2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Herausforderung nach drei Abstiegen in Folge: Hisham Aqabli, neuer Headcoach des SV Bad Tölz, muss für Zusammenhalt in der Mannschaft sorgen, soll Ruhe und Disziplin hineinbringen. Foto: Ewald Scheitterer/Archiv
Herausforderung nach drei Abstiegen in Folge: Hisham Aqabli, neuer Headcoach des SV Bad Tölz, muss für Zusammenhalt in der Mannschaft sorgen, soll Ruhe und Disziplin hineinbringen. Foto: Ewald Scheitterer/Archiv

SV Bad Tölz auf der Suche nach dem Fangnetz

Absturz des SVBT bis in die A-Klasse

Was für ein Absturz: Vor vier Jahren klopfte der SV Bad Tölz als Tabellendritter noch an der Tür zur Landesliga an. Jetzt spielt die Mannschaft nach drei Abstiegen in Folge drei Klassen tiefer in der A-Klasse. Nicht der Anspruch des selbstbewussten Vereins.

„Wir müssen jetzt Ruhe und Disziplin reinbringen“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Franz Erhart. Gelingt das, wäre ein Fangnetz gefunden, und der Club kann sich mittelfristig wieder nach oben orientieren. Erhart: „Wenn wir es nicht schaffen, stehen uns weiter schwere Zeiten ins Land.“

Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Unter dem damaligen Bezirksliga-Trainer Daniel Heidemann spielte der beste SV Bad Tölz jemals an der Spitze mit. Es war ein eingeschworener Haufen mit Top-Stimmung, jeder wollte unbedingt für die Mannschaft spielen, alles geben. Dann nahm der erfolgreiche Coach ein Angebot im Nachwuchs des FC Bayern München wahr. Der SV spielte noch eine Saison im Mittelfeld der Bezirksliga, bevor der Niedergang seinen Lauf nahm.

Der Grund liegt einerseits darin, dass der SV kaum Spieler aus dem eigenen Nachwuchs herausbrachte. Andererseits daran, dass es nach Heidemann nicht gelungen ist, den riesigen Teamgeist und das Mannschaftsgefüge zu bewahren. „Das ist komplett schief gegangen“, sagt Erhart. Wobei Heidemann auch große Fußstapfen hinterlassen habe. „Ihm als Trainer nachzufolgen, war eine extreme Herausforderung“, verteilt der SV-Abteilungsleiter Lorbeeren an den Erfolgscoach.

Zeitweise versuchten es die Tölzer mit einer Transfer-Strategie. Es kamen viele externe Spieler, die aber genauso schnell wieder gegangen waren. Auch zwischen Trainern und Spielern gab es immer wieder Reibungen. Differenzen über den Umgang miteinander, über Spielsystem und -philosophie. Die Auseinandersetzung gipfelte damals darin, dass Thomas Angermeier seine Kapitänsbinde ablegte, Max Gögler sein Amt als Co-Trainer. Unzufriedenheit statt Zusammenhalt. Schließlich trennte man sich vom damaligen Übungsleiter Thomas Dötsch. Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga verloren die Tölzer den einen oder anderen Leistungsträger. „In der Kreisliga war es noch gar nicht so schlimm“, sagt Erhart. Doch nach dem Durchmarsch in die Kreisklasse fielen etliche Führungsspieler weg.

Es ging von Anfang an gegen den erneuten Abstieg. Nur noch eine Handvoll Spieler aus dem Bezirksliga-Team lief auf – und auch die zuletzt nicht mehr. Der Klassenerhalt misslang. Auch weil beim Training kein Gedränge herrschte und Disziplin nicht zu den Stärken des Teams gehörte. Unerklärlich schwache Leistungen besiegelten den Abstieg. In der Rückrunde holte der SV nur noch acht Punkte. In der Relegation verloren die Tölzer sang- und klanglos gegen den BCF Wolfratshausen II, nachdem auch Trainer Rudolf Reupold entnervt hingeworfen hatte.

Jetzt verlassen weitere Spieler den Verein. Doch es gibt Hoffnung. „Von Auflösungserscheinungen keine Spur“, meint Erhart. Den Abgängen stehen acht bis zehn neue Spieler aus der Umgebung gegenüber, die sich dem Verein anschließen wollen. Die Pässe liegen zum Teil schon auf dem Tisch. Erhart: „Für einen Neuanfang war der Abstieg vielleicht gar nicht so schlecht.“

In das neue Trainer-Trio setzen er und Team-Manager Michael Zauner nun aber große Hoffnungen. Hisham Aqabli als Headcoach sowie Tobi Bernwieser als Co-Trainer mit Unterstützung von Hans Adlwarth sollen die Tölzer wieder in ruhigeres Fahrwasser lenken. „Sie kommen aus dem Verein, Hisham ist beliebt, für viele ein Idol, kann sich aber trotzdem durchsetzen“, sagt Erhart. Der 39-jährige Deutsch-Marokkaner wird nicht mehr selbst spielen, nur noch von der Linie coachen. Er soll aus den Spielern eine Einheit formen. Die Talente sollen sich wieder darum reißen, für den SV zu spielen.

Denn auch der wegbrechende Unterbau ist ein Problem, das aber nicht nur die Tölzer treffe, meint Erhart. „Wir müssen darum kämpfen, die Spieler nach den C-Junioren bei der Stange zu halten.“ Zeitweise hörten so viele Kicker auf, dass die Tölzer keine A- und B-Junioren zusammenbrachten – und nicht nur der SV. „Man sieht ja, wie viele Spielgemeinschaften es im Nachwuchsbereich in der Region gibt“, sagt Erhart. So weit ist es aber im Erwachsenen-Fußball noch nicht. Eine Spielgemeinschaft mit Rot-Weiß kommt vorerst nicht über die Status eines Gedankenspiels hinaus. Erhart: „So wie es aussieht, haben wir kommende Saison mehr als 30 Spieler für Erste und Zweite im Kader.“ Die sollen zusammen mit dem Trainer-Team dafür sorgen, den Niedergang zu stoppen.

Aufrufe: 021.6.2018, 10:34 Uhr
Tölzer Kurier / Nick SchederAutor