Hinterzarten steht vor einer gewaltigen finanziellen Herausforderung. Der marode Teil des vor 50 Jahren eingeweihten Clubhauses muss abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Kosten belaufen sich auf nahezu eine halbe Million Euro.
Die Vorbereitungen für das Mammutprojekt sind im vollen Gange. Dass der Bau eines Vereinshauses zuweilen eine harte Geduldsprobe ist, erfuhren die Vereinsverantwortlichen in den 1950er und 1960er Jahren. Nach einer längeren Planungsphase dauerte es vom Baubeginn bis zur endgültigen Fertigstellung sieben Jahre. Ein Blick in die Geschichtsbücher und die Bauakten der Gemeinde zeigt interessante Details und rufen so manche Erinnerung wach.

Der erste Sportplatz in Hinterzarten befand sich auf dem Sonnenbühl. Ende der 1940er Jahre spielten dort die Männer Fußball, die Frauen Feldhandball. Nachdem die Gemeinde Anfang der 1950er Jahre das Gelände als Baugebiet auswies, herrschte Ratlosigkeit, drohte sogar die Auflösung des 1948 gegründeten Vereins. Nach einem Zwischenaufenthalt in Hölzlebruck stellte Otto Vögtle, Wirt des Hotels "Lafette" und großer Gönner des Vereins, ein Grundstück oberhalb des Gasthauses zur Verfügung. Ein Clubhaus gab es aber nicht. Die Spieler haben sich in der Scheune umgezogen, Heugabeln dienten als Kleiderständer. Nach dem Spiel konnten sich die Akteure an einem großen, hölzernen Zuber in der Waschküche des Hotels von Schweiß und Schmutz säubern.

Ein wahrer Glücksfall für den Verein war die Wahl von Franz Weiler zum Vorsitzenden. Der einstige Masseur der deutschen Olympiamannschaft war ein Sportfanatiker im besten Sinne. Mit einem Vorstoß beim damaligen Bürgermeister Albert Ketterer brachte er den ersten Stein für den Bau eines neuen Fußballplatzes ins Rollen. In seinem Antwortschreiben vom 22. Dezember 1952 betonte der Schultes: "Wir freuen uns, Ihnen nach Anhörung der Kurkommission und mit endgültiger Zustimmung durch den Gemeinderat in seiner Sitzung vom 19. Dezember 1952 nach langem Bemühen endlich einen geeigneten und zwar gemeindeeigenen Platz als Sportplatzgelände auf dem neu erworbenen Gelände unter der Bahn sozusagen als Weihnachtsgeschenk zur Verfügung stellen können." Ketterer mahnte an, dass er und der Gemeinderat ein hohes Maß an Eigenleistung der Fußballer erwarten.

HSV-Vorsitzender Weiler bedankte sich für die Zustimmung zum Sportplatz, betonte aber auch die Notwendigkeit eines Clubhauses. Doch bis es so weit war, dauerte noch. Die Genehmigung des Landratsamts für die Errichtung eines Umkleidehauses datiert vom 21. August 1958. Das Sportareal sollte zudem um eine 100-Meter-Bahn sowie eine Weitsprung- und Hochsprunganlage ergänzt werden.

Offizieller Baubeginn war im Frühjahr 1959. Die Firma Adolf Laule aus Hinterzarten begann mit den Maurerarbeiten für Umkleideräume, Dusche, Toiletten und verschiedene Geräteräume. Lange Zeit blieb es beim Provisorium Rohbau. Immer wieder wurde der Verein vertröstet. Am 26. Juni 1963, richtete der damalige Vorsitzende Karl Mundinger einen "Brandbrief" über das unvollendete Werk an Ketterer und den Gemeinderat.

Waschen in einer Wasserpfütze

Der Verein habe sich mit dem morastigen Platz abgefunden. Die Fußballer wünschten sich aber endlich ein fertiges Clubhaus mit Wasser- und Abwasseranschluss sowie einer Stromversorgung. Nach einem Regenspiel auf dem Moorplatz mussten sich die Kicker in einer zehn Zentimeter hohen Wasserpfütze neben dem Parkplatz waschen: "Dieser Zustand ist nicht länger tragbar." Mundinger ahnte 1963, es war das Jahr des Aufstiegs der Fußballmannschaft in die A-Klasse: "Die Wand zum Sportplatz hin muss unserer Ansicht nach abgerissen und neu aufgemauert werden. Leute von auswärts lachen uns aus, wenn sie sehen, dass das vor fünf Jahren begonnene Clubhaus nun bald wieder auseinanderfällt." Der Verein sei nicht mehr gewillt, sich ständig vertrösten zu lassen. Nach Erinnerungen von Zeitzeugen hatte die Wand im kalten Winter 1962/63 unter dem strengen Frost Schaden genommen. Wegen des fehlenden Stromanschlusses und noch nicht gesetzter Türen konnte das Clubhaus nicht beheizt werden.

Am 23. Juli 1963 fasste der Gemeinderat den Beschluss, das Clubhaus an Strom- und Wasserversorgung anzuschließen. Die Firma Unruh hatte sich bereit erklärt, die Frostschäden am Bau zu beheben. Gemeindearbeiter begannen mit der Verlegung der Wasserleitungen und Stromkabel. Die HSV-Mitglieder sollten die Installationen und Schreinerarbeiten erledigen. Die Gemeinde stellte das Material.

1964 wurde die Ölfeuerungsanlage installiert, im darauf folgenden Winter der Innenausbau fortgesetzt. Es dauerte aber noch bis 1966, ehe alle Restarbeiten erledigt waren. Die Kosten beliefen sich auf 103 912 D-Mark. 1980 wurde die Gaststätte erweitert, im Jahr 2006, rechtzeitig zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, der neue Kunstrasenplatz eingeweiht. Das niederländische Nationalteam hatte damals im Parkhotel "Adler" Quartier bezogen, viele in Hinterzarten gastierende Besucher aus Holland feierten gemeinsam mit dem Sportverein Platzeinweihung und Fußballweltmeisterschaft.
Aufrufe: 022.6.2016, 00:00 Uhr
Dieter Maurer (BZ)Autor